APA/GEORG HOCHMUTH

Türkischer Spion hat in Österreich gespitzelt

Die ohnehin seit Jahren angespannten Beziehungen zwischen Wien und Ankara werden jetzt auch noch durch einen Spionagefall belastet. Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag kundtat, hat eine Person gestanden, im Sinne des türkischen Geheimdiensts in Österreich gespitzelt zu haben. Eine Anklage stehe bevor.

Die ohnehin seit Jahren angespannten Beziehungen zwischen Wien und Ankara werden jetzt auch noch durch einen Spionagefall belastet. Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag kundtat, hat eine Person gestanden, im Sinne des türkischen Geheimdiensts in Österreich gespitzelt zu haben. Eine Anklage stehe bevor.

Nähere Informationen gab der Minister bei seiner Pressekonferenz nicht preis. So blieb vorerst sowohl die Identität des vermeintlichen Spions als auch dessen Nationalität und Geschlecht unklar. Die "Krone" berichtet online, dass es sich um eine Frau handeln soll. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht.

Immerhin wurden am Dienstag erste Hintergründe bekannt. Die betroffene Person soll sich in der Türkei in Gewahrsam befunden haben und mit den dortigen Behörden einen Deal eingegangen sein. Für die Freilassung soll sie sich dazu verpflichtet haben, in Österreich lebende Menschen türkischer Herkunft bzw. Staatsbürgerschaft zu bespitzeln. Entsprechendes soll die Person gestanden haben.

In welchem Bundesland sie sich aufhält bzw. ob sie sich auf freiem Fuß oder in Haft befindet, war bis zum Nachmittag nicht erurierbar. Denn es wurde auch nicht bekanntgegeben, welche Staatsanwaltschaft mit den Ermittlungen befasst ist.

Der Fall ist in einem Zwischenbericht jener Sonderkommission enthalten, die sich mit den Ausschreitungen Ende Juni in Wien-Favoriten befasst. Dort war es an mehreren Tagen zu heftigen Zusammenstößen zwischen kurdischen Kundgebungsteilnehmern und türkischstämmigen Gegendemonstranten gekommen. Auch hier vermutet das Innenministerium Einfluss des türkischen Geheimdienstes.

Konkretes dazu konnten Nehammer und der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit Franz Ruf am Dienstag nicht vorlegen. Verwiesen wurde lediglich darauf, dass im Rahmen der Auseinandersetzungen mitgefilmt wurde, was typisches Geheimdienst-Handwerk sei. Auch wurde auf den Fall eines Mannes verwiesen, dem bei seiner Einvernahme in der Türkei Fotos von sich bei einer Demonstration in Österreich gegen die Führung in Istanbul vorgelegt worden seien. Freilich handelte es sich dabei nicht um die gewalttätig verlaufenen Kundgebungen in Favoriten.

Für die Regierung ist bereits klar, dass Österreich Zielland türkischer Spionage sei, wie es Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) formulierte. Der Arm von Präsident Recep Tayyip reiche bis nach Wien-Favoriten. Dem will man entgegentreten, wie Nehammer betonte: "Türkische Spionage und Einflussnahme auf Freiheitsrechte haben in Österreich keinen Platz." Er hat über den Spionagefall auch bereits mit dem Innenminister des gegenwärtigen EU-Vorsitzlandes, dem Deutschen Horst Seehofer, konferiert.

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl höhnte in einer Pressekonferenz, dass es wohl nur für Nehammer eine Neuigkeit sei, dass die Türkei in Österreich und Wien so etwas wie ein Spitzelwesen betreibe. Er erwarte sich umgehend Konsequenzen im diplomatischen Bereich. Wenn der entsprechende Nachweis erbracht werden könne, müsse es auch zur Ausweisung von Botschaftspersonal kommen.

Das Außenministerium leitete bereits diplomatische Aktivitäten in die Wege. Man habe die türkische Botschaft um ein Gespräch gebeten, hieß es ohne weitere Erläuterungen Dienstagnachmittag zur APA.

ribbon Zusammenfassung
  • Die ohnehin seit Jahren angespannten Beziehungen zwischen Wien und Ankara werden jetzt auch noch durch einen Spionagefall belastet.
  • Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag kundtat, hat eine Person gestanden, im Sinne des türkischen Geheimdiensts in Österreich gespitzelt zu haben.
  • Konkretes dazu konnten Nehammer und der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit Franz Ruf am Dienstag nicht vorlegen.