APA/APA (AFP)/ALEKSANDR YANYSHEV

Zehntausende auf Anti-Kreml-Demonstration im Osten Russlands

In der ostrussischen Stadt Chabarowsk haben am Samstag Zehntausende Menschen in einer Anti-Kreml-Kundgebung gegen die Verhaftung des Provinzgouverneurs Sergej Furgal demonstriert. Die Demonstranten forderten Furgals Freilassung sowie einen "fairen Prozess" vor Ort in Chabarowsk statt in Moskau. Einige Protestschilder und Gesänge richteten sich direkt gegen Präsident Wladimir Putin.

In der ostrussischen Stadt Chabarowsk haben am Samstag Zehntausende Menschen in einer Anti-Kreml-Kundgebung gegen die Verhaftung des Provinzgouverneurs Sergej Furgal demonstriert. Die Demonstranten forderten Furgals Freilassung sowie einen "fairen Prozess" vor Ort in Chabarowsk statt in Moskau. Einige Protestschilder und Gesänge richteten sich direkt gegen Präsident Wladimir Putin.

Die Anhänger des Gouverneurs sehen Furgals Verhaftung als politisch motiviert und als einen Versuch des Kreml an, einen Gegner der Regierungspartei Geeintes Russland abzusetzen. "Er ist unser Gouverneur! Und wir werden ihn verteidigen", skandierten die Demonstranten.

"Wir werden nicht mehr an den Wahlen teilnehmen, wenn Putin ihn nicht freilässt", sagte die Demonstrantin Anastasia Sokolowa. Ein anderer Demonstrant, Gennadi Wasin, sprach von politischer Willkür, die in Russland herrsche.

Der prominente Kreml-Kritiker Alexej Nawalny solidarisierte sich mit den Demonstranten. "Eine ganze Stadt - Chabarowsk - weigert sich, Putins endlosen Lügen über die 'Gerechtigkeit' seiner Gerichte und die 'Ehrlichkeit' seiner Wahlen zu glauben", schrieb Nawalny auf der Online-Plattform Instagram. Ein weiterer Oppositionspolitiker, Dmitri Gudkow, forderte die Bürger Moskaus auf, Solidarität zu zeigen und ebenfalls auf die Straße zu gehen. "Moskau ist mit euch!", sagte er in einem an die Demonstranten in Chabarowsk gerichteten Video.

Politische Kundgebungen sind in Moskau derzeit verboten. Allein in der vergangenen Woche nahm die Polizei in der russischen Hauptstadt fast 150 Aktivisten fest, die im Stadtzentrum demonstrierten.

Die Nachrichtenwebseite DVHab.ru nannte die Zahl von 15.000 bis 30.000 Demonstranten in Chabarowsk. Die Kundgebung war von den Behörden nicht genehmigt worden, die Polizei löste sie jedoch nicht auf. In mehreren Städten fanden weitere Kundgebungen statt, darunter in Komsomolsk am Amur, in Wladiwostok sowie in der benachbarten Region Primorje.

Auf Online-Netzwerken veröffentlichten Videos war ein Mann zu sehen, der durch das Stadtzentrum von Wladiwostok marschierte und ein Schild mit der Aufschrift trug: "Unsere Herzen verlangen Veränderung". Dabei handelt es sich um ein Zitat aus einem populären Rock-Song, der während der Perestroika-Reformen Michail Gorbatschows in den 1980er Jahren zum politischen Slogan wurde.

Bereits am vergangenen Wochenende hatten zehntausende Menschen gegen Furgals Verhaftung protestiert. Der Provinzgouverneur war am 9. Juli in Untersuchungshaft genommen worden. Ihm wird vorgeworfen, vor 15 Jahren mehrere Morde an Geschäftsleuten in Auftrag gegeben zu haben. Der 50-jährige Provinzgouverneur weist die Vorwürfe zurück.

Furgal hatte bei den Gouverneurswahlen 2018 fast 70 Prozent der Stimmen in der Region Chabarowsk geholt und den Kandidaten der Regierungspartei Geeintes Russland geschlagen. In der Provinzhauptstadt Chabarowsk im fernen Osten Russlands, mehr als 6.000 Kilometer von der Hauptstadt Moskau entfernt und nahe der chinesischen Grenze, wohnen mehr als 600.000 Menschen.

ribbon Zusammenfassung
  • In der ostrussischen Stadt Chabarowsk haben am Samstag Zehntausende Menschen in einer Anti-Kreml-Kundgebung gegen die Verhaftung des Provinzgouverneurs Sergej Furgal demonstriert.
  • Die Demonstranten forderten Furgals Freilassung sowie einen "fairen Prozess" vor Ort in Chabarowsk statt in Moskau.
  • Einige Protestschilder und Gesänge richteten sich direkt gegen Präsident Wladimir Putin.
  • Politische Kundgebungen sind in Moskau derzeit verboten.