Freestyle-WM
Wolf überrascht mit Silber im Slopestyle
Zwei Tage vor ihrem 25. Geburtstag machte sich Wolf selbst das größte Geschenk. "Ich habe gemerkt, was ich hier schaffen kann und was drin ist. Ich habe meine Nerven behalten und habe es runtergebracht", meinte die frischgebackene Vizeweltmeisterin, die im Weltcup bisher nie eine bessere Platzierung als den dritten Rang geschafft hat. "Ich bin glücklich mit meinem Skifahren, das macht alles leichter. Ich fahre derzeit einfach gut."
Wolf nutzte am Freitag das Fehlen der verletzten Slopestyle-Kristallkugel-Siegerin Tess Ledeux aus Frankreich sowie die Fehler der Konkurrenz - die Gesamtweltcup-Erste Flora Tabanelli patzte und holte Blech - und legte zwei blitzsaubere Läufe hin. Bereits nach dem ersten war die Österreicherin mit 72,81 Punkten auf Rang zwei gelegen. Im zweiten Run erzielte sie mit 73,33 Zählern gar die beste Wertung des Durchgangs. Ein besseres Ergebnis schaffte nur Gremaud, die für ihren ersten Lauf 85,65 Punkte erhalten hatte. Bronze ging an die Kanadierin Megan Oldham (70,63). Den Männerbewerb gewann der Norweger Birk Ruud, Österreicher war keiner im Finale.
Wolf krönte eine außergewöhnliche, persönliche Geschichte. Sie war im Oktober 2023 im Alter von erst 23 Jahren aus persönlichen Gründen zurückgetreten und hatte erst vor zwei Monaten auf dem Kreischberg ihr Weltcupcomeback gefeiert. Dabei landete sie auf Anhieb als Big-Air-Dritte auf dem Stockerl, es war erst ihr zweites Weltcuppodium. Nun legte die zweifache Olympia-Teilnehmerin beim Saisonhöhepunkt nach und schnappte sich vor den Augen ihrer Familie ihr erstes WM-Edelmetall. "Die haben immer an mich geglaubt und waren immer für mich da. Die haben mich unterstützt bei jeder Entscheidung, die ich getroffen habe."
ÖSV-Trainer Martin Premstaller durfte sich nach dem Gesamtweltcupsieg von Matej Svancer in diesem Winter über den nächsten geschichtsträchtigen Erfolg eines seiner Schützlinge freuen. "Ich habe zur Lara oben gesagt, heute im Finale zu stehen, ist so ein Erfolg. Und jetzt mit einer Medaille, auch noch Silber, Vizeweltmeisterin - das hört sich einfach extrem schön an", sagte der Coach. "Sie kann so schön Skifahren, sie kann so einzigartig Skifahren. Dass sie es so am Punkt gebracht hat, ist unglaublich. Ich bin megastolz auf mein ganzes Team."
Neue Ziele für Wolf
Auch für Premstaller ist die Geschichte von Lara Wolf etwas Besonderes. "Ich freue mich so für sie, wie sie sich heuer präsentiert hat, wie sie zurückgekommen ist in den Weltcup und dass sie sich jetzt auch einmal so belohnt hat." Dabei war die Vorbereitung der Tirolerin alles andere als optimal verlaufen. "Im Sommer habe ich zwei Monate aussetzen müssen, weil ich meinen Ellbogen gebrochen hatte. Anfang der Saison habe ich bei weitem nicht so gut trainiert am Stubaier Gletscher wie alle Nationalkader-Athleten, weil ich einfach nicht die Möglichkeit gehabt habe", erzählte Wolf.
Die Skiläuferin, die am Freitag im Slopestyle erstmals einen Double-Sprung gezeigt hat, hat nun noch einiges vor. "Die Leistung zeigt mir einfach, dass ich noch viel machen kann - auch noch viele coole Tricks." Ihr Können zeigen will Wolf nun auch im Big-Air-Bewerb kommende Woche, die Qualifikation ist für Mittwoch angesetzt. Davor wird allerdings am Sonntag noch Geburtstag gefeiert - und eine WM-Silbermedaille.
Zusammenfassung
- Lara Wolf gewann mit 73,33 Punkten Silber im Slopestyle bei den Weltmeisterschaften im Engadin und sicherte Österreichs Frauen die erste WM-Medaille im Freeski-Sport.
- Nach ihrem Rücktritt im Oktober 2023 und einem Comeback vor zwei Monaten beeindruckte die 24-Jährige mit einer außergewöhnlichen Leistung.
- Unterstützt von ihrer Familie und ihrem Trainer Martin Premstaller plant Wolf, nächste Woche im Big-Air-Bewerb anzutreten.