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ÖH fordert mehr Geld für Studierendenheime

Schon vor der Zunahme der Teuerung hatten viele Studierende Probleme, ihre Miete zu bezahlen. In den vergangenen zwei Jahren ist der Anteil laut der Vizevorsitzenden der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), Nina Mathies, aber "dramatisch gestiegen". Akuten Handlungsbedarf sieht das ÖH-Vorsitzteam bei Studierendenwohnheimen. Mit gemeinnützigen Betreibern hat es am Montag Förderungen, einen Neubau- und Sanierungsfonds und einen höheren Auswärtigkeitszuschlag gefordert.

Der Andrang auf gemeinnützige Studierendenheime ist laut Sabine Straßer, Geschäftsführerin von "Home4Students", wegen der durch die Teuerung gestiegenen Wohnkosten extrem hoch, die Wartelisten seien lang. "Es gibt zu wenige Angebot vor allem bei den gemeinnützigen Anbietern und hohe Preise vor allem bei den gewinnorientierten Anbietern."

Galten Studierendenheime lange als kostengünstige Wohnmöglichkeit, sind die Preise seit dem Aussetzen der staatliche Studierendenheimförderung 2011 laut ÖH um knapp die Hälfte gestiegen. In einem gemeinnützigen Heim müssen mittlerweile laut Straßer je nach Standort und Sanierungszustand 400 bis 500 Euro für ein Einzelzimmer (inklusive Nutzung der Gemeinschaftsräume, Wasser, Strom und technischen Support etc.) bezahlt werden. Bei gewerblichen Anbietern habe sie dafür Preise von 900 Euro gesehen.

Damit die Wohnheime wieder günstigen Wohnraum anbieten und die Betreiber auch notwendige Reparaturen durchführen können, müsse die staatliche Studierendenheimförderung wieder eingeführt werden, forderte Straßer. Für die gemeinnützigen Träger seien 50 Mio. Euro pro Jahr notwendig.

Für Sanierung und Neubau von Heimen wäre außerdem ein eigener Fonds notwendig. Derzeit sei nämlich in den großen Städten trotz hoher Nachfrage "an Neubau fast nicht zu denken" und bei den Sanierungen und Reparaturarbeiten gebe es einen Rückstau, so Martin Strobel, Geschäftsführer des Studierendenheim-Betreibers WIHAST. Immerhin müssten auch die gemeinnützigen Betreiber stark gestiegene Preise bezahlen.

Laut Akademikerhilfe-Generalsekretär Bernhard Tschrepitsch wohnt derzeit ein Zehntel der Studierenden in einem Studierendenheim, unter Studienanfängern sind es sogar 40 bis 45 Prozent. Dass viele während des Studiums nicht bei den Eltern leben können, werde derzeit allerdings nur über einen viel zu geringen Auswärtigkeitszuschlag bei den Stipendien berücksichtigt. Seit 1994 sei dieser um 38 Prozent gestiegen, das allgemeine Preisniveau um über 100 Prozent. Hier brauche es deshalb eine deutliche Anhebung, außerdem müsse er allen Studienbeihilfebezieherinnen und -beziehern mit eigenem Wohnsitz offenstehen.

Die nächste Bundesregierung müsse diese Forderungen unbedingt in den kommenden fünf Jahren angehen, appellierte ÖH-Vizechefin Mathies (Verband Sozialistischer Student_innen/VSStÖ). Dann könnten durch den geforderten Fonds die gemeinnützigen Betreiber dringend benötigte Neubauten und Sanierungen angehen, die derzeit nur bei noch höheren Zimmerpreisen möglich wären. Die Förderung würde gleichzeitig zu niedrigeren Zimmerpreisen führen oder zumindest ein Durchschlagen der Teuerung verhindern, so ihre Hoffnung.

Laut einer Anfang des Jahres veröffentlichten Ifes-Studie im Auftrag von ÖH und Arbeiterkammer geben Studierendenheim-Bewohner mit 54 Prozent des Monatsbudgets einen besonders großen Anteil ihres Monatsbudgets für Wohnkosten aus. Durchschnittsmieter in Österreich wenden laut Mikrozensus 21 Prozent fürs Wohnen auf, auch unter Studierenden ist der Anteil über alle Wohnformen hinweg gesehen deutlich geringer (43 Prozent).

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wohnkosten für Studierende sind in den letzten zwei Jahren dramatisch gestiegen, was zu einem hohen Andrang auf gemeinnützige Studierendenheime geführt hat.
  • Die ÖH fordert staatliche Förderungen, einen Neubau- und Sanierungsfonds sowie einen höheren Auswärtigkeitszuschlag, um die Wohnsituation für Studierende zu verbessern.
  • Eine Ifes-Studie zeigt, dass Studierendenheim-Bewohner 54 Prozent ihres Monatsbudgets für Wohnkosten ausgeben, im Vergleich zu 21 Prozent bei Durchschnittsmietern in Österreich.