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Ukraine: "Oster-Gefangenenaustausch" und Angriff auf Kirche

Ungeachtet des orthodoxen Osterfests halten die Kämpfe in der von Russland angegriffenen Ukraine an. Es soll auch einen Angriff auf eine Kirche gegeben haben. Hoffnung geben Berichte über einen "Oster-Gefangenenaustausch".

Durch russischen Beschuss seien nachts in der südlichen Region Mykolajiw zwei Teenager getötet worden, teilte der dortige Militärgouverneur Witalij Kim am Sonntag mit. Auch im Gebiet Saporischschja berichtete der Leiter der Militärverwaltung, Jurij Malaschko, von einem "massiven Angriff" der Russen. Dabei sei etwa eine Kirche beschädigt worden, so dass der Gottesdienst habe abgesagt werden müssen. "Nichts ist heilig, selbst in der Nacht der Auferstehung Christi", schrieb Malaschko.

Rettungsarbeiten in Slowjansk dauern an

In der östlichen Stadt Slowjansk, wo am Freitag eine Rakete in ein Wohnviertel eingeschlagen war, dauerten die Rettungsarbeiten derweil weiter an. Noch immer würden Bewohner in den Trümmern vermisst, hieß es von vor Ort. Letzten Angaben zufolge waren bei dem Angriff elf Zivilisten getötet worden - darunter auch ein Kleinkind. Mehr als 20 weitere Menschen wurden den ukrainischen Angaben zufolge verletzt.

"Oster-Gefangenenaustausch"

Rund um das orthodoxe Osterfest wurden ukrainischen Angaben zufolge insgesamt 130 eigene Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft freigelassen. Ein großer Oster-Gefangenenaustausch", schrieb der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Sonntag auf Telegram. Dazu postete er Fotos, die Dutzende Männer mit der blau-gelben ukrainischen Flagge zeigen. "130 unserer Leute kehren zurück." Der Austausch sei bereits in den vergangenen Tagen in mehreren Etappen erfolgt, fügte Jermak hinzu. Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.

In dem angegriffenen Land sind offiziellen Angaben zufolge rund 70 Prozent der vor dem Krieg mehr als 40 Millionen Einwohner orthodoxe oder griechisch-katholische Christen. In Kiew sollten die Osterfeierlichkeiten unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. In der Nacht galt wie sonst auch bis 5 Uhr morgens eine Ausgangssperre.

"Beten wir, dass die Ukraine gewinnt"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte seinen Landsleuten zum orthodoxen Osterfest Mut. "Der Krieg konnte uns, unsere Werte, unsere Traditionen und unsere Feiertage nicht auslöschen", sagte Selenskyj in einem am Sonntag veröffentlichten Video. "Heute feiern wir die Auferstehung Christi. Das Hauptsymbol ist der Sieg: der Sieg des Guten, der Sieg der Wahrheit, der Sieg des Lebens. Wir feiern Ostern in dem unerschütterlichen Glauben an die Unumkehrbarkeit dieser Siege."

Noch vor einem Jahr - kurz nach Beginn der russischen Invasion - habe darum gebetet werden müssen, dass die Ukraine überhaupt überlebe, sagte Selenskyj weiter. "Heute beten wir dafür, dass die Ukraine gewinnt", meinte der Staatschef mit Blick auf verschiedene militärische Erfolge und die Widerstandsfähigkeit seiner Armee in den vergangenen Monaten.

Putin und Patriarch KirillAFP

Putin und Patriarch Kirill

Das zweite orthodoxe Osterfest seit dem von ihm angeordneten Einmarsch in die Ukraine feierte Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskaus berühmter Christ-Erlöser-Kathedrale. Gemeinsam mit dem Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin besuchte der Kremlchef in der Nacht zum Sonntag einen Gottesdienst des russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupts, Patriarch Kirill. Auf Fotos und Videos ist zu sehen, wie Putin und Sobjanin mit Kerzen in den Händen nebeneinander stehen. Kirill überreichte Putin zudem ein verziertes Kunst-Osterei.

Putin spricht von Moral

Wenig später veröffentlichte der Kreml Putins diesjährige Osterbotschaft. Demnach sagte der 70-Jährige, gegen den mittlerweile am Internationalen Strafgerichtshof ein Haftbefehl wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine erlassen wurde: "Das wunderbare, geliebte Osterfest schenkt den Gläubigen Hoffnung, inspiriert zu guten Gedanken und Taten und dient dazu, in der Gesellschaft hohe moralische Ideale und Werte zu bekräftigen."

Putin lobte zudem die russisch-orthodoxe Kirche, die sich "angesichts ernsthafter Herausforderungen aktiv in Sachen Barmherzigkeit und Nächstenliebe" engagiere. Kirchenoberhaupt Kirill gilt international allerdings vor allem als glühender Befürworter von Putins Krieg - und verteidigte diesen in der Vergangenheit immer wieder unter anderem in Predigten.

Die orthodoxen Kirchen halten im Zusammenhang mit Ostern am Julianischen Kalender fest. Für Katholiken und Protestanten gilt der Gregorianische Kalender. Meist führt dies dazu, dass die Orthodoxen das wichtigste Fest im Kirchenjahr zeitlich getrennt von den anderen Christen feiern.

ribbon Zusammenfassung
  • Ungeachtet des orthodoxen Osterfests halten die Kämpfe in der von Russland angegriffenen Ukraine an.
  • Es soll auch einen Angriff auf eine Kirche gegeben haben. Hoffnung geben Berichte über einen "Oster-Gefangenenaustausch".
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte seinen Landsleuten zum orthodoxen Osterfest Mut.