Marsch nach 0:1 bei Admira: "Verstehe Leistung nicht"
Die Südstadt bleibt für die Salzburger ein hartes Pflaster: In den jüngsten sieben Partien in Maria Enzersdorf schaute für die "Bullen" vergleichsweise wenig heraus: "Nur" zwei Siege bei vier Remis und der nunmehrigen Niederlage. Marsch hatte es in gewisser Weise schon vor dem Duell mit dem Nachzügler geahnt. "Weil die Tabellensituation recht klar ist, wird es ein schwieriges Match für uns", hatte er vor der Partie erklärt, seine Forderung: "Tabellensituation ausblenden".
Davon war in der Südstadt dann aber wenig zu sehen, zu wenig gegen eine kämpferisch und spielerisch disziplinierte Admira, die ein deutliches Lebenszeichen gab, sich mit den ersten Punkten nach fünf Niederlagen in Folge belohnte und die Rote Laterne an Altach weiterreichte. Goalie Andreas Leitner, der nur wenige Schüsse entschärfen musste, schwärmte von einem "brutal aufopferungsvollen Kampf".
Auch Marsch lobte den Auftritt der Admira ("Sie haben richtig gut gekämpft"), ging aber vor allem mit seiner Truppe hart ins Gericht. "Wir können jung sein, aber nicht naiv", schimpfte Marsch, der im Vergleich zum 3:1-Erfolg über Lok Moskau acht Wechsel vorgenommen hatte. "Von uns war es heute viel zu wenig. Die Enttäuschung ist groß", meinte der US-Amerikaner. Die Frage, ob es sein Tiefpunkt in Salzburg sei, wollte er nicht verneinen.
Dass man in der Offensive wenig zwingend wurde, war das eine, Nachlässigkeiten wie jene vor dem Gegentor das andere. Der einzige Treffer durch Roman Kerschbaum, der schon in der vierten Minute einen "Sitzer" ausgelassen hatte, begründete sich in einem weiten Einwurf der Admira. "Das Tor ist viel zu einfach passiert. Das müssen wir hart ansprechen, dass die Leistung heute nicht gut war, so kann man nicht auftreten", kritisierte Außenverteidiger Albert Vallci auf "Sky". Man habe auch darüber vor dem Spiel gesprochen, betonte Marsch, der umso fassungsloser am Rasen der leeren Südstadt stand: "Ich verstehe diese Leistung nicht."
Der "Lückenfüller" zwischen den beiden so wichtigen CL-Auftritten gegen Lok und dem letzten Gruppenspiel gegen Atletico, in dem der Aufstieg ins Achtelfinale winkt, geriet auch aufgrund der zahlreichen Umstellungen zum Desaster. Acht Veränderungen hatte Marsch an der Startelf vorgenommen, kaum ein Spieler dürfte den Erwartungen des Trainers entsprochen haben. So ging das Startelf-Comeback des rund fünf Wochen verletzten Goalgetters Patson Daka völlig unter, der gerade einmal zwei Torschüsse abgab. Erst zum zweiten Mal in der Ära Marsch, also seit Sommer 2019, bzw. zum ersten Mal seit 17. Juni dieses Jahres (0:0 in Wolfsberg) gelang den Salzburgern in der Liga kein Treffer.
In die Saison war Salzburg in der Liga mit sechs Siegen en suite gestartet, in den jüngsten vier Runden gab es nur noch vier Punkte - der LASK könnte mit einem Sieg am Sonntag über Ried erstmals die Tabellenführung übernehmen. So oder so kommt es am Sonntag nächster Woche im Heimduell mit den LASK zu einem echten Schlager. Und auch angesichts des Jahresabschlusses beim WAC sieben Tage darauf scheint Marsch seine Herangehensweise in puncto Personal einer Prüfung zu unterziehen: "Ich überlege, bis zur Winterpause weniger zu rotieren."
Admira-Coach Damir Buric bezeichnete sich danach als "einfach glücklich". Sein Team ließ über 90 Minuten nicht erahnen, dass man am Tabellenende stand. "Wir waren sehr konzentriert und aufmerksam, haben im Gegensatz zu früheren Spielen wenige Fehler gemacht", sagte Buric. Torschütze Kerschbaum freute sich, dass man sich endlich auch belohnt habe. "Es war die letzten Wochen nicht alles schlecht, die Mannschaft war immer intakt", betonte der 26-Jährige.
Zusammenfassung
- "Naiv, unreif, nicht bereit", lautete der Kommentar des Salzburg-Trainers nach der sensationellen 0:1-Niederlage bei der Admira am Samstag.
- Der zweite "Liga-Nuller" der Saison kam nicht zufällig zustande und war für Österreichs Fußball-Serienmeister kein gutes Vorzeichen für das Champions-League-"Finale" gegen Atletico Madrid am Mittwoch.
- Auch Marsch lobte den Auftritt der Admira, ging aber vor allem mit seiner Truppe hart ins Gericht.