Schottische Orkney-InselnAPA/AFP/William EDWARDS

"Orkxit": Schottische Orkney-Inseln bald Teil von Norwegen?

Auf den schottischen Orkney-Inseln im Nordatlantik wird über eine Loslösung von Großbritannien diskutiert. Als eine von mehreren Optionen gilt, ein selbst verwaltetes Gebiet Norwegens zu werden.

Gemeinde-Vorsteher James Stockan betonte im Gespräch mit BBC Radio Scotland die engen Beziehungen zu Norwegen, zu dem die Inselgruppe mit 20.000 Einwohnern einst gehörte. Britische Medien sprachen am späten Sonntagabend - in Anlehnung an den "Brexit" - von einem möglichen "Orkxit".

Inselgruppe fühlt sich von London und Edinburgh betrogen

Stockan hat beantragt, andere Regierungsformen in Betracht zu ziehen. Ziel sei eine größere wirtschaftliche Selbstständigkeit, sagte er. Die Inselgruppe nördlich des schottischen Festlands fühle sich von den Regierungen in London und Edinburgh betrogen. Die finanziellen Zuwendungen seien deutlich geringer als auf den weiter nördlich gelegenen Shetlandinseln oder den Äußeren Hebriden im Westen von Schottland.

Verpfändung in 1472

Orkney wurde 1472 als Sicherheit für die Mitgift bei der Hochzeit der dänischen Königin Margarethe mit dem schottischen König James III. an Schottland verpfändet. "Auf der Straße in Orkney fragen mich die Leute, wann wir die Mitgift zurückgeben, wann wir wieder zu Norwegen gehören", sagte Stockan. Es gebe eine große kulturelle Verbindung mit den nordischen Ländern.

Mögliche Regierungsformen seien auch ein Kronbesitz wie etwa die Inseln im Ärmelkanal, die über eigene Gesetze verfügen und direkt der britischen Krone unterstehen, oder ein Überseegebiet wie Gibraltar oder die Falklandinseln.

Norwegen gibt sich zugeknöpft

Ganz so einfach ist es aber nicht, wie der Professor für Internationales und Europäisches Recht am King's College London, Holger Hestermeyer, betont. "Die übliche Art des Transfers heute wäre eine Abtretung durch einen völkerrechtlichen Vertrag", sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Doch selbst wenn das Vereinigte Königreich dem zustimmen würde, müsste auch Norwegen einverstanden sein, sagte Hestermeyer.

Das norwegische Außenministerium gab sich in der Angelegenheit zugeknöpft: "Das ist eine innenpolitische und verfassungsrechtliche britische Angelegenheit. Wir haben keine Meinung zu diesem Gesuch", teilte eine Ministeriumssprecherin auf dpa-Anfrage mit.

Denkbar für den Orkney-Bezirksvorsteher Stockan - und vermutlich realistischer - als mögliche alternative Regierungsformen sind laut BBC aber auch die des Kronbesitzes wie beispielsweise Jersey oder des Überseegebiets wie Gibraltar.

ribbon Zusammenfassung
  • Auf den schottischen Orkney-Inseln im Nordatlantik wird über eine Loslösung von Großbritannien diskutiert.
  • Als eine von mehreren Optionen gilt, ein selbst verwaltetes Gebiet Norwegens zu werden.
  • Gemeinde-Vorsteher James Stockan hat beantragt, andere Regierungsformen in Betracht zu ziehen.
  • Orkney wurde 1472 als Sicherheit für die Mitgift bei der Hochzeit der dänischen Königin Margarethe mit dem schottischen König James III. an Schottland verpfändet.
  • Der Gemeinderat soll an diesem Dienstag über den Antrag diskutieren, der keine konkrete Lösung festlegt.