Istanbul
Weltfrauentag: Wichtigste Demo in der Türkei verboten
Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei, wie in vielen anderen Ländern, ein verbreitetes Problem. Umso wichtiger sind daher die feministischen Demonstrationen 8. März.
Wie jedes Jahr haben Frauenorganisationen im ganzen Land zu Demonstrationen aufgerufen, um gegen Gewalt gegen Frauen, insbesondere gegen Femizide, und für mehr Gleichberechtigung auf die Straße zu gehen.
In vielen Städten demonstrierten am Samstagnachmittag tausende Frauen, begleitet von bunten Plakaten und kraftvollen Parolen.
"Feministischer Nachtmarsch" verboten
Auch in diesem Jahr sind die Augen auf den wohl bekanntesten und lautesten Marsch, den "Feministischen Nachtmarsch" in Istanbul, gerichtet. Dieser soll heuer zum 23. Mal stattfinden.
Wie das türkische Medium "Halk TV" schreibt, soll das Istanbuler Gouvernement den Nachtmarsch jedoch verboten haben. Das Gouvernement soll bereits am Vormittag den berühmten Taksim-Platz mit Barrikaden abgesperrt haben.
In der Erklärung des Gouverneursamtes heißt es, die Proteste im Bezirk könnten den "sozialen Frieden" stören. Es wäre nicht das erste Mal, dass der bekannte Nachtmarsch untersagt wird.
Im vergangenen Jahr gingen trotz des Verbotes tausende Menschen in der Metropole auf die Straße. Ob es die gleichen Bilder auch heuer gibt, wird sich vermutlich in den Abendstunden zeigen. Der Marsch ist für 19:30 Uhr lokaler Uhrzeit (17:30 Uhr MEZ) geplant.
Auf Social Media kündigten bereits zahlreiche Personen ihre Teilnahme an der Demonstration trotz des Verbotes an. "Je mehr ihr versucht, uns zum Schweigen zu bringen, desto mehr kommen wir Frauen zusammen", betont eine mutige Frau gegenüber dem türkischen Medium "T24" im Straßeninterview.
Rekord an Femiziden
Dieses Jahr sind die Stimmen zur Wiederaufnahme der Istanbul-Konvention lauter als sonst. Die Konvention dient zum Schutz der Frauen vor Gewalt, 2021 ist die Türkei offiziell aus dem Abkommen ausgetreten. Seither gab es heftige Kritik von Frauenrechtsorganisationen und Aktivistinnen.
Laut dem Bericht über Femizide der Plattform "We Will Stop Femicide" war 2024 das Jahr mit der höchsten Zahl von Femiziden in der Türkei.
Dem Bericht zufolge wurden im vergangenen Jahr mindestens 394 Frauen ermordet, 259 Frauen wurden unter verdächtigen Umständen tot aufgefunden. Der Bericht hebt auch hervor, dass 20 Frauen zum Zeitpunkt ihrer Ermordung im Jahr 2024 eine Schutzanordnung hatten.
Zusammenfassung
- In der Türkei wird der internationale Frauentag vor allem als "Kampftag" verstanden.
- Mit bunten Plakaten und kritischen Aufschriften gehen Menschen auf die Straße, um zu demonstrieren - sofern sie es dürfen.
- Ähnlich wie im vergangenen Jahr wurde auch heuer die wohl wichtigste Demonstration in Istanbul verboten.