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Sackgasse bei Israels Geisel-Deal: Eine Timeline der Eskalation

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Israel sieht die zuletzt hoffnungsvollen Verhandlungen über Geisel-Freilassung mit der Terror-Organisation Hamas als gescheitert. Israel und die Hamas geben einander die Schuld für das Scheitern der Verhandlungen. Der größte Knackpunkt ist die geplante israelische Militäroffensive in Rafah.

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant begründete den geplanten Militäreinsatz nun auch in Rafah, ganz im Süden des Gazastreifens, am Montag mit der Ablehnung von Israels jüngsten Vorschlags für einen Geisel-Deal.

Die Hamas habe Israel keine Wahl gelassen, zitiert die israelische Zeitung "Haaretz" Gallant. Am Montag begann Israel Zivilist:innen aus Rafah im Süden des Gaza-Streifens zu evakuieren. Zuletzt soll sich dort mehr als eine Million Menschen aufgehalten haben.

Der Grenzübergang Rafah liegt zwischen Palästina und Ägypten. Nur dieser Grenzübergang führt direkt aus Gaza heraus, er wird von Ägypten kontrolliert, die Öffnung wird mit Israel koordiniert. 

Zuletzt hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu betont, dass das israelische Militär auch mit Hamas-Deal in Rafah einmarschieren würde. "Die Frage, dass wir den Krieg beenden, bevor wir all unsere Ziele erreicht haben, stellt sich nicht", hieß es in der Vorwoche in einer Erklärung von Netanyahus Büro.

In der Vorwoche hatte es gewirkt, als ob es Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen Hamas und Israel geben könnte. 

Laut Insidern sollen die Aussagen von Netanyahu dazu geführt haben, dass die Hamas ihre Position verhärtet hat, berichtet "Haaretz" mit Berufung auf die "New York Times". Nun soll auch CIA-Chef William Burns zu einem Krisentreffen ins Vermittlerland Katar gereist sein, hieß es aus Verhandlerkreisen.

Israel sieht gescheiterte Verhandlungen

Israels Außenminister Israel Katz spricht auf "X" davon, dass die Hamas mehrmals signifikante Zugeständnisse seitens Israels abgelehnt hätten.

Die Hamas habe mit Abbruch der Verhandlungen am Sonntag gezeigt, dass es kein Interesse gäbe, die verbliebenen Geiseln des Terror-Angriffs vom 7. Oktober freizulassen. "Auch nicht im Austausch für alles", so Katz auf "X".

Hamas-Angriff auf Grenzübergang

Am Sonntag hatte die militante Hamas-Gruppierung "Essedin-al-Qassam-Brigarden" den Grenzübergang Kerem Shalom beschossen - dabei wurden vier israelische Soldaten getötet und zwölf weitere verletzt.

Neben der zunehmenden militärischen Eskalation wird es laut UN-Hilfsorganisation UNRWA auch immer schwieriger, Hilfe in Gaza zu leisten. Der Leiter des Palästinenser-Hilfswerks Philippe Lazzarini forderte am Sonntag eine unabhängige Untersuchung des Raketenabschusses und der darauffolgenden Schließung des Grenzübergangs. Er sei wiederholt nicht in den Gaza-Streifen gelassen worden, und auch Mitarbeiter:innen des Hilfswerks würden schikaniert.

"Allein in den vergangenen zwei Wochen haben wir zehn Vorfälle verzeichnet, darunter Schüsse auf Konvois, Festnahmen von UN-Mitarbeitern mitsamt Schikanen", so Lazzarini.

UNO fordert unabhängige Untersuchung

UNO-Menschenrechtschef Volker Türk kritisierte er die hohe Zahl an zivilen Todesopfern im Gaza-Streifen an und warnte Israel vor der geplanten Offensive in Rafah, wo derzeit 1,2 Millionen Menschen zusammengepfercht seien. Diese könnte zu weiteren Kriegsverbrechen führen. Alle zehn Minuten würde laut UN ein Kind in Gaza getötet oder verwundet.

Zuletzt sah sich Israels Ministerpräsident Netanyahu im Ziel der internationalen Kritik, weil er Jude sei. Er ortet einen "Vulkan des Antisemitismus". 

Auch innerhalb Israels stand Netanyahu mit seiner Rechtsregierung schon lange vor Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober in der Kritik. Viele, vor allem liberalere Israelis fühlen sich von seiner Hardliner-Politik nicht repräsentiert.

Noch 132 Geiseln

Aktuell sollen noch 132 Menschen von der Hamas als Geiseln festgehalten werden. Sie befinden sich nun knapp sieben Monate - seit der blutigen Terrorattacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober - in Gefangenschaft. Freigelassene Geiseln hatten über Gewalt und schreckliche Bedingungen berichtet.

Am Montag begann das israelische Militär mit der Evakuierung von 100.000 Menschen aus dem Gebiet Rafah in das Lager Al-Mawasi. Dort würden Feldkrankenhäuser eingerichtet und es gibt laut IDF Nahrung, Wasser und Medikamente.

ribbon Zusammenfassung
  • Israel sieht die zuletzt vielversprechenden Verhandlungen über Geisel-Freilassung mit der Terror-Organisation Hamas als gescheitert.
  • Israel wollte seinen geplanten Militäreinsatz in Rafah durchführen, deshalb soll der Geisel-Deal gescheitert sein.
  • Am Sonntag hatte die Hamas einen Grenzübergang für humanitäre Güter beschossen, dabei kamen vier israelische Soldaten ums Leben.
  • Mittlerweile ist auch der Chef der amerikanischen CIA in die Region gereist um zu vermitteln.
  • Die ursprünglich vielversprechend wirkenden Verhandlungen scheinen gescheitert zu sein.

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