Vorarlberger NEOS kürten Claudia Gamon zur Spitzenkandidatin
Gamon nannte die ÖVP nach Jahrzehnten in der Landesregierung entscheidungsschwach und ortete einen Mangel an Leadership. Dass Vorarlberg in vielen Bereichen noch gut dastehe, liege an den Bürgern und habe überhaupt nichts mit der ÖVP zu tun. Es brauche eine Bildungsrevolution, "damit alle Kinder die Chance haben, im Leben erfolgreich zu sein", unterstrich sie in ihrer Dankesrede. Ebenso werde man Vorschläge auf den Tisch legen, wie es in Vorarlberg eine neue Generation an Eigentümern geben könne. "Bei NEOS geht es immer darum, was in Zukunft möglich sein soll", betonte die 35-Jährige. Ebenso sprach sie sich für eine Infrastrukturoffensive aus. Zu ihrer Motivation, die Landespolitik gegen die EU-Politik einzutauschen, sagte sie: "Die Themen, die uns als Gesellschaft im 21. Jahrhundert bewegen, müssen vor Ort umgesetzt werden."
Die NEOS bestimmten am Samstag sämtliche Positionen auf der Landesliste für die Landtagswahl, die im Herbst stattfinden wird - einen Termin dafür gibt es noch nicht. Die fünf höchstplatzierten Kandidatinnen und Kandidaten werden diese Plätze aber auch auf den Bezirkslisten einnehmen. Auf den aussichtsreichsten Positionen landeten dabei durchwegs bekannte Gesichter. Hinter Gamon folgen die aktuellen Landtagsabgeordneten Fabienne Lackner (26) und Garry Thür (50) auf Platz zwei und drei. Vor dem Hintergrund, dass es ihn eigentlich in den Nationalrat zieht, wird Klubobmann Johannes Gasser (32) lediglich auf Platz vier antreten. Chancen auf einen Landtagssessel dürfen sich möglicherweise auch Katharina Fuchs (42), Vizebürgermeisterin von Langenegg (Bregenzerwald) und Christoph Gruber (34) auf den Listenplätzen fünf und sechs ausrechnen.
Der Samstag bildete das Ende eines dreistufigen Verfahrens zur Listenerstellung. Die 93 Prozent Zustimmung für Gamon sind ein Wert, der das gesamte Wahlverfahren abbildete. In Hohenems bewarben sich elf Kandidatinnen und Kandidaten für die Plätze hinter Gamon, für die ein eigener Wahlgang stattfand. Die 60 anwesenden Stimmberechtigten gaben ihre Bewertungen per Handy ab.
Vor fünf Jahren haben die NEOS bei einem Stimmenanteil von 8,47 Prozent und drei Abgeordneten Klubstärke erreicht, nachdem sie in den fünf Jahren davor (Stimmenanteil 2014: 6,89 Prozent) nur zwei der 36 Landtagsmandate erreicht hatten. Beide Male hatte Sabine Scheffknecht die NEOS angeführt. Die Unternehmerin trat allerdings im Februar des vergangenen Jahres die Parteiführung an Gamon ab und verabschiedete sich wenige Monate später aus dem Politikgeschäft.
Aktuelle Umfragen der Parteien sehen die NEOS bei der Sonntagsfrage bei etwa 10 Prozent Stimmenanteil. Die von Gamon angestrebte Regierungsbeteiligung ginge sich damit lediglich in einer Dreierkonstellation aus. Nach Angaben von NEOS-Landesgeschäftsführer Simon Muchitsch gegenüber der APA beläuft sich das Wahlkampfbudget für die Landtagswahl auf 300.000 Euro. Dabei handelt es sich um Geld von der NEOS-Bundesorganisation, das zurückgezahlt werden muss.
Zusammenfassung
- Claudia Gamon führt mit 93 Prozent Zustimmung die NEOS als Spitzenkandidatin in die Vorarlberger Landtagswahl.
- Gamon kritisiert die ÖVP für Entscheidungsschwäche und fordert eine Bildungsrevolution sowie eine Infrastrukturoffensive.
- Die NEOS planen mit einem Wahlkampfbudget von 300.000 Euro und peilen einen Stimmenanteil von etwa 10 Prozent an.