Rotes Kreuz: "Man muss erlauben, dass die Helfer helfen"
Nach dem Angriff der Terrorgruppe Hamas auf Israel verhängte die israelische Regierung eine Totalblockade des Gaza-Streifens. "Kein Strom, kein Wasser, kein Sprit", stellte der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant am Montag in Aussicht.
Im Gaza-Streifen hätte man bereits zuvor "mit massiven Restriktionen gelebt", das habe sich nun "drastisch verschlimmert", erklärt Martina Schloffer, Bereichsleiterin der internationalen Zusammenarbeit beim Österreichischen Roten Kreuz. Die Zivilbevölkerung lebe in ständiger Angst vor Angriffen und dem "Nichtwissen, was mit ihren Angehörigen passiert".
"Todesurteil" für Krankenhauspatienten
320.000 Menschen seien mittlerweile geflohen und in temporären Notunterkünften untergebracht. Freitagfrüh verschärfte sich die Lage erneut, als die Aufforderung des israelischen Militärs kam, dass 1,1 Millionen Palästinenser:innen in den Süden des Gaza-Streifens umgesiedelt werden sollten. Das Militär plane eine Bodenoffensive im Gaza-Streifen.
Kritik kam von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie rief Israel dazu auf, seine Anordnung zu einer Evakuierung des Gaza-Streifens zurückzunehmen. Örtliche Gesundheitsbehörden in Gaza hätten der WHO mitgeteilt, dass es unmöglich sei, schwer kranke Patienten aus dem nördlichen Gaza-Streifen zu evakuieren, es würde einem "Todesurteil" gleichkommen.
"Vier Stunden Strom am Tag"
In Gaza gebe es fünf Spitäler, die könnten noch arbeiten, aber nur "sehr eingeschränkt", sagt Schloffer im PULS 24 Interview. Eines der größten Probleme sei die fehlende Stromversorgung: "Es gibt ungefähr vier Stunden Strom am Tag."
Und das, obwohl man in der Region "extrem stromabhängig" sei, auch die Wasser- und Abwasserversorgung laufe über strombetriebene Pumpen. Schon jetzt gebe es "40 Prozent weniger Wasser" berichteten Kolleg:innen vor Ort Schloffer. Drei der fünf Kläranlagen würden zudem nicht mehr funktionieren, das Wasser müsse ins Meer abgelassen werden.
"Es muss aufhören"
In den Krankenhäusern arbeite man nun mit Generatoren, doch auch der Diesel werde bereits knapp. Rettungsdienste des Roten Halbmonds und des Roten Davidsterns seien konstant im Einsatz. Bis Donnerstag hätten Hilfsorganisationen noch medizinische Güter liefern können, schildert Schloffer. Besonders Medikamente zur Versorgung von Schusswunden, Tragen und Leichensäcke seien gebracht worden. Das alles sei aber "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", so Schloffer.
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (ICRC) versuche zudem ein zusätzliches Chirurgen-Team nach Gaza zu bringen, das gestalte sich jedoch als schwierig. "Man muss erlauben, dass die Helfer helfen", appelliert Schloffer. "Der Grundansatz ist einfach: Es muss aufhören. Es ist die Zivilbevölkerung, die leidet."
Zusammenfassung
- Im Gaza-Streifen spitzt sich die Lage immer weiter zu.
- Die Krankenhäuser könnten nur mehr das Nötigste tun, pro Tag stünden nicht mehr als vier Stunden Strom zur Verfügung, schildert Martina Schloffer vom Österreichischen Roten Kreuz.
- 320.000 Menschen seien mittlerweile geflohen und seien in temporären Notunterkünften untergebracht.
- Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (ICRC) versuche zudem ein zusätzliches Chirurgen-Team nach Gaza zu bringen, das gestalte sich jedoch als schwierig.
- "Der Grundansatz ist einfach: Es muss aufhören. Es ist die Zivilbevölkerung, die leidet", so Schloffer.