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Asylberechtigte: 65 Prozent haben Alphabetisierungsbedarf

Von den 2023 anerkannten Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, die 2023 ihren ersten Sprachkurs besuchten, haben 65 Prozent auch in ihrer Muttersprache Alphabetisierungsbedarf. Die größte Gruppe der ausländischen Staatsangehörigen in Österreich sind Deutsche.

Während Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) den aktuellen 14. Integrationsbericht als Anlass für Wahlkampf nutzte, blieben die Expert:innen weniger politisch. Die Vorsitzende des Expertenrats, Katharina Pabel, betonte dennoch die Wichtigkeit der Sprachkompetenz. So hätten 65 Prozent der 2023 anerkannten Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, die 2023 ihren ersten Sprachkurs besuchten, Alphabetisierungsbedarf - auch in ihrer Muttersprache. Sie sprach sich auch für Maßnahmen für Personen aus, die noch vor dem Wechsel nach Österreich stehen, etwa durch Familiennachzug.

Österreich wächst

"Österreich wächst und Österreich wächst nur aufgrund der Zuwanderung", betonte Tobias Thomas, Generaldirektor von Statistik Austria. Laut dem gemeinsam mit dem Integrationsbericht präsentierten Statistischen Jahrbuch "Migration & Integration" lebten im Durchschnitt des Jahres 2023 rund 2,45 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Privathaushalten entsprach dies einem Anteil von 27,2 Prozent (2022: 26,4 Prozent).

Generationsdefinition

Etwa 1,8 Mio. Menschen gehören der sogenannten "ersten Generation" an, sie wurden selbst im Ausland geboren und sind nach Österreich zugezogen. Die verbleibenden rund 620.100 Personen mit Migrationshintergrund sind in Österreich geborene Nachkommen. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund stieg in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel bzw. 7,8 Prozentpunkte an. Die Zahl der ausländischen Staatsangehörigen in Österreich lag Anfang 2024 bei rund 1,8 Mio. Personen. Dies entsprach einem Anteil von 19,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung.

68,5 Prozent erwerbstätig

Die Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationshintergrund war 2023 mit 68,5 Prozent um rund 8 Prozentpunkte geringer als jene der erwerbsfähigen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Bei Personen aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak war die Erwerbstätigenquote im Jahr 2023 mit 48 Prozent am geringsten. Besonders niedrig war die Erwerbstätigkeit bei Frauen aus Afghanistan, Syrien bzw. dem Irak mit 32,3 Prozent.

27 Prozent mit nicht-deutscher Erstsprache

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit nicht-deutscher Erstsprache ist in den letzten zehn Jahren von 20 Prozent auf 27 Prozent angestiegen. Am höchsten fiel der Anteil der Schüler und Schülerinnen mit nicht-deutscher Erstsprache im Schuljahr 2022/23 insbesondere in der Sonderschule (42,9 Prozent), in der Polytechnischen Schule (38,9 Prozent) und in der Mittelschule (34,8 Prozent) aus. Am geringsten war dieser in der Berufsschule (13,7 Prozent), der BHS (19,7 Prozent) und der AHS-Oberstufe (20,5 Prozent).

Ausländische Staatsangehörige

  1. 232.700 Deutsche
  2. 153.400 Rumänen
  3. 124.100 Türken
  4. 122.200 Serben
  5. 107.300 Ungarn

Auf den Rängen sechs bis zehn finden sich die Staatsangehörigen von Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Syrien, der Ukraine und Polen.

Video: Pro und Contra: Ist die Integration gescheitert?

Opfer und Täter

Ausländer und Ausländerinnen sind außerdem sowohl häufiger Verurteilte als auch Opfer von Straftaten. Im Jahr 2023 wurden von der Polizei insgesamt 330.000 Tatverdächtige erfasst: Davon entfielen 45,6 Prozent auf ausländische Staatsangehörige, wobei 28,2 Prozent in Österreich wohnhaft waren. Im Vergleich zum Anteil der ausländischen Bevölkerung (19,3 Prozent) war der Anteil der in Österreich lebenden ausländischen Tatverdächtigen somit deutlich höher. Unter den 25.000 im Jahr 2023 verurteilten Personen hatten 45,1 Prozent keine österreichische Staatsbürgerschaft.

ribbon Zusammenfassung
  • Während Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) den aktuellen 14. Integrationsbericht als Anlass für Wahlkampf nutzte, blieben die Expert:innen weniger politisch.
  • Die Vorsitzende des Expertenrats, Katharina Pabel, betonte dennoch die Wichtigkeit der Sprachkompetenz.
  • So hätten 65 Prozent der 2023 anerkannten Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, die 2023 ihren ersten Sprachkurs besuchten, Alphabetisierungsbedarf - auch in ihrer Muttersprache.
  • Sie sprach sich auch für Maßnahmen für Personen aus, die noch vor dem Wechsel nach Österreich stehen, etwa durch Familiennachzug.
  • Unter den ausländischen Staatsangehörigen in Österreich sind weiterhin Deutsche die mit Abstand größte Gruppe.