Peking wird speziell - Nur wer in den Loop kommt, spielt mit
Das Internationale Olympische Komitee und China, das damit erster Ausrichter von Sommer- und Winter-Olympia wird, haben alles daran gesetzt, die XXIV. Winterspiele stattfinden zu lassen. Eine Verschiebung um ein Jahr wie bei den Sommerspielen in Japan, wurde offiziell nie in Betracht gezogen. Zumal man aus Tokio die Erkenntnis gewann, dass es machbar ist. Im Bann der Omikron-Welle stiegen die Covid-19-Infektionszahlen weltweit an, anders als in Japan dürfen aber nur vollständig Geimpfte zu den Spielen einreisen bzw. müssen Ungeimpfte vor Ort drei Wochen in Quarantäne.
Bereits vor einem Monat wurden die Sportstätten abgesperrt und das Olympia-Personal wie Freiwillige, Reinigungskräfte, Köche und Fahrer abgeschottet. Tägliche Tests und ständiges Maskentragen sind Pflicht. Sollte es im Straßenverkehr einen Unfall geben, wird die Bevölkerung angehalten, nicht Hilfe zu leisten, sondern sich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte fernzuhalten. Für die Nordischen, Biathleten, Snowboarder und Ski-Freestyler geht es nach der Landung nach Zhangjiakou (ca. 100 km nordwestlich von Peking), für die Alpinen nach Yanqing (ca. 74). Die Hallen-Eissportler performen in Peking, teilweise in Sportstätten von Sommer-Olympia 2008.
Wer in den ominösen Closed Loop - also die geschlossene Blase - rein, sich dort unter Anführungszeichen frei bewegen und bei den Bewerben mitmachen will, muss nach einer vorhergegangenen Infektion einen Ct-Wert von 35 und höher aufweisen. Ansonsten geht es in eine Isolationseinrichtung - symptomlos in ein Hotel, mit Symptomen in ein Spital. Die Einrichtungen sollen guten Standard haben, wurde versichert.
Sieht sich das IOC mit Rücktrittsforderungen von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch konfrontiert und China mit politischem Boykott vieler Länder sowie Spionagevorwürfen via die für alle Olympiateilnehmer verpflichtend zu befüllende App "My 2022", so wünscht sich Karl Stoss, der Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees, dass sich die Athletinnen und Athleten auf den Sport konzentrieren können.
"Der Sport darf darunter nicht leiden und man darf nicht die Sportlerinnen und Sportler dafür missbrauchen. Deshalb gibt es auch eine Diplomatie und eine Politik, die diese Probleme zu lösen hat", sagte er im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur. Bei 14 bis 17 Medaillen spricht Stoss von einem Erfolg. Je nach Infektionsgeschehen und wie hart das ÖOC-Team getroffen werde, müsse das dann aber relativiert werden. Einstellen müssen sich alle auch auf kalte Temperaturen, bis zu minus 20 sind vorhergesagt.
Bei den Winterspielen in der kommunistisch regierten Volksrepublik sind sieben internationale Fachverbände mit ihren Sportarten und Disziplinen vertreten. Der internationale Skiverband Ski (FIS) freut sich über 55 Medaillenentscheidungen (Alpin 11, Skispringen 5, Nordische Kombination 3, Skilanglauf 12, Snowboard 11, Ski Freestyle/Freeski 13), Biathlon (IBU) über 11, Rennrodeln (FIL) über 4, Bob (IBSF) über 6 (Bob 4, Skeleton 2), Eishockey (IIHF) über 2, Eislauf (ISU) über 28 (Eisschnelllauf 14, Eiskunstlauf 5, Short Track 9) und Curling (WCF) über 3. Es gibt sieben neue Medaillenentscheidungen und nun insgesamt elf Mixed-Bewerbe, also Teamwettbewerbe mit Frauen und Männern.
Die erfolgreichsten Athleten bei Olympischen Winterspielen kommen aus Norwegen, es führt in der Allzeit-Liste Langläuferin Marit Björgen (8/4/3) vor dem Biathleten Ole Einar Björndalen (8/4/1) und dem Langläufer Björn Dählie (8/4/0). Aus Österreich brachten es der Nordische Kombinierer Felix Gottwald (3/1/3), der Skispringer Thomas Morgenstern (3/1/0) und der Skifahrer Toni Sailer (3/0/0) bisher auf je drei Goldmedaillen.
Matthias Mayer als Doppel-Olympiasieger könnte dazu aufschließen. "Dass sind super Namen, super Sportler. Ich glaube, es ist das Ziel von jedem Sportler, um eine Medaille mitzufahren", sagte der Kärntner. Weitere österreichische Olympiasieger in Peking mit dabei sind die Snowboarderinnen Anna Gasser und Julia Dujmovits sowie Rodler David Gleirscher. Alpin-Snowboarder Andreas Prommegger wird zum fünften Mal bei Winterspielen antreten.
Österreich hält in der Geschichte bei insgesamt 232 Medaillen - 64 in Gold, 81 in Silber und 87 in Bronze. Die erfolgreichsten Spiele für das ÖOC waren jene 2006 in Turin mit 23 Medaillen (9/7/7). 2018 in Pyeongchang wurden 14 erreicht (5/3/6).
Zusammenfassung
- Zum zweiten Mal in Folge finden Olympische Spiele unter einer pandemiebedingten Glaskuppel statt.
- Die Teilnehmer an den Winterspielen von 4. bis 20. Februar in Peking werden noch stärker von der Außenwelt abgeschirmt als jene im vergangenen Sommer in Tokio.
- Österreich wird mit 106 Athletinnen und Athleten teilnehmen, 109 Medaillenentscheidungen sind anberaumt.
- Alpin-Snowboarder Andreas Prommegger wird zum fünften Mal bei Winterspielen antreten.