Mitterlehner: Politiker "nicht mehr gesprächsfähig"

Seit seinem Rücktritt 2017 habe es zwischen der ÖVP-Führungsebene und Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner noch keine "klärenden Worte" gegeben, sagt er bei "Heiß Umfehdet" am Donnerstag. Trotzdem halte er seiner Partei als Wähler die Treue, obwohl er sich manchmal "eine andere Linie" wünsche. Aber nicht nur mit der ÖVP, sondern mit der Politik und ihren Akteuren generell geht er hart ins Gericht.

Knapp sieben Jahre ist es her, dass Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) der Politik gänzlich den Rücken kehrte. Er wurde von Ex-Kanzler Sebastian Kurz "abgelöst", der, wie Mitterlehner in einem Buch beschreibt, schon zuvor an seinem Sessel gesägt haben soll. 

Er räumte alle Ämter. Zurückgeschaut oder seine Entscheidung bereut hat er bis dato nicht, wie er bei "Heiß Umfehdet" am Donnerstag erklärte. "Das war die richtige Form", sagt er heute. 

Verhältnis zur ÖVP-Führung bis heute "distanziert"

Das Verhältnis zu seiner Partei scheint bis heute angeschlagen. Er habe zu Führungspersönlichkeiten der ÖVP ein "distanziertes Verhältnis". "Die haben es noch nicht geschafft, ein klärendes Wort zu sprechen", erzählt er. Mit Mitarbeiter:innen oder Funktionär:innen sei das Gesprächsklima aber gut. 

Trotzdem ist Mitterlehner weiterhin Parteimitglied und wähle auch die ÖVP. Jedoch würde er sich manchmal eine "andere Linie" wünschen. Er stehe seiner Partei "da und dort" kritisch gegenüber, sagt der Ex-Vizekanzler. 

Politik mehr "Inszenierung" als "sachlich" 

Generell sei die Politik "nicht mehr gesprächsfähig", kritisiert er. "Wenn ich an Christian Kern oder Werner Faymann denke, haben wir uns immer bemüht, Dinge gemeinsam zu erstreiten und eine Linie zu haben", erklärt er. Das fehle ihm derzeit. 

Politik sei heute weitaus stärker "Inszenierung". Sachinhalte seien in den Hintergrund geraten. "Es gibt kaum mehr Politiker, die sich auch das Unbequeme sagen trauen", so Mitterlehner. 

Es traue sich keiner mehr zu tun, was er oder sie für gesellschaftlich richtig hält. "Wir haben damals das Nichtrauchen in der Gastronomie eingeführt, das war eine riesen Diskussion", erinnert er sich. Es habe sich etwas bewegt, meint er und bekrittelt dabei auch die Volkspartei. 

Die "Politikerverdrossenheit", wie er es nennt, der Bevölkerung könne er demnach verstehen. Auch, dass deshalb viele ihre Stimme der KPÖ oder der Bierpartei geben. "Sie sind nicht im System verhangen und verfangen". 

Österreich habe derzeit "ein paar Kratzer" 

Sein eigenes Polit-Comeback schließt er auch sieben Jahre nach seinem Rücktritt noch aus. Er sehe eher Jüngere in die Politik nachrücken und das Land gemeinsame mit Erfahreneren "dorthin bewegen, wo wir hin wollen". Das sei laut ihm das "Spitzenfeld in Europa, wo wir momentan ein paar Kratzer aufweisen", so Mitterlehner. 

Video: Sebastian Kurz im Interview des Tages

ribbon Zusammenfassung
  • Seit seinem Rücktritt 2017 habe es zwischen der ÖVP-Führungsebene und Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner noch keine "klärenden Worte" gegeben, sagt er bei "Heiß Umfehdet" am Donnerstag.
  • Trotzdem halte er seiner Partei als Wähler die Treue, obwohl er sich manchmal "eine andere Linie" wünsche.
  • Aber nicht nur mit der ÖVP, sondern mit der Politik und ihren Akteuren generell geht er hart ins Gericht.