APA/APA/AFP (Archivbild vom 20. November 2024)/FILIPPO MONTEFORTE

"Papabili" - Kardinäle mit Chancen auf höchstes Kirchenamt

20. Feb. 2025 · Lesedauer 4 min

Der Gesundheitszustand des an Lungenentzündung erkrankten Papst Franziskus wirft in Rom Fragen über seine mögliche Nachfolge auf. Für das Amt des Kirchenoberhauptes gibt es keine Kandidaten, es gibt keinen Wahlkampf, Wahlversprechen sind verboten. Der Ausgang eines Konklave ist meist eine Überraschung. Einige Kardinäle gelten in Kirchenkreisen aber als "Papabile" - zum Papst wählbar, einen klaren Favoriten gibt es jedoch nicht.

Da seit 1978, seit der Wahl von Johannes Paul II., immer nur ausländische Päpste zum Zuge gekommen sind, fragen sich Vatikan-Insider, ob nicht bald wieder die Stunde eines italienischen Pontifex schlagen könnte. Als geeigneter Kandidat unter den italienischen "Papabili" zählt der Präsident der italienischen Bischofskonferenz CEI, Matteo Zuppi.

Der 68-jährige Erzbischof von Bologna ist bekannt für sein diplomatisches Geschick und seine Bemühungen um den Frieden. Er ist seit Jahren ein prominentes Mitglied der international einflussreichen Laiengemeinschaft Sant'Egidio, die voll auf der Franziskus-Linie liegt. Aktuell ist er zudem Sondergesandter des Papstes für Frieden in der Ukraine. Der Kardinal ist politisch versiert und mit Dialog und Konflikten vertraut.

Als Alternative zu Zuppi kommt unter den Italienern der vatikanische Kardinalstaatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, in Frage. Er ist derzeit der höchste Kurienkardinal und für seine Rolle in der internationalen Politik besonders geschätzt. Bekannt wurde der 70-Jährige für seine diplomatische Arbeit für die Beziehungen des Vatikan zu China sowie für seine Bemühungen um den interreligiösen Dialog und den Friedensprozess. Seine Schwachstelle ist, dass er als Emblem des Franziskus-Pontifikats gilt. Sollten sich die Papst-Wähler für einen radikalen Kurswechsel nach der Zeit des Argentiniers entscheiden, hätte Parolin wenig Erfolgsaussichten.

Unter den Italienern hat auch Pierbattista Pizzaballa, der erste Patriarch von Jerusalem im Kardinalskollegium, eine Chance. Im Minenfeld Nahost beweist sich der 59-Jährige seit Jahren als geschickter Diplomat und Dialogpartner. Sein Stil ist unklerikal und unkonventionell. Er steht sowohl mit jüdischen und islamischen Religionsführern ebenso wie mit jenen der Orthodoxie in einem guten Dialog. All das wäre von Vorteil bei einem künftigen Konklave.

Die konservativen Purpurträger, die seit Jahren mit Argusaugen den progressiven Kurs Franziskus' beobachten, hoffen auf eine Wende und setzen auf einen eigenen Kandidaten, den Erzbischof von Budapest, Peter Erdö. Der 72 Jahre alte Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen ist ein konservativer Kirchenführer, der für seine traditionelle Haltung bekannt ist. Er hatte gute Beziehungen zum verstorbenen Benedikt XVI. Erdö kann auf eine steile Karriere zurückblicken. Mit 49 Jahren wurde er Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), mit nur 50 wurde er Erzbischof von Esztergom-Budapest, mit 52 war er 2005 der jüngste Kardinal im Konklave. Aufgrund der geografischen Lage seiner Heimat steht Erdö für die Ökumene mit der Orthodoxie, die er mit großem Engagement betreibt.

Maltesischer Kardinal Grech auf Nachfolgekurs

Auf Franziskus-Kurs befindet sich der maltesische Kardinal Mario Grech (67 Jahre). Der Generalsekretär der Synode der Bischöfe und ehemalige Bischof von Gozo auf Malta ist für seine theologische Expertise bekannt. Gute Chancen werden auch Kardinal Victor Manuel Fernandez (62 Jahre), Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre und ehemaliger Rektor der Päpstlichen Universität von Argentinien, eingeräumt. Fernandez ist ein enger Vertrauter von Papst Franziskus. Als Leiter der Glaubensbehörde verfasste er das hochumstrittene Papier für die Segnung Homosexueller, das vor allem in Afrika massiven Widerspruch auslöste.

Ein Papst aus dem Fernen Osten wäre für die katholische Kirche ein Novum. Mit dem philippinischen Kardinal Luis Antonio Tagle können sich asiatische Katholiken Hoffnungen auf einen Pontifex aus ihren Breitengraden machen. Bereits vor dem Konklave 2013, das zur Wahl Franziskus' führte, war der damals 55-Jährige Tagle ein "Papabile". Dabei war er damals zweitjüngster Papstwähler. Inzwischen ist der stets lächelnde und gut aufgelegt wirkende Tagle Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung und einer der einflussreichen Männer Franziskus'. Sollte sich das Konklave wieder für einen Ausländer entscheiden, könnte Tagle endlich als Papst zum Zuge kommen.

Ein Novum für die Kirche könnte auch ein Papst aus Afrika sein. Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (65) aus der Demokratischen Republik Kongo sorgte für Schlagzeilen, als er eine umstrittene Erklärung von Papst Franziskus, die es Priestern erlaubt, unverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, auf dem afrikanischen Kontinent für null und nichtig erklärte. Ein Pontifikat mit Besungu wäre eine klare Abweichung von Franziskus' Kurs. Der derzeitige Pontifex hatte Besungu 2019 zum Kardinal ernannt.

(Von Micaela Taroni/APA-Korrespondentin in Rom)

Zusammenfassung
  • Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus, der an einer Lungenentzündung leidet, wirft Fragen über seine Nachfolge auf.
  • Matteo Zuppi, 68 Jahre alt und Präsident der italienischen Bischofskonferenz, gilt als prominenter italienischer Kandidat für das Papstamt.
  • Der 70-jährige Kardinal Pietro Parolin, bekannt für seine diplomatische Arbeit, ist ein weiterer potenzieller Nachfolger.
  • Peter Erdö, 72 Jahre alt und ein konservativer Kirchenführer aus Ungarn, wird von konservativen Kardinälen unterstützt.
  • Kardinal Mario Grech aus Malta, 67 Jahre alt, ist bekannt für seine theologische Expertise und steht auf Franziskus-Kurs.