Wiener DerbyAPA/Max Slovencik

Eskalation bei Wiener Derby: Verletzte, jetzt Strafen?

Austria-Anhänger warfen Böller in Richtung der Rapid-Tribüne, danach eskalierte die Lage komplett. Die Polizei vermeldete insgesamt 27 Verletzte sowie 577 Anzeigen. Wird es bei Wiener Derbys in Zukunft keine Auswärtsfans mehr geben?

Wieder einmal ist das Sportliche eines Wiener Fußball-Derbys von einem Nebenschauplatz überlagert worden. Dass Rapid das zweite Heimduell mit dem Erzrivalen Austria gewann und die Tabellenspitze erklomm, ging am Sonntagabend unter.

Schuld waren Fans beider Lager, die sich im Allianz Stadion mit Pyros bewarfen und eine Schlägerei lieferten. Muss man die Auswärtsfans bei Wiener Derbys in Zukunft aussperren? Die Initiative dazu müsste wohl von der Bundesliga ausgehen.

Eskalation nach Schlusspfiff

Austria-Fans warfen aus ihrem Sektor Böller auf die angrenzende Familientribüne und provozierten somit eine Rauferei, Rapid-Anhänger nahmen die Einladung an und stürmten wild in die andere Ecke des Stadions. Auch von ihnen flogen Leuchtkörper. Die wüsten Szenen erinnerten mitunter an den Platzsturm von Rapid-Fans im Mai 2011 im alten Hanappi-Stadion.

Wieso die Polizei erst Minuten später reagierte und Einsatzkräfte ins Zentrum des Geschehens beorderte, wird in den diversen Nachbesprechungen aufzuklären sein. 17 Stadionbesucher:innen und zehn Beamtinnen und Beamten wurden verletzt, verkündete die Landespolizeidirektion am Montagmittag. Es gab eine Festnahme wegen schwerer Körperverletzung.

27 Verletzte, 577 Anzeigen

425 Anzeigen betrafen das Verwaltungsrecht und dabei hauptsächlich das Pyrotechnik-Gesetz. 152 Anzeigen gab es nach dem Strafgesetzbuch. Die Polizei verzeichnete auch mehrere beschädigte Einsatzgegenstände, darunter ein geschmolzener Einsatzgurt durch den Wurf von Bengalischen Fackeln.

"Gehört nicht ins Stadion"

"Am Ende sind wir sportlich wahrscheinlich die Leidtragenden, weil wir mit einem Punkteabzug bestraft werden", verwies Rapid-Trainer Robert Klauß auf eine mögliche Sanktion durch die Bundesliga-Gremien. "So schön es auch war, der Schlusspfiff und das Feiern mit unseren Fans vor unserer West. Die Bilder danach, die will niemand sehen."

Klauß sei nicht derjenige, "der Pauschallösungen anbieten kann und Ideen hat, wie man das lösen kann", meinte der Deutsche. Er habe aber eine klare Meinung: "Das gehört nicht ins Stadion."

Video: Wiener Derby endet in wilder Schlägerei

Auch Austria-Trainer Helm kritisch

Das war auch der Tenor unter allen Spielern und Offiziellen, die am Sonntagabend Stellung nahmen. "Mit Fußball hat das gar nichts zu tun, sondern da wird die Plattform Fußball genutzt für ganz andere Dinge", meinte Austria-Trainer Stephan Helm.

"Hauptsache ist, dass jetzt einmal hoffentlich keinem etwas passiert ist und niemand Schäden davonträgt. Das wäre das absolute Horrorszenario", sagte Rapid-Stürmer Guido Burgstaller.

Erinnerungen an letzten Derby-Skandal

Die Austria-Fans waren durch die Vorkommnisse nach dem Derby-Sieg von Rapid am 25. Februar zusätzlich angestachelt. Damals hatten homophobe und andere beleidigende Schmähgesänge einiger Rapid-Spieler und -Funktionäre nach dem Spiel, die auf Handyvideos festgehalten wurden, für einen Eklat gesorgt.

Als Entschuldigung für die Vorfälle vom Sonntag kann das selbstredend nicht herhalten. "Wie kann man Leuchtkörper in einen Familiensektor reinschmeißen?", fragte Rapids Sport-Geschäftsführer Markus Katzer und hielt fest: "Wir müssen es aufarbeiten. Es darf in Zukunft nicht mehr passieren."

Video: ÖFB-Teamchef Rangnick reagiert auf Rapid-Skandal

Folgen Sanktionen der Bundesliga?

Diskussionen über strengere Einlasskontrollen, um pyrotechnische Gegenstände fernzuhalten, über die Einsatzstrategie der Polizei werden in den nächsten Tagen und Wochen zu führen sein. Über Sanktionen der Bundesliga wird man frühestens in den kommenden Tagen erfahren. Das nächste Wiener Derby findet erst am 15. Februar 2025 statt.

Ein Mittel könnten Risikospiele ohne Auswärtsfans sein. Wobei: Die Vereine würden dies ihrerseits nicht vorschlagen, hieß es unter vorgehaltener Hand. Eine solche Maßnahme müsste von der Bundesliga zumindest angestoßen, indem man die Klubs an einen Tisch bittet und ihnen einen Schulterschluss nahelegt, wenn nicht sogar aufgezwungen werden.

Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei einem Wiener Derby zwischen Rapid und Austria kam es zu schweren Ausschreitungen mit 27 Verletzten.
  • Die Polizei verzeichnete insgesamt 577 Anzeigen, darunter 425 nach dem Verwaltungsrecht und 152 nach dem Strafgesetzbuch.
  • Austria-Anhänger warfen Böller in Richtung der Rapid-Tribüne, was zu einer Eskalation führte.
  • Diskussionen über strengere Einlasskontrollen und die Einsatzstrategie der Polizei sind im Gange.
  • Das nächste Wiener Derby findet am 15. Februar 2025 statt.