Liu Jia siegte gegen Ukrainerin Gaponowa nach Kampf
Für "Susi" war dies Anlass zu großer Freude: "Ich glaube, dass ich momentan sehr, sehr glücklich bin", sagte sie im Interview mit dem ORF nach dem Spiel. "Ich war sehr, sehr gut vorbereitet." Auch mental sei sie ruhig geblieben. "Innerlich habe ich mir so gewünscht, dass ich gegen sie gewinne." Schließlich sollte vor dem nicht mehr allzu fernen Karriereende der 39-Jährigen noch ein Sieg gegen Gaponowa her - die zwei bisherigen Begegnungen hatte Liu Jia verloren.
Dass das Spiel nicht einfach werden würde, hatte ÖTTV-Sportdirektor Karl Jindrak bereits prognostiziert: Gaponowa sei eine Verteidigerin und damit eine Spielerin, gegen die sich "Susi" fast schon traditionell schwer tut. Und er sollte recht behalten. Die ersten beiden Punkte gab Liu Jia bei eigenem Aufschlag gleich ab. Dann kam sie aber schnell ins Spiel, hielt die Fehlerquote zunächst gering und sicherte sich den ersten Satz bei vier Gegenpunkten.
Danach schlug Gaponowa zurück. Immer wieder zog sie der Österreicherin mit ihrem giftigen Verteidigungsspiel den Zahn, Liu Jia verschlug Vorhand um Vorhand. "In den beiden Sätzen, die ich verloren habe, habe ich hirnlos gespielt", merkte die 39-Jährige selbstkritisch an.
Es folgte ein taktischer Reset, "sanft und mit Rhythmusstörung" war letztlich der Schlüssel zum Erfolg. Immer wieder kam "Susi" mit ihren Angriffen durch die Mitte durch. Gaponowa wurde fehleranfällig und geriet in den Sätzen vier und fünf schnell sehr deutlich in Rückstand. Beide Sätze musste die Ukrainerin auch abgeben.
Der sechste Satz war nur zu Beginn eng, bevor sich Liu Jia erneut absetzen konnte und mit der in den Vorsätzen bewährten Taktik das Spiel auch sicher über die Runden brachte. Zur Belohnung folgt am Montag ein Spiel gegen eine weitere Verteidigungsspielerin: Die Österreicherin trifft nun auf Polina Michailowa vom Russischen Olympischen Komitee (ROC).
"Susi" hatte von dem Spiel gegen Gaponowa bereits geträumt. Der Sieg "ist in der Halle noch viel schöner als im Schlaf", sagte Liu Jia, der nach eigenen Angaben auch die Müdigkeit nicht zu schaffen machte. "Es war eine Topleistung von Susi. Es war nach geringen Anfangsproblemen wichtig, dass sie die Sätze hoch gewinnen konnte. Das gibt Auftrieb für das nächste Match gegen eine weitere Verteidigerin", kommentierte ÖTTV-Sportdirektor Karl Jindrak.
Außergewöhnlich war Liu Jias Vorrundenpartie gegen die zwölfjährige Syrerin Hend Zaza in der Früh gewesen, wenn auch nicht wegen des 4:0-Sieges der Österreicherin. Das Medieninteresse war außergewöhnlich groß und galt vor allem dem Nachwuchstalent. "Susi" ging aber als klare Favoritin in das Spiel: "Wenn ich gegen sie verlieren würde, springe ich vom Balkon runter", scherzte Liu im Vorfeld. Das musste sie ebenso wenig wie der Traum vom Match gegen Gaponowa zum Albtraum wurde.
Österreichs zweite Hoffnung im Frauen-Einzel-Tischtennisbewerb, Sofia Polcanova, steigt als Nummer 10 der Setzliste erst im 1/16-Finale ins Turnier ein und wird daher ihr erstes Match erst am Montag absolvieren. Ihre planmäßige Gegnerin wäre ihre Klubkollegin von Linz AG Froschberg, Marharyta Pessozka aus der Ukraine, im Falle eines Erfolges ginge es im Achtelfinale gegen die Nummer zwei Japans, die Weltranglisten-Zehnte, Kasumi Ishikawa.
Die beiden ÖTTV-Männer Robert Gardos und Daniel Habesohn werden in der Setzliste des Männer-Einzels an den Positionen 17 bzw. 32 geführt und müssen daher in der zweiten Runde (letzte 48) erstmals antreten. Gardos eröffnet am Sonntagvormittag (9.15 Uhr MESZ) gegen Paul Drinkhall (ENG), Habesohn trifft schon um 7.45 Uhr auf Chew Ze Yu (Singapur).
Zusammenfassung
- Österreichs Tischtennis-Ass Liu Jia hat ihr Olympia-Märchen fortgeschrieben.
- Das musste sie ebenso wenig wie der Traum vom Match gegen Gaponowa zum Albtraum wurde.