Was Stocker zuletzt über die FPÖ und Kickl sagte
"Herr Kickl, es will Sie niemand in diesem Haus. Auch in dieser Republik braucht Sie keiner", sagte Christian Stocker noch im Dezember im Parlament.
Am 11. Dezember richtete er per Presseaussendung aus: "Die Liste an FPÖ-Politikern, die in strafrechtliche Vorwürfe verwickelt sind, wird immer länger".
Am 15. Dezember teilte er mit: "Offenbar hält die Kickl-FPÖ nach wie vor Russland die Treue".
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"FPÖ-Chef Herbert Kickl will unsere Republik umbauen - das ist kein guter Plan für Österreich oder die Menschen in unserem Land. Österreich braucht einen Bundeskanzler, der die Menschen in den Vordergrund stellt und für Stabilität steht. Das kann nur Karl Nehammer", wurde er in einer Aussendung im November zitiert.
In der Spionage-Affäre fragte Stocker: "Hat Kickl Österreich verraten?" Und nach der Wahl im September beteuerte der Generalsekretär, "dass der Bundeskanzler mit Herbert Kickl keine Koalition bilden wird. Das gilt für die Volkspartei. Das war gestern so, das ist heute so, das wird auch morgen so sein."
Geht sich da aus?
Nun übernimmt der Niederösterreicher nach dem Rücktritt von Karl Nehammer die Volkspartei zumindest vorerst und soll sie als Juniorpartner in Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ unter Herbert Kickl führen. Geht sich das aus?
Wie lange Stocker die ÖVP führen wird, ist unklar. Unklar ist auch, ob er danach wieder Generalsekretär wird. Die Wahl dürfte am Sonntag vor allem deswegen auf ihn gefallen sein, weil der ÖVP derzeit die Alternativen fehlen.
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Dem Vernehmen nach sollen vor allem Industrie- und Wirtschaftsbund Interesse an einer Koalition mit der FPÖ haben - Nehammer musste deshalb gehen. Einen Nachfolger hatten die Türkisen da noch nicht in Aussicht.
Warum Kurz absagte
Wie PULS 24 aus dem Umfeld von Sebastian Kurz erfuhr, soll dieser überlegt haben, die ÖVP zu übernehmen. Für ihn dürften aber die innerparteilichen Widerstände zu groß gewesen sein, außerdem wolle er dem Vernehmen nach nicht Juniorpartner unter Kickl sein - mit anderen FPÖ-Politikern schon eher.
Mit Kickl gebe es feine ideologische Differenzen. Außerdem sollen für Kurz auch familiäre und unternehmerische Gründe derzeit dagegen gesprochen haben. Er soll sowohl als Vizekanzler und als Spitzenkandidat für eine Neuwahl derzeit abgesagt haben. Ob das für immer gilt, ist nicht sicher.
Stocker selbst meinte noch am Samstag, dass die ÖVP nach einer langfristigen Lösung suchen müsse - das dürfte bisher nicht gelungen sein. Eine Absage gab es von Magnus Brunner und wohl auch von Karoline Edtstadler. Es kursierten auch Wolfgang Hattmannsdorfer, Generalsekretär in der Wirtschaftskammer, und Klubchef Jochen Danninger. Die beiden kennen die Regierungsarbeit mit der FPÖ, sind aber relativ unbekannt.
Analyse: Stocker wird interimistischer ÖVP-Chef
Stocker hingegen brachte der ÖVP zuletzt Ruhe und Stabilität - in Untersuchungsausschüssen, TV-Diskussionen oder am Rednerpult im Nationalrat. Er gilt in der Partei als besonders loyal - und erwies sich immer als linientreu.
In der Politik ist der Rechtsanwalt schon lange. Im Jahr 2000 wurde er in seiner Heimatgemeinde Wiener Neustadt Stadtparteiobmann, Vizebürgermeister und ÖVP-Gesicht bei Grätzlfesten - zu einer Zeit, als die zweitgrößte Stadt Niederösterreichs noch eine SPÖ-Bastion war.
Als die ÖVP 2015 eine Koalition gegen die Sozialdemokraten bastelte und die Macht in der Stadt übernahm, wurde aber nicht er Bürgermeister, sondern Klaus Schneeberger, ÖVP-Klubchef im Landtag.
Bestens vernetzt, keine Dauerlösung
Nach vielen Jahren in der Kommunalpolitik kam Stocker erst im Jahr 2019 in den Nationalrat. Sein Draht zum mittlerweile abgetretenen Parteichef Karl Nehammer war schon damals ein sehr guter. Entsprechend machte ihn dieser dann auch nach einem kurzen Intermezzo mit Laura Sachslehner 2022 zum Generalsekretär. Einer der Gründe: Stocker kenne die Partei und ihre Strukturen in- und auswendig und sei in den Landes- und Teilorganisationen bestens vernetzt.
Das wird wohl auch der Grund sein, warum man ihm gerade jetzt die Zügel in die Hände gibt. Eine Dauerlösung an der Spitze wird Stocker aber wohl kaum werden - eher der Koordinator des Findungsprozesses für die neue Parteispitze.
Wie geht es für ÖVP und SPÖ weiter?
Zusammenfassung
- Nach dem Rücktritt von Karl Nehammer soll nun also der bisherige ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker die Partei in Verhandlungen mit der FPÖ führen.
- Über die Blauen verlor der Niederösterreicher zuletzt keine guten Worte.
- Warum die Wahl dennoch auf ihn fiel.