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Wieder Razzien gegen Kriegsdienstverweigerer in der Ukraine

Die ukrainische Polizei hat erneut bei landesweiten Razzien nach Kriegsdienstverweigerern und deren Helfern gesucht. Die mehr als 200 Durchsuchungen in 19 Regionen des Landes richteten sich gegen Netzwerke, die Kriegsdienstverweigerern die Flucht ins Ausland ermöglichen, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Sie veröffentlichte Bilder von bewaffneten Beamten, die anscheinend sowohl Privatwohnungen als auch Büros durchsuchten.

Die Ukraine, die sich seit bald drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg verteidigt, hat außer mit einem Mangel an militärischer Ausrüstung auch mit Personalmangel in der Armee zu kämpfen. Außer den Verlusten auf dem Schlachtfeld tragen dazu auch Fahnenflucht und Kriegsdienstverweigerung bei. Die russische Armee, die über mehr Soldaten und bessere Ausrüstung sowie Soldaten aus Nordkorea verfügt, verzeichnet seit Monaten Geländegewinne, insbesondere im Osten der Ukraine.

Vergangene Woche hatte die ukrainische Polizei bereits mehr als 600 Durchsuchungen vorgenommen. Es war der Beginn eines Spezialeinsatzes zur Zerschlagung von Netzwerken, die Kriegsdienstverweigerern einen illegalen Grenzübertritt und damit die Flucht ermöglichen.

Ukrainischen Männern im Alter zwischen 18 und 60 Jahren ist es grundsätzlich untersagt, ihr Land zu verlassen. Auslandsreisen sind nur mit Sondergenehmigungen möglich. Schätzungen zufolge sind bereits tausende, wenn nicht gar zehntausende ukrainische Männer mithilfe von Schleppern, gefälschten Papieren und Bestechungsgeldern an Grenzposten illegal ausgereist. Dutzende Menschen starben bei dem Versuch, durch Grenzflüsse zu schwimmen und so das Land zu verlassen.

Das Einberufungssystem der ukrainischen Armee steht im Land massiv in der Kritik. Viele betrachten es als ungerecht, ineffizient und korrumpiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte deswegen 2023 alle Regionalleiter der Einberufungen abgesetzt.

ribbon Zusammenfassung
  • Die ukrainische Polizei führte landesweit über 200 Razzien in 19 Regionen durch, um Netzwerke zu zerschlagen, die Kriegsdienstverweigerern die Flucht ins Ausland ermöglichen.
  • Bereits vergangene Woche wurden mehr als 600 Durchsuchungen durchgeführt, um gegen die zunehmende Fahnenflucht und Personalmangel in der Armee vorzugehen.
  • Ukrainischen Männern zwischen 18 und 60 Jahren ist es grundsätzlich untersagt, das Land zu verlassen, was viele zu illegalen Ausreisen mithilfe von Schleppern und gefälschten Dokumenten zwingt.