Sondierungsgespräche in Vorarlberg ab Donnerstag
Der Landeshauptmann empfing am Dienstag am Vormittag Christof Bitschi (FPÖ) sowie Daniel Zadra und Eva Hammerer (Grüne) in seinem Büro, Claudia Gamon (NEOS) und Mario Leiter (SPÖ) folgten am Nachmittag. Wallner sprach von einer guten Gesprächsbasis zu allen, was auch dem fairen Wahlkampf geschuldet sei. Man habe das Wahlergebnis besprochen und ausgelotet, welche Themen bei welcher Partei im Vordergrund stehen, Überraschungen seien ausgeblieben. Ebenso betonte Wallner, dass es ihm wichtig gewesen sei, einen "Grundkonsens" - etwa bei Themen wie der Energieautonomie oder dem Hochwasserschutzprojekt "Rhesi" - im Auge zu behalten. In der Vergangenheit habe man bei großen Fragen im Landtag oft Einstimmigkeit erzielt.
Wallner will nach seiner Entscheidung - FPÖ oder Grüne - schon am Donnerstag in weiterführende Gespräche einsteigen, die am Montag in Regierungsverhandlungen münden könnten. Die Einladung für Donnerstag werde lediglich an eine Partei ergehen, nur wenn diese Gespräche scheitern sollten, würde es "eine zweite Runde" geben, wie Wallner sagte. Ziel von Wallner ist es, dass die neue Regierung am 6. November bei der konstituierenden Landtagssitzung angelobt werden kann.
Klar favorisiert als künftiger Regierungspartner der ÖVP werden die Freiheitlichen. FPÖ-Obmann Bitschi zeigte nach seinem Gespräch mit Wallner positiv bis zurückhaltend. Über Personelles sei nicht gesprochen worden, sagte er. Spekuliert wird, dass die ÖVP den Freiheitlichen den Landesstatthalter anbieten könnte. Im Gegenzug sollte die FPÖ auf einen dritten Landesrat verzichten. Solche Fragen würden wahrscheinlich "in den letzten Minuten geklärt", sagte Bitschi. Inhaltlich dürfte es zwischen Volkspartei und FPÖ keine allzu großen Hürden zu überwinden geben. Ob es etwas mit Schwarz-Blau wird, kommentierte Bitschi ausweichend: "Ich bin allgemein ein sehr positiver Mensch." Wie es weitergehe, werde Wallner entscheiden.
Doch auch die Grünen hoffen noch, in der Regierung zu bleiben. Hammerer meinte zum Gespräch, dass dieses "sehr konstruktiv" und "professionell" verlaufen sei: "Noch ist alles offen." Zadra sagte - und stimmte damit mit Bitschi überein: "Der Landeshauptmann muss sich entscheiden." Hammerer ergänzte später in einer schriftlichen Stellungnahme an die APA, dass die Grünen selbstverständlich bereit für ernsthafte Verhandlungen seien, aber nicht um jeden Preis. Sollte es nichts mit einer neuerlichen Regierungsbeteiligung werden - die Grünen sitzen seit 2014 auf der Regierungsbank - sei man entschlossen, eine starke Oppositionsrolle einzunehmen, so Hammerer.
Am späteren Nachmittag waren NEOS-Landessprecherin Claudia Gamon und SP-Chef Mario Leiter bei Wallner zu Gast. Obwohl sie in Sachen Regierungsbildung vorerst auf der Wartebank sitzen, präsentierten sie sich guter Laune. Gamon ging "ohne Erwartungen" in das Gespräch mit Wallner, Leiter mit Zuversicht. "Die Wahl ist geschlagen, jetzt geht es um Inhalte", so Leiter, der nach der Wahl wieder seinen Brotberuf als Kommandant der Stadtpolizei Bludenz aufgenommen hat.
Zusammenfassung
- Obwohl die ÖVP die FPÖ als bevorzugten Partner sieht, hoffen die Grünen weiterhin auf eine Regierungsbeteiligung. Beide Parteien betonen die Wichtigkeit eines Grundkonsenses in zentralen Themen wie Energieautonomie und Hochwasserschutz.
- Die NEOS und die SPÖ sind vorerst nicht in die vertiefenden Gespräche einbezogen, zeigten sich jedoch optimistisch. NEOS-Landessprecherin Claudia Gamon und SP-Chef Mario Leiter betonten die Bedeutung von Inhalten nach der Wahl.