Sommerschule auf Schiene, Schüler-Buddies noch gesucht
Rund 23.000 Schüler werden in den letzten zwei Ferienwochen in der nach der Coronakrise eingerichteten Sommerschule Deutschförderung erhalten. Dabei werde es keinen "Paukerkurs", sondern abwechslungsreichen Projektunterricht in Kleingruppen geben, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Mittwoch betont hat. Lehrpersonal dafür gibt es genug, Schüler-Buddies werden noch gesucht.
"Die Sommerschule wird funktionieren, allen Unkenrufen zum Trotz", zeigte Faßmann sich bei der Präsentation des Programms begeistert. Obwohl das Angebot freiwillig sei, habe man 56 Prozent jener Schüler erreicht, die laut Berechnungen seines Ressorts wegen Problemen mit der Unterrichtssprache besondere Unterstützung brauchen. Bei Erfolg "kann es durchaus eine Wiederholung geben", so der Minister.
Insgesamt wird es 1.800 Gruppen an 500 ausgewählten Volksschulen, Neuen Mittelschulen (NMS) und AHS-Unterstufen geben. 60 Prozent der Teilnehmer besuchen eine Volksschule. Vorgesehen ist die Sommerschule für außerordentliche Schüler bzw. Schüler, die in Deutsch zwischen vier und fünf stehen oder die aufgrund der Corona-bedingten Umstellung auf Fernunterricht in den vergangenen Monaten einen besonderen Aufholbedarf haben. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenlos, sie erfolgt auf "Empfehlung" der jeweiligen Lehrer bzw. Direktoren.
Den Unterricht übernehmen Lehramtsstudenten. Ihnen sollen dafür 5 ECTS für die Studienleistung angerechnet werden, dadurch können sie gleich einen Teil ihrer wegen der Coronakrise entfallenen Schulpraktika nachholen. Begleitet werden sie dabei von erfahrenen Lehrern, die als Mentoren und "Unterrichtsunterstützer" fungieren sollen. Das pädagogische Konzept wurde von Buchautor Andreas Salcher und Norbert Kraker (Vizerektor der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich) in Absprache mit der Uni Wien und anderen PHs erarbeitet.
An den Sommerschulen werde es keinen simplen Deutschunterricht in 50-Minuten-Einheiten geben, betonte Faßmann. Stattdessen soll es Projektunterricht mit einem durchgehenden roten Faden geben, an dessen Ende ein greifbares Projekt etwa in Form einer Aufsatzsammlung oder eines Videos steht. Ausgewählte gute Schüler sollen als "Buddies" die Gruppen auflockern. 160 haben sich bisher gemeldet, "wenn es mehr werden, bin ich nicht unglücklich", betonte Faßmann.
Lob für das Projekt gab es bei dem Termin von den Bildungsdirektoren Robert Klinglmair (Kärnten) und Paul Gappmaier (Tirol). Mit der Sommerschule würden genau jene Schüler Unterstützung bekommen, die diese am dringendsten bräuchten.
Kritik kam dagegen vom Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache. Kostenlose Unterstützungsmöglichkeiten in den Ferien für diese besonders stark von den Schulschließungen getroffenen Schüler sei zwar grundsätzlich zu begrüßen, schreiben Vertreter in einer Stellungnahme. Es sei aber "aus fachlicher Sicht zweifelhaft", ob ein zweiwöchiger Kurs helfen könne, die durch die Coronakrise entstandenen Rückstände aufzuholen. Eine Sommerschule könne nur ein Baustein eines umfassenden und langfristigen Konzepts sein. Außerdem ziehen die Sprachexperten in Zweifel, ob alle eingesetzten Lehramtsstudenten die spezifische Ausbildung für den Unterricht von Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache in heterogenen Gruppen mitbringen.
Zusammenfassung
- Rund 23.000 Schüler werden in den letzten zwei Ferienwochen in der nach der Coronakrise eingerichteten Sommerschule Deutschförderung erhalten.
- Dabei werde es keinen "Paukerkurs", sondern abwechslungsreichen Projektunterricht in Kleingruppen geben, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Mittwoch betont hat.
- 60 Prozent der Teilnehmer besuchen eine Volksschule.
- Kritik kam dagegen vom Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache.