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Zypern begeht 50. Jahrestag politischer Teilung

In Zypern ist am Samstag des Beginns der politischen Spaltung der Mittelmeerinsel vor 50 Jahren gedacht worden. Im von der zur EU gehörenden Republik Zypern kontrollierten griechischsprachigen Süden der Insel ertönten am Samstag noch vor Sonnenaufgang um 05.30 Uhr Ortszeit (04.30 Uhr MESZ) die Sirenen. Sie markierten den Zeitpunkt, zu dem im Jahr 1974 die türkische Armee die sogenannte Operation Atilla startete. In ihrem Verlauf eroberte sie ein Drittel des Gebiets Zyperns.

Im Rahmen einer Veranstaltung in der selbsternannten Republik Nordzypern im seit 1974 türkisch besetzten Teil sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, er lehne weitere Gespräche über eine Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel ab. "Wir glauben, dass eine föderale Lösung auf Zypern nicht möglich ist."

Es sei "für niemanden von Nutzen", wenn die bisher letzten, im Jahr 2017 abgebrochenen Gespräche unter UNO-Vermittlung über eine zypriotische Wiedervereinigung wiederaufgenommen würden. Die Türkei sei zwar bereit, über "einen dauerhaften Frieden und eine Lösung" zu verhandeln. Hierfür müsse aber die türkisch-zypriotische mit der griechisch-zypriotischen Seite "gleichberechtigt am Tisch sitzen", so Erdogan.

Die Republik Nordzypern, die 1983, neun Jahre nach der türkischen Invasion, ausgerufen worden war, wird weltweit einzig von der Türkei anerkannt. Erdogan hatte im Jahr 2021 gesagt, er befürworte eine fortgesetzte Teilung Zyperns in einen türkischen Nord- und einen griechischen Südteil.

Der Staatschef der griechischsprachigen Republik Zypern im Südteil der Insel, Nikos Christodoulides, bekräftigte dagegen am Rande der dortigen Gedenkfeiern seinen Willen zur Wiedervereinigung der Insel. Es gebe für die Zyprioten "keine andere Option" als die Wiedervereinigung, sagte Nikos Christodoulides nach der Teilnahme an Gedankveranstaltungen zum Jahrestag der politischen Teilung des Landes.

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis wurde am Samstagabend auf Zypern erwartet, um gemeinsam mit Christodoulides an den Gedenkveranstaltungen teilzunehmen. In der Ortschaft Kokkinotrimithia westlich der Hauptstadt Nikosia sollte Christodoulides einen Kranz zu Ehren der im Kampf gegen die türkischen Invasionstruppen gestorbenen Soldaten niederlegen. Der griechische Regierungschef Mitsotakis sollte zudem eine Rede halten.

Am 20. Juli 1974 waren die ersten türkischen Truppen im Norden Zyperns gelandet. Die Regierung in Ankara rechtfertigt die Invasion mit dem Schutz der türkischen Minderheit. Zuvor hatten Offiziere der griechisch-zypriotischen Nationalgarde mit Unterstützung der Militärjunta in Griechenland den orthodoxen Erzbischof Makarios aus dem Amt des Präsidenten der Republik Zypern gejagt. Ihr Ziel war eine Vereinigung der Insel mit Griechenland, gegen die sich die Zyperntürken massiv wehrten. Seit jenem Jahr ist die Insel politisch geteilt.

Die Grenze zwischen dem Teil unter Kontrolle der Republik Zypern und dem türkisch besetzten Teil verläuft bis heute unter anderem durch Nikosia, die heute die einzige geteilte Hauptstadt der Welt ist. Die UNO bemüht sich seit langem um eine Vermittlung, bisher allerdings ohne Erfolg. Die griechischsprachige Republik Zypern trat 2004 der EU bei, im gleichen Jahr lehnten die griechischen Zyprioten in einem Referendum einen UNO-Plan zur Wiedervereinigung der Insel ab. Die letzten Verhandlungsbemühungen waren 2017 gescheitert.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Samstag wurde in Zypern des 50. Jahrestages der politischen Teilung der Insel gedacht. Im Süden ertönten Sirenen, die an den Beginn der türkischen Invasion 1974 erinnerten.
  • Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lehnt weitere Gespräche über eine Wiedervereinigung der Insel ab. Er betont, dass eine föderale Lösung nicht möglich sei.
  • Nikos Christodoulides, Präsident der Republik Zypern, bekräftigte seinen Willen zur Wiedervereinigung. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis nahm an den Gedenkveranstaltungen teil.