Hypo TirolAPA/dpa/Felix Kästle (2016)

Fehlende Unterstützung

Hypo Tirol "ist Geschichte" im Profi-Volleyball

19. Feb. 2025 · Lesedauer 3 min

Der österreichische Volleyball-Serienmeister Hypo Tirol hat am Mittwoch in Innsbruck den Rückzug aus dem Profisport bekannt gegeben.

Die gesamte Profiabteilung und der Vorstand werden sich nach der laufenden Saison zurückziehen. Der große Knackpunkt für diese folgenschwere Entscheidung sei laut Manager Hannes Kronthaler die fehlende Unterstützung des Verbands und auch einiger Landesunternehmen in Sachen Sponsoring. Die Nachwuchsabteilung soll vorerst weitergeführt werden.

"Der Spitzensport ist Geschichte, ich ziehe mich aus der Öffentlichkeit zurück", sagte Kronthaler im Rahmen einer Pressekonferenz. Vor allem eines sei für den Tiroler ausschlaggebend für die Entscheidung, nach gut 25 Jahren dem Spitzensport den Rücken zuzukehren: der Stillstand.

In der Liga tue sich nichts, im ÖVV (Österreichischer Volleyball Verband) gebe es keine erkennbare Weiterentwicklung. "Trotzdem wäre ich gerne verführt worden, es weiterzumachen. Es gibt aber keinen Grund mehr", meinte Kronthaler.

Der PULS 24 Livestream:

Spitzensport finde "kein Gehör"

Gerade in der Politik finde der Spitzensport laut dem Hypo-Tirol-Manager "kein Gehör". Er habe sich vor einiger Zeit mit anderen hochrangigen Sportvereinen in Tirol, darunter auch Fußball-Bundesligist WSG Tirol, mit dem Landeshauptmann und den Landesunternehmen zusammengesetzt, um den Sport weiterzuentwickeln.

"Umsonst - jeder Trachtenverein wird besser behandelt als wir. Die Veranstaltung war, gelinde gesagt, eine Respektlosigkeit gegenüber jedem heimischen Sportmanager. Ich habe den Glauben verloren, dass sich was ändert", sagte der 59-Jährige.

Bei all der Kritik und dem Rückzug aus dem Profigeschäft fühle sich der Verein und Kronthaler allerdings "dem Nachwuchs verpflichtet und Sportdirektor Stefan Chrtiansky wird den noch zwei Jahre hauptberuflich organisieren".

Hannes KronthalerAPA/Georg Hochmuth

Hannes Kronthaler: "Jeder Trachtenverein wird besser behandelt als wir."

Kronthaler-Sohn mit Hypo-Verbot

Nach zwei Jahren werde sich der Verein einen neuen Obmann suchen müssen. Jedoch ohne die Familie Kronthaler: "Ich habe meinem Sohn verboten, Hypo zu übernehmen. Die Familie Kronthaler hat in all den Jahrzehnten absolut genug für den Volleyball-Sport getan."

Tirols Landeshauptmannstellvertreter und Sportlandesrat Philip Wohlgemuth (SPÖ) erklärte indes in einer Reaktion gegenüber der APA, dass er die Entscheidung Kronthalers "überrascht und mit großem Bedauern" aufgenommen habe: "Es ist ein großer Verlust für die Tiroler Sportszene."

Es tue ihm leid, "wenn Hypo Tirol und Hannes Kronthaler in der Vergangenheit negative Erfahrungen mit dem Land oder Landesunternehmen gemacht hat." "Ich habe als neuer Sportlandesrat seinen heutigen Weckruf jedenfalls gehört", versicherte der erst seit Dezember vergangenen Jahres amtierende Wohlgemuth.

Den Vorwurf der mangelnden finanziellen Unterstützung wollte der Sportlandesrat allerdings so nicht stehen lassen. "In den vergangenen fünf Spielzeiten wurden dem Team von Seiten des Landes Förderungen in Höhe von insgesamt etwa 620.000 Euro gewährt, was einem Durchschnitt von 125.000 Euro pro Saison entspricht. Damit zählt das Hypo-Tirol-Volleyballteam zu einem der am höchsten geförderten Sportvereine in Tirol", betonte der SPÖ-Politiker.

Der in dieser Saison noch ungeschlagene Cupsieger ist mit 12 österreichischen Meistertiteln und sechs Cupsiegen der zweiterfolgreichste nationale Volleyballverein. Die fehlende Konkurrenz verleitete die Innsbrucker 2017 sogar zur Nutzung einer sogenannten Wildcard in der deutschen Bundesliga.

Dabei gingen die Tiroler eine Kooperation mit dem deutschen Verein TSV Unterhaching ein, um als "Hypo Tirol Alpenvolley Haching" bis 2020 in Deutschland spielen zu können. In der ersten Saison erreichte die Spielgemeinschaft sogleich das Play-off und den dritten Platz.

Auch internationale Erfolge

Auch auf europäischer Ebene gelangen Hypo Tirol einige Erfolge. Sie gewannen die Mitteleuropäische Volleyball-Liga (MEVZA) dreimal und standen fünf weitere Male im Finale.

Auf höherer Ebene, der CEV-Champions-League, erreichten die Innsbrucker in der Saison 2009/10 die Top 6, während sie auch einmal Rang drei im CEV-Top-Team-Cup (2003/04) erkämpften. Das Team war 1997 gegründet worden.

Zusammenfassung
  • Hypo Tirol zieht sich nach der laufenden Saison aus dem Profivolleyball zurück, da laut Manager Hannes Kronthaler die Unterstützung des Verbands und der Landesunternehmen fehlt. Die Nachwuchsabteilung wird jedoch weitergeführt.
  • Tirols Sportlandesrat Philip Wohlgemuth zeigt sich überrascht und bedauert Kronthalers Entscheidung. Er betont, dass Hypo Tirol in den letzten fünf Jahren Förderungen in Höhe von insgesamt 620.000 Euro erhalten hat.
  • Hypo Tirol ist mit 12 österreichischen Meistertiteln und 6 Cupsiegen der zweiterfolgreichste nationale Volleyballverein. Der Verein erzielte auch internationale Erfolge, darunter drei Siege in der Mitteleuropäischen Volleyball-Liga.