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Israel befreite Geiseln, Hamas meldet über 200 Tote in Gaza

Israelische Sicherheitskräfte haben nach Armeeangaben am Samstag vier Geiseln aus der Hand der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen gerettet. Die aus Israel Entführten seien bei zwei Einsätzen im Flüchtlingsviertel Nuseirat befreit worden. Unterdes sollen laut der Hamas über 200 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden sein.

Alle vier Geiseln wurden demnach am 7. Oktober von Hamas-Terroristen während des Nova-Musikfestivals entführt. Sie seien aus zwei verschiedenen Orten im Zentrum von Nuseirat befreit worden. Armeesprecher Daniel Hagari sprach von einer "komplexen, hochriskanten Mission" zur Rettung der Geiseln.

Die Befreier seien beschossen worden, als sie die Geiseln aus einem Wohngebiet gerettet hätten, hieß es. Dort seien die Geiseln von bewaffneten Bewachern gefangen gehalten worden. Das israelische Militär habe das Feuer erwidert, unter anderem mit Luftangriffen. Ein Soldat der Sondereinsatzkräfte sei ums Leben gekommen.

Über 200 Tote bei israelischer Militäraktion

Die von der Hamas kontrollierte Verwaltung des Gazastreifens sprach von 210 Toten bei israelischen Angriffen. Weitere 400 seien verletzt worden, erklärte die Pressestelle der Verwaltung am Samstag. Zunächst war von 50 Toten und Dutzenden Verletzten die Rede gewesen. Es war zunächst unklar, ob die Menschen bei den Befreiungsaktionen ums Leben kamen. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Haniyeh, bezeichnete Israels jüngste Einsätze in Gaza als "Massaker" an den Palästinensern.

"Sie leben. Es geht ihnen gut", sagte Armeesprecher Hagari zum Zustand der Geiseln. Sie würden nun im Spital mit ihren Familien wieder vereint. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte Israel werde sich dem "Terrorismus" nicht beugen und seinen Einsatz zur Befreiung sämtlicher von der Hamas entführter Geiseln fortsetzen und auch die Toten nach Israel zurückholen.

Der lokale Rettungsdienst teilte mit, dass beim Bombardement eines Hauses durch einen israelischen Kampfjets in der Stadt Gaza ebenso fünf Menschen getötet und sieben weitere verletzt wordnen seien. Nach Angaben von Ärzten im Al-Aqsa-Krankenhaus wurden zudem bei einem Raketenangriff auf das Flüchtlingslager Bureij im Zentrum des Palästinensergebiets sechs Menschen getötet und mehrere weitere verletzt. Die israelische Armee erklärte, sie habe bei ihren Angriffen in Bureij und in der Stadt Deir al-Balah "Dutzende Terrorzellen" und Infrastruktur der Hamas ins Visier genommen.

Tochter von krebskranker Mutter befreit 

Das Schicksal der befreiten Frau, die von Terroristen auf einem Motorrad entführt wurde und dabei verzweifelt weinend um Hilfe rief, bewegt Israel. Ihre Mutter leidet an Krebs im Endstadium. Die Frau hatte immer wieder darum gebeten, ihre Tochter vor ihrem Tod noch einmal sehen zu dürfen. "Wir sind überglücklich, euch zu Hause zu haben", sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant nach Angaben seines Büros. Er sprach von einer "heldenhaften Operation".

"Sehr erleichtert" von der Rettungsaktion zeigte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). In einem Post of X wies er aber darauf hin, dass die Hamas immer noch viel zu viele Geiseln brutal gefangen halte. "Sie alle müssen unverzüglich freigelassen werden", forderte er unter Verweis auf die österreichisch-israelische Geisel Tal Shoham. Man konzentriere sich voll darauf, ihn wieder zu seiner Familie zurückzubringen.

Gantz sagte geplante Pressekonferenz ab

Offenbar unter dem Eindruck der Geiselbefreiung sagte der israelische Minister Benny Gantz indes eine für Samstag geplante Pressekonferenz ab, bei der sein Rückzug aus dem Kriegskabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erwartet wurde.

Der Termin sei verschoben worden, berichteten israelische Medien. Gantz hatte Netanyahu im Mai aufgefordert, bis zum 8. Juni einen Plan für Israels Vorgehen nach einem Ende des Gazakriegs vorzulegen. Anderenfalls werde sich seine zentristische Partei aus der Notstandsregierung zurückziehen. Der Ex-Verteidigungsminister und frühere Armeechef hatte nach dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober die Oppositionsrolle zurückgestellt und war dem israelischen Kriegskabinett als Minister ohne Ressort beigetreten.

Umfragen zufolge hätte Gantz derzeit gute Chancen, Netanyahu im Amt abzulösen, sollte die Regierung auseinanderbrechen und es zu vorgezogenen Neuwahlen kommen. Seine Partei hatte vergangene Woche einen Gesetzentwurf zur Auflösung des israelischen Parlaments vorgelegt und Neuwahlen gefordert.

Bei Zusammenstößen während eines israelischen Armeeeinsatzes im Westjordanland wurde palästinensischen Angaben zufolge ein Mann getötet worden. Dem 22-Jährigen sei in den Rücken geschossen worden, teilte ein Krankenhaus in der Stadt Tulkarm mit. Israels Armee soll bei dem Einsatz in dem nahe gelegenen Ort Anabta palästinensischen Medienberichten zufolge auch zwei Personen festgenommen haben. Das Militär teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.

Die Lage im besetzten Westjordanland hat sich seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen am 7. Oktober noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mehr als 500 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet.

ribbon Zusammenfassung
  • Israelische Sicherheitskräfte haben nach Armeeangaben am Samstag vier Geiseln aus der Hand der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen gerettet.
  • Die aus Israel Entführten seien bei zwei Einsätzen im Flüchtlingsviertel Nuseirat befreit worden.
  • Unterdes sollen laut der Hamas über 200 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden sein.