US-Zollstreit mit Kolumbien - "Alarm für Lateinamerika"
Er mache auch die "neuen nordamerikanischen Werte" deutlich, argumentierte Bonilla. Der Republikaner habe dem südamerikanischen Land und seinem linksgerichteten Präsidenten "einen starken Schlag" versetzt. Die Expertin bescheinigt den beiden Staaten eine "sehr ungleiche Beziehung". Kolumbien stelle weniger als ein Prozent der eingeführten Güter in die USA her. Umgekehrt sei Bogotá aber "äußerst abhängig" von der Abnahme seiner Produkte durch die USA.
Petro hatte am Sonntag die Landung zweier US-Militärflugzeuge mit aus den USA abgeschobenen Kolumbianern an Bord mit der Begründung abgelehnt, dass Migranten keine Kriminellen seien und die USA ein "menschenwürdiges Behandeln" der kolumbianischen Bürger gewährleisten müsse. Trump kündigte neben Strafzöllen von bis zu 50 Prozent für alle Waren aus Kolumbien Einreiseverbote für Regierungsmitglieder an.
Der Streit wurde inzwischen ad acta gelegt. Die kolumbianische Regierung habe allen Bedingungen Trumps zugestimmt, einschließlich der "uneingeschränkten Aufnahme" aller Kolumbianer, die aus den Vereinigten Staaten zurückgeschickt würden, hieß es seitens der USA. Laut dem kolumbianischen Außenminister Luis Murillo werden Dienstag früh (Ortszeit/Mittag MEZ) 110 Migranten mit kolumbianischen Regierungsflugzeugen in der Hauptstadt Bogotá eintreffen.
"Petro scheint nicht nachgedacht zu haben", vermutete sie hinsichtlich der Handhabung des Vorfalls. Die Art, wie er mit dem US-Präsidenten kommuniziert habe, sei ein "Geschenk für Trump gewesen" - "Petro hat auf dem Feld von Trump gespielt und offensichtlich verloren", fasste sie zusammen.
Außenminister Luis Gilberto Murillo und Petro nahestehende Personen seien "äußerst unglücklich" über die Führung der außenpolitischen Geschäfte gewesen, obwohl man "dem charismatischen Politiker" sonst eher selten widerspricht, erklärte die Politologin. Sie wies darauf hin, dass die Diplomaten stark auf Petro eingeredet haben müssen und ihn überzeugt haben, dass "zurückzurudern" der einzige Ausweg sei.
In Kolumbien habe es zwei Arten von Reaktionen gegeben: Die Befürworter hätten von einem Triumph Petros gesprochen, da er den USA "die Stirn geboten" und "wenigstens die Würde" zurückerobert habe, während die Gegner dem Präsidenten vorgeworfen hätten, einen 'enormen Schaden' verursacht zu haben. Die Debatten hätten sich vor allem auf die Konsequenzen für kolumbianische Staatsbürger konzentriert, die demnächst in die USA reisen wollten.
Experten zeigten sich laut Bonilla besorgt darüber, dass die beiden Staatsmänner die Auseinandersetzung nicht durch traditionelle diplomatische Kanäle, sondern auf der Plattform X ausgetragen hätten. Die Bürger würden es nicht gutheißen, dass es sich in der Region etabliert habe, als Politiker wichtige Informationen über X mitzuteilen. "Sie haben sich aber inzwischen daran gewöhnt", fügt sie hinzu.
(Das Gespräch führte Sara Meyer/APA in Bogotá)
Zusammenfassung
- Kolumbien stimmte schließlich den Forderungen der USA zu, was die uneingeschränkte Rücknahme von 110 aus den USA abgeschobenen Kolumbianern einschließt. Diese werden mit kolumbianischen Regierungsflugzeugen in Bogotá erwartet.
- Die Beziehung zwischen den USA und Kolumbien ist sehr ungleich, da Kolumbien weniger als ein Prozent der in die USA eingeführten Güter herstellt, jedoch stark von den USA als Absatzmarkt abhängig ist.