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Viele Frauen auf Bundeslisten für die Nationalratswahl

Die FPÖ ist zwar grundsätzlich direkte Gegnerin von Frauenquoten, umso mehr überraschte daher die freiheitliche Bundesliste für die Nationalratswahl, in der je ein Mann und eine Frau im Reißverschlusssystem nacheinander gereiht sind. Auch ÖVP und SPÖ setzen auf den Reißverschluss, Grüne und NEOS scheren aus. Derzeit sind vier von zehn Abgeordneten im Nationalrat weiblich. Dass sich ihre Zahl steigert, ist durch die Frauendichte auf den Bundeslisten aber nicht garantiert.

Der Frauenanteil im Nationalrat ist stetig gewachsen, derzeit sind 75 von 183 und damit 41 Prozent der Abgeordneten weiblich. Ende 2008 waren es beispielsweise knapp über 27 Prozent bzw. 50 Mandatarinnen. Über den geringsten Frauenanteil verfügt derzeit die FPÖ - nur 13 Prozent bzw. vier von 30 Abgeordneten sind Frauen. Bei der letzten Nationalratswahl im Jahr 2019 waren von den ersten zehn Plätzen der Bundesliste nur drei mit Frauen besetzt, nun sind es fünf.

Ob sich der Frauenanteil bei den Freiheitlichen damit stark ändert, hängt aber auch von anderen Faktoren ab. Schließlich sind 2019 nur fünf Personen über die FPÖ-Bundesliste in den Nationalrat eingezogen, die restlichen Abgeordneten über Landes- und Regionalwahlkreise. Die Aussage von Parteichef Herbert Kickl, dass durch die Bundesliste mit Reißverschlusssystem das Vorurteil, die FPÖ sei eine männerdominierte Partei, Geschichte sei, scheint sich zumindest mit einem Blick auf die Spitzenkandidaten der Landeslisten nicht zu bestätigen. Dort findet sich nämlich keine einzige Frau.

Mit deutlich höheren Frauenanteilen als die FPÖ warten aktuell die anderen Parlamentsparteien auf. Alleine bei den Grünen sind die Mandatarinnen mit 62 Prozent in der Überzahl. Darauf folgen die SPÖ mit 48, die NEOS mit 47 und die ÖVP mit 39 Prozent Frauenanteil. Weiters ist auch die einzige "wilde" Abgeordnete weiblich - nämlich Philippa Beck (vormals Strache), die 2019 aus der FPÖ ausgeschlossen wurde. Seit 2019 erhalten Klubs, deren Frauenanteil über 40 Prozent beträgt, eine zusätzliche Förderung. In deren Genuss kommen derzeit Grüne, SPÖ und NEOS, die ÖVP verpasst die Grenze knapp.

Auf der Bundesliste der Grünen folgen gleich vier Frauen auf Spitzenkandidat und Vizekanzler Werner Kogler, insgesamt finden sich sechs Frauen unter den ersten zehn Kandidatinnen und Kandidaten. Die NEOS haben bei ihrer Auswahl auf einen dreistufigen Prozess zur Listenerstellung inklusive Online-Vorwahl gesetzt. Auf den ersten zehn Plätzen ihrer Bundesliste finden sich nun inklusive Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger vier Frauen.

Eine hohe Frauenquote steht auch unter den Kleinparteien hoch im Kurs. Unter den ersten zehn Plätzen kandidieren beim Wandel, der unter "Keine von denen" antritt, und bei der KPÖ fünf Frauen, bei der Bierpartei sind es vier. Sechs Frauen sind bei der Liste Madeleine Petrovic unter den Top Ten, auch die ersten drei Personen auf der Liste sind Frauen.

Nach wie vor eine Häufung von Männern gibt es an der Spitze der Parteien. Von den Parlamentsparteien schicken nur die NEOS eine Frau ins Rennen. Ihre eigene Liste führt zudem die ehemalige grüne Bundessprecherin Petrovic an. Ihnen stehen sieben bundesweit antretende Spitzenkandidaten gegenüber.

ribbon Zusammenfassung
  • Die FPÖ überrascht mit einer Bundesliste im Reißverschlusssystem, obwohl sie Gegnerin von Frauenquoten ist. Bei der letzten Nationalratswahl waren nur drei von zehn Plätzen der FPÖ-Bundesliste mit Frauen besetzt, nun sind es fünf.
  • Der Frauenanteil im Nationalrat ist auf 41 Prozent gestiegen, mit 75 von 183 Abgeordneten. Die FPÖ hat aktuell den geringsten Frauenanteil mit nur 13 Prozent.
  • Grüne, SPÖ und NEOS haben höhere Frauenanteile und erhalten zusätzliche Förderung für Frauenanteile über 40 Prozent. Die Grünen haben sechs Frauen unter den ersten zehn Kandidaten auf ihrer Bundesliste.