Söhne und Enkel von Hamas-Chef bei Angriff Israels getötet
"Ich danke Gott für diese Ehre, die er uns mit dem Märtyrertod meiner drei Söhne und einiger Enkelkinder erwiesen hat", zitierte der katarische Fernsehsender Al Jazeera den Hamas-Chef. Ein israelischer Armeesprecher bestätigte die Tötung von drei Söhnen Haniyehs. Es habe sich um Hamas-Kämpfer gehandelt. Für die Tötung der drei Enkel gab es somit keine Bestätigung. Haniyeh, Vorsitzender des Hamas-Politbüros, lebt mit einem Teil seiner Familie seit Jahren in Katar.
Haniyeh ist seit 2017 Vorsitzender des Politbüros der Hamas. Er war 2021 vom sogenannten Shura-Rat für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Er gilt als "übergreifender" Chef der islamistischen Hamas, während Yahya al-Sinwar Chef im Gazastreifen ist. Haniyeh wurde 1963 im Flüchtlingslager Al-Shati geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf.
Haniyeh sagte, der Angriff sei ein Beweis für Israels "Versagen" und werde die Positionen der Hamas bei den indirekten Verhandlungen über eine Feuerpause und Freilassung weiterer Geiseln nicht beeinflussen, wie der Sender Al Jazeera berichtete. Die Hamas bestehe weiterhin auf einem dauerhaften Waffenstillstand und einer Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge in ihre Wohnorte. Israel lehnt ein dauerhaftes Ende des Krieges ohne einen entscheidenden Sieg über die Hamas ab.
"Wenn sie denken, dass das Abzielen auf meine Kinder auf dem Höhepunkt dieser Gespräche - bevor die (Hamas)-Bewegung ihre Antwort vorgelegt hat - die Hamas dazu bewegen wird, ihre Positionen zu ändern, dann sind sie wahnsinnig", sagte Haniyeh mit Blick auf Israel. "Das Blut meiner Kinder ist nicht wertvoller als das Blut der Kinder des palästinensischen Volkes", sagte Haniyeh laut Al Jazeera. "Alle Märtyrer Palästinas sind meine Kinder."
Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge lehnte die Hamas einen US-Vorschlag für eine Waffenruhe ab. Die Terrororganisation plane stattdessen, einen eigenen Gegenvorschlag einzubringen, hieß es am Mittwoch unter Berufung auf nicht näher genannte "Vermittler". Aus Hamas-Kreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut hieß es unterdessen, die Verhandlungen verblieben im Status quo. Am Dienstag teilten die gleichen Quellen mit, dass die Verhandlungen "nicht gut" liefen. US-Präsident Joe Biden sagte hingegen am Mittwochnachmittag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz in Washington, dass sich die Hamas beim US-Vorschlag "bewegen" müsse
Die israelische Polizei hatte zu Monatsbeginn bereits eine Schwester Haniyehs festgenommen, die im Süden Israels lebt. Die 57-Jährige werde verdächtigt, "Kontakt mit Hamas-Aktivisten unterhalten zu haben", hieß es in der Mitteilung der Polizei. Sie identifiziere sich mit einer Terrororganisation und werde der Hetze und Unterstützung von Terroranschlägen in Israel beschuldigt.
Israel hatte in der Vergangenheit immer wieder politische und militärische Führer der Hamas und anderer militanter Palästinenserorganisationen gezielt getötet. Die fehlgeschlagene Tötung des Hamas-Führers Khaled Mashaal 1997 in Amman gilt als einer der größten Misserfolge in der Geschichte des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad.
Die Hamas war 1987 während des ersten Palästinenseraufstands Intifada gegen die israelische Besatzung als Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft gegründet worden. Das Politbüro gilt als oberste Entscheidungsinstanz und hat 15 Mitglieder.
Bei dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober, der den Gaza-Krieg auslöste, waren mehr als 1.200 Menschen getötet und über 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden. Israel hatte anschließend die gezielte Tötung der Hamas-Spitze angekündigt. Laut Hamas-Innenministerium waren bereits im Oktober mehrere Angehörige von Haniyeh bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet worden.
Zusammenfassung
- Bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen wurden drei Söhne und drei Enkelkinder des Hamas-Auslandschefs Ismail Haniyeh getötet.
- Haniyeh, 1963 in ärmlichen Verhältnissen geboren, lebt seit Jahren in Katar und führt die Hamas seit 2017.
- Der tödliche Angriff folgt auf einen Hamas-Terrorakt am 7. Oktober, der über 1.200 Todesopfer forderte und den Gaza-Krieg auslöste.