Syrisches Militär bestätigt Rückzug aus Hama
Am Donnerstag seien die Vertreter Jihadistengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) "von mehreren Seiten aus nach Hama eingerückt" und lieferten sich "in mehreren Stadtvierteln Straßenkämpfe mit Truppen des (Assad-)Regimes", erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Das syrische Militär räumte ein, die Kontrolle über die Stadt verloren zu haben.
Zunächst hieß es , man ziehe die Truppen zurück an den Rand der Stadt, um "das Leben von Zivilisten zu schützen und Kämpfe in der Stadt zu verhindern". Das Kommando der syrischen Streitkräfte kündigte an, die von "Terroristen" eingenommenen Gebiete zurückzugewinnen.
Nach eigenen Angaben nahmen die Jihadisten ein großes Gefängnis in der Stadt ein und ließen Insassen frei.
"Unsere Streitkräfte sind in das Zentralgefängnis von Hama eingedrungen und haben Hunderte zu Unrecht inhaftierte Gefangene befreit", erklärte Hassan Abdel Ghani, ein militärischer Führer der islamistischen Kämpfer, im Onlinedienst Telegram.
Syrien-Konflikt: Wer ist die Jihadistengruppe HTS?
Die Stadt Hama im westlichen Zentrum von Syrien liegt zwischen Aleppo im Norden und Damaskus im Süden und ist für den Schutz der rund 220 Kilometer entfernten Hauptstadt von großer Bedeutung. Nach Aleppo waren die Jihadisten bei ihrer Offensive innerhalb weniger Tage vorgedrungen. Seit Tagen lieferten sie sich mit den Truppen der Regierung von Machthaber Bashar al-Assad Gefechte auch um Hama.
HTS als mächtigste Gruppe
Der Iran und Russland sind die engsten Verbündeten des syrischen Präsidenten Assad. Mächtigste Gruppe unter den Rebellen ist die HTS, der ehemalige Al-Kaida-Ableger in Syrien. Ihr Anführer Abu Mohammed al-Golani hat zwar versprochen, die religiösen Minderheiten zu schützen, doch gibt es große Sorgen wegen der Aufständischen. Eine Eroberung von Hama eröffnet den Rebellen die Möglichkeit für einen Vorstoß auf Homs, die wichtigste Stadt in Zentralsyrien.
Der Überraschungsangriff der Jihadisten ist der größte seit Jahren im syrischen Bürgerkrieg, in dem die Fronten seit 2020 weitgehend eingefroren waren. Der Iran und Russland hatten Assad geholfen, die Kontrolle über den größten Teil des Landes und alle größeren Städte zurückzugewinnen.
Assad hatte die Massenproteste gegen ihn, die 2011 in einen Bürgerkrieg mündeten, vom Militär brutal niederschlagen lassen. UNO-Experten sprechen von Kriegsverbrechen. Hunderttausende Menschen wurden in dem Konflikt getötet und viele Millionen vertrieben.
Der deutsche Nahost-Experte und frühere deutsche Botschafter in Damaskus, Andreas Reinicke, sieht nach dem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs die Zukunft der christlichen und kurdischen Minderheiten in Syrien gefährdet. Die HTS-Miliz habe sich zwar von den brutalen Praktiken der Terrororganisation "Islamischer Staat" distanziert, dennoch sei die Miliz in der Ideologie der Al-Nusra-Front, einer Abspaltung von Al-Qaida, fest verwurzelt, sagte der Direktor des Deutschen Orient-Instituts der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), wie Kathpress berichtete.
Zusammenfassung
- Bei den Kämpfen in Syrien sind die Jihadisten der HTS in die Stadt Hama vorgedrungen und hat die Regierungstruppen nach staatlichen Angaben in die Außenbezirke gedrängt.
- Die Einheiten der Regierungstruppen seien außerhalb der Stadt verlegt worden, um "das Leben von Zivilisten" in Hama zu schützen, teilte das syrische Verteidigungsministerium mit.
- Das Kommando der syrischen Streitkräfte kündigte an, die von "Terroristen" eingenommenen Gebiete zurückzugewinnen.