Mehrere Explosionen erschüttern Kiew
In weiten Teilen der Ukraine heulten am Sonntag die Luftschutzsirenen, auch in der Region Kiew. Es gebe nach bisherigem Stand einen Verletzten, der im Krankenhaus behandelt werde, aber keine Toten. Einsatzkräfte waren demnach an Ort und Stelle. Auch der bereits mehrfach beschossene Vorort Browary wurde Behörden zufolge von Raketen getroffen. Das genaue Ausmaß der Schäden war zunächst unklar. In sozialen Netzwerken veröffentlichten Menschen Bilder und Videos von Bränden und Rauchwolken. Auch Geräusche von Einschlägen waren zu hören.
Fliegeralarm ist immer wieder in Kiew zu hören, größere Angriffe auf die Hauptstadt gab es aber seit Wochen nicht mehr, weil die russische Armee sich auf den Süden und Osten konzentriert hat.
Russland war nach Beginn seiner Invasion im Februar auf Kiew vorgerückt, konnte die Hauptstadt wegen des erbitterten Widerstandes der ukrainischen Einheiten aber nicht einnehmen.
Donezk und Luhansk umkämpft
Im Osten des Landes in der dortigen Region Luhansk ist vor allem die Industriestadt Sjewjerodonezk hart umkämpft. Es ist Russland bisher nicht gelungen, die beiden Regionen Luhansk und Donezk, die den Donbass bilden, vollständig einzunehmen. Sollte das russische Militär Sjewjerodonezk und seine Zwillingsstadt Lyssytschansk auf der anderen Seite des Flusses Siwerskji Donez einnehmen, hätte es die Region Luhansk vollständig unter Kontrolle. Der russische Präsident Wladimir Putin hätte damit ein wichtiges Ziel erreicht.
Aktuelle Informationen zum Krieg in der Ukraine finden Sie im PULS 24 Liveblog:
Erfolge für die Ukraine am Samstag
Die Ukraine meldete allerdings, am Samstag seien die russischen Truppen in Teilen von Sjewjerodonezk zurückgedrängt worden. Unabhängig bestätigen lassen sich die Angaben nicht. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gaidai, erklärte am Sonntag, der Sturm der russischen Einheiten auf Sjewjerodonezk halte an. Das russische Militär kontrolliere den Ostteil der Stadt. Bei den Angriffen am Samstag seien Teile der Asot-Chemiefabrik beschädigt worden.
Lebensmittel und Medikamente werden knapp
Der Bürgermeister der Stadt, Olexandr Strjuk, hatte zuvor im Fernsehen gesagt, die Straßenkämpfe seien am Samstag weitergegangen. Beide Seiten hätten Artillerie eingesetzt. "Die Lage ist angespannt, schwierig. ... Unser Militär tut alles, was es kann, um den Feind aus der Stadt zu vertreiben." Allerdings mangele es an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten.
Selenskyj: "Demütigung für die Welt"
Auf der diplomatischen Seite rief der französische Präsident Emmanuel Macron scharfe Kritik der Ukraine mit seiner Äußerung hervor, Russland dürfe in Hinblick auf eine Verhandlungslösung nach Ende der Kämpfe nicht gedemütigt werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte dazu in der Nacht auf Sonntag: "Die schrecklichen Folgen dieses Krieges können jederzeit beendet werden ... wenn eine Person in Moskau schlicht den Befehl dazu gibt." Er bezog sich damit auf Putin und fügte hinzu: "Und die Tatsache, dass es noch immer keinen solchen Befehl gibt, ist offensichtlich eine Demütigung für die Welt."
100 Tage Ukraine-Krieg: Selenskyj siegessicher
"Barbaren": Kirchen und Kulturdenkmäler zerstört
Angesichts der massenhaften Vernichtung von kulturellem Erbe durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine fordert Selenskyj mit Nachdruck den Ausschluss Moskaus aus der UNESCO. "Die UNESCO ist kein Platz für Barbaren", sagte er in seiner Videoansprache am Samstag in Kiew. Die russischen Truppen würden massenhaft Kulturdenkmäler, Kirchen und andere religiösen Stätten zerstören. Das sei Grund genug, dass Land aus der Kultur- und Bildungsorganisation der Vereinten Nationen auszuschließen, sagte er.
113 Kirchen seien bereits zerstört oder beschädigt worden. Russland sei ein "Terrorstaat", der mit seiner Artillerie das historische Erbe zerstöre. Schon Ende Mai hatte er den Ausschluss Russlands aus der UNESCO verlangt.
Zusammenfassung
- Von mehrere Explosionen in Kiew berichtet am Sonntag früh Bürgermeister Vitali Klitschko auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Sie hätten die Stadtteile Darnyzkji und Dniprowskji erschüttert, schreibt er. "Die Einsatzkräfte arbeiten bereits vor Ort."
- Es gebe nach bisherigem Stand einen Verletzten. Fliegeralarm ist immer wieder in Kiew zu hören, größere Angriffe auf die Hauptstadt gab es aber seit Wochen nicht mehr, weil die russische Armee sich auf den Süden und Osten konzentriert hat.
- Im Osten des Landes in der dortigen Region Luhansk ist vor allem die Industriestadt Sjewjerodonezk hart umkämpft. Es ist Russland bisher nicht gelungen, die beiden Regionen Luhansk und Donezk, die den Donbass bilden, vollständig einzunehmen.
- Die Ukraine meldete allerdings, am Samstag seien die russischen Truppen in Teilen von Sjewjerodonezk zurückgedrängt worden. Unabhängig bestätigen lassen sich die Angaben nicht.
- Der Bürgermeister der Stadt, Olexandr Strjuk, hatte zuvor im Fernsehen gesagt, die Straßenkämpfe seien am Samstag weitergegangen.
- Allerdings mangele es an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten.