Nach IS-Anschlag droht Irans Führung mit Vergeltung
"Wir werden euch finden, wo immer ihr seid", sagte Generalmajor Hossein Salami am Freitag bei der Beisetzung von Opfern des Bombenanschlages, zu dem der radikal-islamische IS sich bekannt hatte.
300 Menschen wurden bei dem Attentat in Soleimanis Heimatstadt verletzt. Der IS hatte am Donnerstag erklärt, zwei seiner Angehörigen hätten inmitten der Menschenmenge mit Sprengstoffgürteln einen Selbstmordanschlag verübt. Es war der tödlichste in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Unter den 89 Toten soll laut übereinstimmenden iranischen Medienberichten auch ein Dutzend Kinder unter 15 Jahren gewesen sein.
"Feinde können die Macht des Irans sehen"
Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik.
"Unsere Feinde können die Macht des Irans sehen, und die ganze Welt kennt seine Stärke und Fähigkeiten", sagte Präsident Raisi in einer Fernsehansprache. "Unsere Streitkräfte werden über den Ort und die Zeit des Handelns entscheiden. Seid sicher, dass die Macht der Initiative in den Händen unserer von Gott bestimmten Truppen liegt".
Trauernde forderten "Rache"
Die Trauerfeierlichkeiten fanden am Freitag in der Imam Ali Moschee in der Stadt Kerman statt, wo sich die Menschenmenge vor dutzenden Särgen versammelt hatte, die mit der iranischen Flagge bedeckt waren, wie das Staatsfernsehen berichtete. Familienangehörige weinten über den mit der iranischen Flagge bedeckten Särgen der Getöteten. "Rache, Rache", forderten Trauernde. Sie skandierten "Tod für Amerika" und "Tod für Israel".
Die Trauernden hatten auch die gelben Fahnen der pro-iranischen Hisbollah im Libanon und Porträts des vor vier Jahren vom US-Militär getöteten iranischen Generals Qassem Soleimani dabei. Die Anzahl der Opfer wurde am Freitag offiziell mit 89 angegeben, nachdem zwei weitere Personen ihren Verletzungen erlegen waren.
Iran kritisiert USA und Israel
Die Regierung in Teheran hat den USA und Israel wiederholt vorgeworfen, militante Gruppen bei Anschlägen in der Islamischen Republik zu unterstützen. Der IS hat sich zu mehreren Attentaten im Iran bekannt. So wurden 2022 bei einem Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum 15 Menschen getötet. 2017 verübte der IS nach eigenen Angaben Sprengstoffanschläge auf das iranische Parlament und das Grab des Gründers der Islamischen Republik, Ayatollah Rouhollah Khomeini.
Anlässlich von Soleimanis Todestag hatten sich Hunderte Menschen an seinem Grab versammelt. Der General der einflussreichen Revolutionsgarden war Anfang 2020 in der irakischen Hauptstadt Bagdad bei einem US-Drohnenangriff getötet worden. Er war Kommandant der Quds-Brigade, der Eliteeinheit der Revolutionsgarden für Einsätze im Ausland.
Iran drohte Feinden
Bei der Trauerzeremonie in Kerman drohten Vertreter der iranischen Staatsspitze ihren Feinden. Es gab nach Angaben des Innenministers Ahmad Wahidi zudem erste Festnahmen im Zusammenhang mit der Attacke. Hossein Salami, der Kommandant der iranischen Revolutionswächter (IRGC), sagte: "Seid gewiss, wir werden es dem Feind nicht erlauben, zu dominieren."
Die Leiterin der auf Propaganda von Extremisten spezialisierten Site Intelligence Group, Rita Katz, hält den Einfluss des IS in der Region jedoch für begrenzt. Der IS habe keinen erkennbaren Anführer und kein zentrales Hauptquartier, schrieb die Expertin in einer Analyse. Ihr zufolge hat die islamistische Organisation folglich "keine Aussichten, in naher Zukunft wieder die Bedeutung zu erlangen, die sie einst im Nahen Osten hatte".
Zusammenfassung
- Irans Präsident Ebrahim Raisi und der Kommandant der Revolutionsgarden drohen nach dem Anschlag der IS-Miliz mit Vergeltung.
- 89 Menschen waren am Mittwoch bei einer Gedenkfeier anlässlich des 4. Todestags des Chefs der Revolutionsgarden, Qassem Soleimani, in Kerman getötet worden.
- Bei der Trauerzeremonie in Kerman drohten Vertreter der iranischen Staatsspitze ihren Feinden.