David Egger: Vom politischen No-Name zum SP-Spitzenkandidat
Sein bevorzugtes Fortbewegungsmittel in der Stadt sagt schon einiges über ihn aus: Salzburgs SPÖ-Chef David Egger kurvt mit dem E-Scooter von Termin zu Termin - "so geht's am schnellsten". Und diesen Schwung möchte er in die Politik mitnehmen. Vor knapp drei Jahren wurde er wie Phönix aus der Asche einer schwer angeschlagenen Partei gehoben und an deren Spitze gesetzt. Jetzt soll es der 36-Jährige richten und die SPÖ bei der Wahl am 23. April aus dem historischen Tief führen.
Als im Mai 2020 durchsickerte, dass ein gewisser David Egger die Landespartei "übernehmen" soll, war selbst Google noch einigermaßen sprachlos. Damals war der am 7. März 1987 in Oberndorf bei Salzburg geborene Egger "Content Manager" im Red Bull Mediahouse und daneben selbstständiger Moderator. Sein politischer Radius beschränkte sich auf die 6.000-Einwohner-Stadt Neumarkt am Wallersee im Flachgau, wo er das Amt des Vizebürgermeisters bekleidet - also zumindest nicht ganz von 0 auf 100. Welch schweres Erbe er antrat, zeigte sich schon daran, dass die "gestandenen" Sozialdemokraten, die damals gefragt wurden, kein Interesse für den Job zeigten.
Und weil die Aufgabe alleine nicht schon schwer genug wäre, blieb ihm auch die aktive Teilnahme an der Landespolitik verwehrt: 2018 auf keiner Kandidatenliste eingetragen, konnte er nicht nach oben in den Landtag durchgereicht werden. Also erhielt er zumindest das rote Bundesratsmandat, weil das bescheidene Vizebürgermeistersalär alleine zum Leben nicht reicht und Egger auch auf die Parteipauschale verzichtet, die sein Vorgänger Walter Steidl noch in Anspruch genommen hat.
Drei Jahre verblieben, um aus dem politischen No-Name einen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl zu machen. Das Pressebüro warf die Maschinen an und belieferte die Medien fast im 24-Stunden-Takt mit Egger-Aussendungen, Plakate mit seinem Konterfei und "Salzburg kann mehr" wurden affichiert und exakt ein Jahr vor der Landtagswahl wurde mit dem Landesparteitag inoffiziell in den Wahlkampf gestartet. Egger erhielt dort mit gut 93 Prozent breite Rückendeckung, die bei der Erstellung der Kandidatenliste vergangenen November bestätigt wurde (97 Prozent).
In Berührung mit der Politik war der leidenschaftliche Kaffee-Trinker aus sehr persönlicher Motivation gekommen: Nach seinem Zivildienst beim Arbeiter-Samariter-Bund wollte er Polizist werden, was damals aber gesetzlich nicht möglich war. Mit Unterstützung des Salzburger Abgeordneten Johann "Jacky" Maier brachte er eine Petition im Nationalrat ein, die tatsächlich zur Gesetzesänderung führte. "Es war ein Schlüsselmoment in meinem Leben. Es hat mir gezeigt, wenn man mit Herz und Seele für eine Sache kämpft, kann man auch etwas erreichen." Der aktive Einstieg in die Politik erfolgte schließlich mit den Gemeindewahlen 2014. Nach fünf Jahren als Gemeindevertreter wurde er 2019 SPÖ-Spitzenkandidat in Neumarkt. Er trat bei der Bürgermeister-Direktwahl an, musste sich aber dem amtierenden ÖVP-Bürgermeister geschlagen geben. Seither ist er 1. Vizebürgermeister.
Doskozil als Wegweiser
Durch diese Tätigkeit in der Gemeinde ist der SPÖ-Chef zweifelsohne nah an den Menschen mit ihren Problemen, sei es der für junge Menschen fast unerschwingliche Immobilienmarkt, sei es die Verkehrssituation oder die Teuerung. Er wolle kein Salzburg, "in dem sich junge Menschen entscheiden müssen, ob sie überhaupt eine Familie gründen oder sich eine Wohnung leisten können." In der politischen Ausrichtung scheint er im burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil einen Wegweiser gefunden zu haben. Dieser mache "einen Topjob und trifft mit seiner klaren sozialdemokratischen Politik den Nagel auf den Kopf". Egger lobt etwa die Anstellung von pflegenden Angehörigen im Burgenland oder die burgenländischen Experimente in Sachen Mindestlohn. Diese Modelle könne er sich auch für Salzburg vorstellen. Gleichzeitig heißt Egger auch den restriktiveren Asyl- und Migrationskurs Doskozils für gut.
Die Latte hat David Egger beim Parteitag selbst in luftige Höhe gelegt: Er möchte die Sozialdemokraten wieder an die Spitze des Landes führen. "Wir haben es schon einmal geschafft. 2023 ist vielleicht optimistisch, aber liebe ÖVP: Ich bin jung und motiviert, und ich ziehe mir die Laufschuhe an", bereitet er sich selbst auf einen Marathon vor. Die nüchterne Realität sieht freilich anders aus: Vor fünf Jahren gab es gerade noch 20 Prozent für die SPÖ, zweitstärkste Kraft blieb sie nur dank der Spaltung der FPÖ mit zwei Listen. Und auch heuer ist Platz 2 noch keineswegs in trockenen Tüchern.
Zusammenfassung
- Salzburgs SPÖ-Chef und Doskozil-Fan will die Landespartei wieder ganz nach oben führen.