Salzburg verliert den Trainer und zwei Punkte gegen WAC
Allen Journalistenfragen zum Trotz blieb Marsch am Mittwochabend standhaft. "Lass uns in ein paar Tagen darüber reden", meinte der US-Amerikaner. Doch nicht einmal 14 Stunden später folgte die Bestätigung, bereits am Donnerstagnachmittag nahm er dazu Stellung, dass er nun Bayerns Neo-Coach Julian Nagelsmann bei RB Leipzig nachfolgt.
Wohl auch deshalb wirkte Marsch trotz Punkteverlust am Abend zuvor gelöst. "Ich schätze meine Erfahrung hier in Salzburg so sehr", gab er auf Sky zu Protokoll. "Vor zwei Jahren haben nicht viele den Namen Jesse Marsch gehört. Ich war ein junger Trainer aus Amerika, ich habe viel hier gearbeitet und so viel genossen. Ich bin sehr dankbar, egal was passiert, für die ganze Erfahrung hier. Wir sind noch nicht fertig."
Das galt am Mittwochabend offenbar auch noch für die Verhandlungen. "Noch ist es nicht vollzogen. Wir sind seit Mittag in Gesprächen mit Leipzig. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", erklärte Salzburgs Geschäftsführer Stephan Reiter vor der WAC-Partie. Sportdirektor Christoph Freund präzisierte. "Zwischen den Vereinen geht es immer dann, wenn so etwas ist, um die Ablöse. Es gibt keine Ausstiegsklausel. Leipzig ist interessiert, Jesse Marsch zu verpflichten. Deswegen gibt es diese Gespräche", erklärte Freund im ORF.
Sportlich wollte sich Marsch ganz auf das Cupfinale am Samstag in Klagenfurt konzentrieren. Die erhoffte Extraportion Selbstvertrauen konnte man sich gegen den WAC zwar nicht holen, sie dürfte bei den "Bullen" aber ohnehin nur bedingt vonnöten sein. Spielerisch dominierte man die Partie klar, hatte zahlreiche Chancen, aber lange kein Glück. Ganz im Gegenteil war die Rotationself in der 68. Minute plötzlich im Pech, weil Startelfdebütant David Affengruber Michael Liendls Freistoß per Kopf ins eigene Tor bugsiert hatte.
Pechvogel Affengruber erhielt von Marsch aber eher Lob denn Schelte. "Er hat eine unglaubliche Persönlichkeit, er ist ein Anführertyp", stellte Marsch fest. Der 20-jährige ÖFB-Nachwuchsteamkicker habe "viel Selbstvertrauen, glaubt an sich" und werde sich durch den Lapsus nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Auch andere Startelf-Youngster wie Luka Sucic (18/"Er war überragend") oder Nicolas Seiwald (19/Spielt in jedem Spiel gut und konstant") bekamen verbale Streicheleinheiten. Für Adeyemi, der mehrere Aktionen voller Schnelligkeit, Dynamik, Durchsetzungsvermögen und technischer Finesse, aber auch Ungestümes zeigte und zweimal die Latte traf, galt das sowieso. "Er war der gefährlichste Spieler am Platz, hat sich mit dem Tor belohnt", freute sich Marsch.
Eigentlich hätte es aber schon viel früher im Tor von WAC-Goalie Manuel Kuttin "klingeln" müssen. "Wir waren zu wenig scharf vor dem Tor", monierte Marsch, der schon beim knappen 2:1-Sieg im "Hinspiel" am Sonntag im Lavanttal eine ähnliche Schwäche hatte konstatieren müssen. Sorgen mache er sich aber keine. "Wir haben vorne so viel Qualität. Wir können eine Phase haben, wo man vor dem Tor nicht so scharf ist. Aber insgesamt, wenn wir Chancen kreieren, geht das normalerweise in die richtige Richtung."
Beim WAC, der sich kaum nennenswerte Chancen erspielte, jubelte man nach dem 3:2-Erfolg im Dezember schon wieder in Wals-Siezenheim. "Glück gehört vor allem gegen Salzburg dazu, sonst kann es bitter enden", meinte Kapitän Liendl auf Sky. "Es war ein glücklicher Punkt, aber nicht ganz unverdient, weil wir alles reingeschmissen haben." Ihm war auch klar, dass der Zähler "für uns noch wichtig sein kann", schließlich haben die Kärntner nach wie vor Platz drei im Visier.
Aktuell fehlen vier Punkte auf das drittplatzierte Sturm Graz. Trainer Roman Stary glaubt daran. "Ich habe ein sehr gutes Gefühl, weil ich um die Qualität der Mannschaft Bescheid weiß. Unsere direkten Gegner müssen alle noch gegen Salzburg spielen. Wir haben jetzt vier Endspiele, da werden wir alles reinhauen. Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können."
Zusammenfassung
- Trotz zahlreicher Einschussmöglichkeiten musste die B-Elf am Ende des 1:1 gegen den WAC fast froh sein, überhaupt einen Zähler aufs Konto buchen zu dürfen.
- Der Ausgleich durch Karim Adeyemi ließ Coach Jesse Marsch aufatmen.
- Wohl auch deshalb wirkte Marsch trotz Punkteverlust am Abend zuvor gelöst.
- Beim WAC, der sich kaum nennenswerte Chancen erspielte, jubelte man nach dem 3:2-Erfolg im Dezember schon wieder in Wals-Siezenheim.