Ex-Benko-Investor: "Zahlen stimmten nicht"
René Benko und seine Signa-Gruppe haben das Vertrauen der Investoren verloren. Diese forderten ihn vergangene Woche in einem Brief zum Rückzug auf.
Ein früherer Investor, der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, scheint das Vertrauen in den Immobilien-Milliardär bereits vor Jahren verloren zu haben. "Ich bin 2016 bei Signa als Aktionär ausgeschieden, weil die Zahlen, die mir vorgelegt wurden, nicht mit dem übereinstimmten, was uns Benko in den Sitzungen vorgetragen hat", sagte der ehemalige Porsche-Chef dem deutschen "Handelsblatt".
Nach Angaben von Wiedeking gegenüber der deutschen Zeitung habe er Benko direkt auf die widersprüchlichen Zahlen angesprochen. "Er konnte das auch nicht erklären", erinnert sich Wiedeking. Dann sei er ausgestiegen.
Gründe für Rückzug waren unbekannt
Er machte dem Zeitungsbericht zufolge keine Angaben darüber, um welche Zahlen es sich genau handelte. Wiedeking habe seinen Ausstieg bei Signa Anfang 2017 bekannt gegeben, ohne jedoch auf die Gründe einzugehen.
Zeitweilig sei Wiedeking im Beirat der Dachgesellschaft Signa Holding sowie im Aufsichtsrat der Immobilienfirma Signa Prime Selection vertreten gewesen. Die Wiedeking-Familie sei daran mit vier Prozent beteiligt gewesen.
Benko mit dem Rücken zur Wand
Das undurchsichtige Firmen-Konstrukt von René Benko, das in Summe rund 1.000 Unternehmen bündeln soll, steht mit dem Rücken zur Wand.
Mehrere Investoren hatten laut "Handelsblatt" eine mangelhafte Transparenz beklagt; die Unternehmer Roland Berger sowie Torsten Toeller, Gründer der deutschen Tiernahrungskette Fressnapf, kündigten öffentlich den Verkauf ihrer Anteile an. Am Dienstag stufte die US-Ratingagentur Fitch zudem die Kreditwürdigkeit der Signa Development AG auf Ramsch-Niveau herab.
Zuletzt ging auf der Baustelle eines Prestige-Projekts der Signa, dem Hamburger Elbtower, nichts weiter, weil die Baufirma nicht bezahlt worden sei.
Milliardenschulden
Bei der Signa Prime, die die größten und luxuriösesten Immobilien wie das Goldene Quartier oder das Park Hyatt in Wien hält, sollen sich die Bankschulden bereits auf 10,8 Milliarden Euro angehäuft haben.
Insider berichten unterdessen von Panik bei der Signa: "Keiner weiß, wie es dem Unternehmen wirklich geht", sagte einer dem "Handelsblatt". "Keiner weiß, wie hoch die Schulden insgesamt sind und was die Assets wirklich wert sind."
Saudi-Millionen zur Rettung?
Unklar ist, wie viel Geld wirklich gebraucht wird, um die Unternehmensgruppe wieder auf Kurs zu bringen. Die Rede ist von Verhandlungen über eine Kapitalspritze von 200 bis 400 Millionen Euro.
Die kurzfristigen Schulden sollen sich Medienberichten zufolge auf zwei Milliarden Euro belaufen, 1,3 Milliarden sollen heuer noch fällig werden.
Dieses Geld dürfte nun aber noch schwerer zu bekommen sein. Der "Spiegel" berichtete, dass Benko selbst mit dem saudi-arabischen Staatsfonds (PIF) über eine mögliche Geldspritze verhandeln soll. Die Skepsis unter den Gesellschaftern sei jedoch groß. "Ich kenne niemanden und kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Benko noch Geld gibt", sagt ein Signa-Manager dem "Spiegel".
Zusammenfassung
- René Benko hat das Vertrauen der Investoren verloren. Der Ex-Chef von Porsche war aber bereits 2016 misstrauisch.
- "Die Zahlen, die mir vorgelegt wurden, stimmten nicht mit dem überein, was uns Benko in den Sitzungen vorgetragen hat", so Wendelin Wiedeking.
- Er machte dem Zeitungsbericht zufolge keine Angaben darüber, um welche Zahlen es sich genau handelte.
- Das undurchsichtige Firmen-Konstrukt von René Benko, das in Summe rund 1.000 Unternehmen bündeln soll, steht mit dem Rücken zur Wand.
- Unklar ist, wie viel Geld wirklich gebraucht wird, um die Unternehmensgruppe wieder auf Kurs zu bringen.