Tursky: "Irreparable Schäden" für Innsbruck bei Willi-Wahl
Anzengruber habe jedenfalls "nur auf eigene Rechnung gearbeitet", blickte Tursky bei einem Medientermin auf den erneuten Bruch im bürgerlichen Lager zurück. "Er hat die Eigeninteressen über die Interessen für Innsbruck gestellt", kritisierte der ehemalige Staatssekretär die Gegenkandidatur seines vormaligen Parteifreundes, der zuvor selbst als ÖVP-Spitzenkandidat antreten wollte und nach der Kür Turskys als gemeinsamer Bürgermeisterkandidat von ÖVP, Seniorenbund und Für Innsbruck (FI) eine eigene Liste gründete. Das sei "schade" und habe einen noch intensiveren Wahlkampf bedingt, räumte er ein. Der ehemalige Innsbrucker Bürgermeister Van Staa betonte, dass er im Gegensatz dazu, trotz seines eigenen Antretens mit der bürgerlichen Abspaltung "Für Innsbruck", immer engen Kontakt zur ÖVP gehalten und - mit Ex-Bürgermeister Romuald Niescher - etwa auch vereinbart habe, dass der unterlegene Kandidat den siegreichen bei der Bürgermeisterwahl unterstützen würde.
"Ich würde mich nicht für ihn einsetzen, wenn ich meinen würde, dass der Einsatz keinen Erfolg hat", attestierte Van Staa - selbst von 1994 bis 2002 Bürgermeister von Innsbruck - dem ehemaligen Staatssekretär indes für Sonntag gute Erfolgsaussichten. "Das letzte Wort hat aber immer der Wähler", hielt er fest. In der Gunst selbiger sah Tursky neben sich Vizebürgermeister Markus Lassenberger (FPÖ) sowie Willi vorne. Alle drei hätten realistische Chancen auf die Stichwahl. Er sei "optimistisch", jedoch werde es "verdammt knapp" und das Rennen sei "offen".
Tursky, der seinen Staatssekretärsposten in der Bundesregierung vor dem Intensivwahlkampf in Innsbruck aufgegeben hatte, warnte indes vor einem Wahlsieg seiner Konkurrenz - insbesondere einer weiteren Amtszeit Willis. Die vergangenen Jahre seien "verlorene" gewesen, weitere sechs würden einen "irreparablen Schaden" für die Landeshauptstadt bedeuten. Kritik übte der 35-Jährige an einem vermeintlichen bereits im Gange befindlichen Schmieden einer "linken Koalition" mit Willi an der Spitze. "Koalitionen sind für mich derzeit nicht auf der Tagesordnung", verneinte er auf Nachfrage eigene Präferenzen in der Sache. Van Staa wollte Tursky diesbezüglich keine Empfehlungen aussprechen: "Das muss er selbst wissen".
Lob kam vom 81-jährigen Altlandeshauptmann indes für das klare Bekenntnis Turskys, unabhängig vom Wahlausgang in die Innsbrucker Politik wechseln zu wollen. Auch sah Van Staa den Bürgermeisterkandidaten des Bündnisses "das Neue Innsbruck" ideologisch und gesellschaftspolitisch gefestigt. Im Wahlkampf spüre er seit 14 Tagen einen "Aufwärtstrend", so Van Staa. Nun gelte es für Tursky "einmal in die Stichwahl zu kommen". Selbige zu gewinnen sei weiterhin erklärtes Ziel, betonte dieser.
Tursky und Van Staa hatten zum Medientermin auf dem Bergisel geladen, um ein "Haus der Alpen" zu fordern. Dort solle unter anderem das Alpenvereinsmuseum Platz finden oder auch eine Forschungsstätte zu Klimawandel und Sport. Dieses solle verkörpern, dass Innsbruck "das Herz und die Hauptstadt der Alpen" sei. Zur Finanzierung werde man auch an Bund und Land herantreten, einen avisierten Standort gebe es noch nicht.
Mit der "Wiedervereinigung" von ÖVP, Für Innsbruck und Seniorenbund als Bündnis für die Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl am 14. April hatte man eine seit dem Jahr 1994 im "bürgerlichen Lager" andauernde und von Van Staa angestoßene "Trennung" beenden wollen. Die Liste "Für Innsbruck" war damals vom darauffolgenden Bürgermeister Van Staa gegründet worden. Es folgten Jahre sowohl der teils friedlichen bürgerlichen Koexistenz als auch der ziemlichen Verwerfungen. Eine erfolgreiche "Wiedervereinigung" durch ein gemeinsames Antreten machte nun jedoch Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber zunichte, der ausscherte und ein eigenes Antreten mit seiner Liste "JA - Jetzt Innsbruck" verkündete.
Zusammenfassung
- Bürgermeisterkandidat Florian Tursky warnt vor 'irreparablen Schäden' für Innsbruck bei einer Wiederwahl von Amtsinhaber Georg Willi.
- Ex-Landeshauptmann Herwig Van Staa (ÖVP), 81, unterstützt Tursky und sieht gute Erfolgsaussichten für die Wahl am Sonntag.
- Tursky und Van Staa fordern die Errichtung eines 'Hauses der Alpen' in Innsbruck, um die Stadt als 'Herz und Hauptstadt der Alpen' zu stärken.