Mangott: "Kein NATO-Soldat wird an Ukraines Seite gegen Russland kämpfen"
Politikwissenschaftler Gerhard Mangott berichtet im PULS 24 Interview über Truppenbewegungen Russlands. Zusätzlich hätten Kämpfe "an der Line of Control zwischen den Separatistengebieten und der Ukraine zugenommen". Dazu kämen "vehemente" Cyberangriffe gegen ukrainische Banken und Regierungswebsites am Mittwochnachmittag. Auch so könnte Russland der Ukraine schaden und sei bereit das zu tun.
Milliarden federn Sanktionen ab
Mangott rechnet mit einer militärischen Eskalation, denn weitere Schritte Russlands müssten folgen, "damit aus russischer Sicht der Nutzen die Kosten westlicher Sanktionen übersteigt". Die reine Anerkennung der Separatistengebiete bringe nicht viel, Kosten würden aber durch die Sanktionen anfallen. Russland sei laut dem Uni-Professor für internationale Beziehungen darauf vorbereitet. Russland habe "massiv" in Gold angelegt. "Russland hat jetzt Währungsreserven von 642 Milliarden US-Dollar und einen Notfallfond mit einer Einlage von etwa 190 Milliarden Dollar." Einen Teil der Sanktionen könne es also abfedern. Die Folgen der Sanktionen seien trotzdem spürbar und würden "deutliche Kosten" verursachen, das Land könne aber lange durchhalten.
"Keine militärische Hilfe" der NATO für Ukraine
Die Ukraine verlangt eine Sicherheitsgarantie, doch die würde sie laut Mangott nicht bekommen. Die NATO habe immer kommuniziert, dass die Ukraine, weil sie kein Bündnispartner ist, keine militärische Hilfe der NATO zu erwarten habe. Es wird kein NATO-Soldat an der Seite der Ukraine gegen russische Truppen kämpfen." Russland sei eine Nuklearmacht, eine direkte Konfrontation könnte auch nuklear eskalieren und das würden weder Russland noch die NATO wollen.
Zu einem direkten Gespräch zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin wird es nach Mangotts Einschätzung nicht kommen. Dazu sei ihr Verhältnis zu schlecht und aus Russlands Sicht gebe es keine Chance auf Erfolg.
Putin wird eskalieren
In der aktuellen Situation zu verharren würde aber die interne Sicherheit Russlands, die Putin anstrebt, nicht stärken. Putin habe den Druck zwar erhöht und ein Ultimatum gestellt, "die Kiewer Regierung wird aber nicht nachgeben". Eine Kapitulation der ukrainischen Seite wäre aber Russlands Ziel. Die Ukraine soll sich aus Russlands Sicht zu einem militärisch neutralen Staat bekennen und die Zusammenarbeit mit der NATO einstellen. Das sei "eine unrealistische Erwartung. Das wird nicht passieren".
Politikwissenschaftler Gressel: Putin könnte jede Minute Angriffsbefehl geben
Laut Politikwissenschaftler Gustav Gressel vom European Council of Foreign Relations sei man in der Frühphase eines Krieges, in der Vorwände durch gestellte Angriffe geschaffen werden. Dazu kämen Cyberangriffe auf die Ukraine und russische Truppenbewegungen. Putin sei jederzeit zum Angriff bereit.
International beharre Russland auf seinen Forderungen und der Westen bezeichne diese als "unverhandelbar". In den vergangenen zwei Monaten habe sich daran nichts geändert. Und würde der Westen nachgeben, würde ihm vorgeworfen werden, sich durch den Aufmarsch der Russen Konzessionen abzwingen zu lassen. "Das kann nicht im Sinne des Westens sein."
"Eine Beruhigung der Lage ist nicht zu erwarten. Ganz im Gegenteil", so der Osteuropa-Experte.
Zusammenfassung
- Osteuropa-Experte Gerhard Mangott erklärt, dass die Lage in der Ukraine eskalieren wird. Russland habe zwar schon Kosten, aber noch keine Nutzen und einen Finanzpolster von Hunderten Milliarden, um Sanktionen abzufedern. Die NATO wiederum werde der Ukraine militärisch nicht helfen. Zu groß sei die Gefahr einer nuklearen Konfrontation mit Russland.