IOC klammert sich an Olympia 2021 in Tokio
Inmitten der Coronakrise steht hinter allen geplanten Großereignissen, ob in Sport oder Kultur, ein großes Fragezeichen. So natürlich auch hinter den bereits um ein Jahr verschobenen Olympischen Sommerspielen in Tokio. So sehr man sich, angeführt von IOC-Präsident Thomas Bach, um Optimismus bemüht: Voraussagen lässt sich maximal die Wiederwahl Bachs für eine weitere Amtsperiode.
Die erstmals per Videoschaltung organisierte 136. IOC-Session ist ein Abbild der außergewöhnlichen Lage. "Wir wissen einfach nicht, wie die Bedingungen in einem Jahr sein werden", erklärte der 78-jährige Richard Pound, das dienstälteste IOC-Mitglied.
Das weiß auch Bach, der sich trotz einer schwierigen Präsidentschaft für eine Wiederwahl angeboten hat. Der Skandal um das russische Staatsdoping, die Affären um Korruption hochrangiger Funktionäre, der Verdacht gekaufter Olympia-Vergaben und die an Bürgerbefragungen gescheiterten Olympia-Bewerbungen prägten seine Amtszeit - doch nun stellt die Pandemie all dies in den Schatten.
Mit finanziellen Nothilfen in Höhe von Hunderten Millionen Euro für internationale Verbände, Nationale Olympische Komitees und die Sportlerförderung will das IOC den Sportbetrieb retten. Der IOC-Chef preist die Bedeutung des Sports für die "Post-Corona-Welt" und geißelt politische Einflussnahme. Doch die größte aller Fragen kann auch Bach derzeit nicht beantworten: Ist Olympia in Tokio als Mega-Spektakel und größte Geldmaschine des IOC wirklich zu retten?
"In vielen Ländern weiß man ja noch nicht einmal, wie die Vorschriften für morgen sind, ob man eine Maske tragen muss oder nicht. Wie soll man da alle Details für das komplexeste Ereignis der Welt in einem Jahr kennen?", gestand Bach. Eine ähnlich lange Geduldsprobe wie schon bei der Verschiebung der eigentlich für 2020 geplanten Sommerspiele ist Sportlern und Fans sicher.
Frühestens im Herbst wollen die Tokio-Organisatoren konkretere Pläne vorlegen, wie Sommerspiele aussehen könnten, wenn die Pandemie noch nicht überwunden ist. Angesichts steigender Infektionszahlen in Japan und mit Blick auf die besorgniserregenden Fallzahlen in großen Sportnationen wie den USA oder Brasilien und auch in Afrika ist derzeit kaum vorstellbar, wie Olympia mit Athleten und Fans aus aller Welt im nächsten Jahr funktionieren soll. Zumal in den kommenden Monaten noch eine Vielzahl internationaler Qualifikationswettkämpfe ausgetragen werden müsste.
Noch aber setzt das IOC alle Hoffnungen in einen Impfstoff und ein rechtzeitiges Ende der Coronakrise. "Die Olympischen Spiele können ein einzigartiger Meilenstein für die gesamte Welt sein", sagte Bach. Immer wieder hat der Deutsche zuletzt die symbolische Wirkung von Spielen beschworen, die als erstes Großereignis nach einem Sieg über das Virus die Weltgemeinschaft wieder zusammenbringen sollen.
Auch am ursprünglichen Termin der Tokio-Spiele in diesem Sommer hatten Bach und die Gastgeber lange festgehalten und dafür heftige Kritik geerntet. Eine erneute Verschiebung haben der IOC-Chef und die Japaner schon ausgeschlossen. Mit dem gleichen Programm in den gleichen Arenen, wie eigentlich geplant, werde Olympia 2021 ausgetragen, verkündeten die Organisatoren jetzt. Alles oder nichts.
Zusammenfassung
- Inmitten der Coronakrise steht hinter allen geplanten Großereignissen, ob in Sport oder Kultur, ein großes Fragezeichen.
- So natürlich auch hinter den bereits um ein Jahr verschobenen Olympischen Sommerspielen in Tokio.
- So sehr man sich, angeführt von IOC-Präsident Thomas Bach, um Optimismus bemüht: Voraussagen lässt sich maximal die Wiederwahl Bachs für eine weitere Amtsperiode.