Mehr Ausbildungsplätze gegen Personallücke in Kindergärten
Regulär werden Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen an den Bundesbildungsanstalten für Elementarpädagogik (Bafep) ausgebildet, vor allem an den fünfjährigen Langformen mit Maturaabschluss. Aus diesen gehen derzeit allerdings nur 55 Prozent der Absolventinnen und Absolventinnen nach der Matura tatsächlich in den Kindergarten. An den Bafeps gibt es außerdem noch Kollegs für Erwachsene, wegen der deutlich höheren Übertrittsraten in den Beruf wurden hier bereits in den vergangenen Jahren die Plätze ausgebaut.
Auf diese Schiene will das Ministerium auch weiterhin setzen. Bis 2030 soll es über die Kollegs 6.300 zusätzliche Absolventinnen und Absolventen geben. Zusätzlich wurden verschiedene Angebote für Quereinsteiger geschaffen, die das Ministerium neuerdings über sein Quereinsteiger-Portal "Klasse Job" offensiv bewirbt. Dazu kommt noch das Programm "Elementar+", über das sich Assistenzkräfte zu gruppenführenden Pädagoginnen und Pädagogen weiterbilden lassen können. Insgesamt sollen über diese Angebote bis 2030 für das Berufsfeld 8.750 zusätzliche Fachkräfte ausgebildet werden.
Dazu kommen noch jene 7.000 Absolventinnen und Absolventen der Bafep-Langformen, die realistischerweise nach dem Abschluss im Kindergarten arbeiten. Mittelfristig soll der Anteil an Absolventen, die ins Feld gehen, auf 75 Prozent gesteigert werden, was noch zusätzliches Personal brächte. Dabei setzt man auf bessere Rahmenbedingungen und mehr Praxisnähe in den Lehrplänen. "Wir sind hier auf einem richtigen und guten Weg, Personal zur Verfügung zu stellen", fasste die zuständige Sektionschefin Margareta Scheuringer zusammen.
Polaschek räumte allerdings ein, dass der von der Regierung angekündigte Ausbau der Kindergartenplätze bei diesem "Maßnahmenbündel" noch nicht berücksichtigt ist. Auch die aus der Praxis vehement eingeforderte Verbesserung der Rahmenbedingungen wie etwa kleinere Gruppen bildet sich in diesen Zahlen nicht ab. In diesem Fall würden laut einer vom Ministerium beauftragten Studie bis 2030 sogar bis zu 20.000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht. Sobald ein konkreter Ausbauplan für die Kindergartenplätze vorliege, "haben wir aber die Möglichkeit, entsprechend mehr Plätze zur Verfügung zu stellen", betonte Polaschek.
Damit das Fachpersonal im Feld bleibt, müssten freilich auch die Arbeitsbedingungen in den Kindergärten passen, räumte Polaschek ein. Für diese sind - mit Ausnahme der Ausbildung des Personals - zwar die Länder zuständig. Man sei aber in engem Austausch und arbeite im Rahmen des EU-Programms "Instrument für technische Unterstützung (TSI)" auch gemeinsam mit Bundesländern, Sozialpartnern und anderen wichtigen Akteuren daran, die Rahmenbedingungen bundesweit zu verbessern. Aus der Praxis kommt regelmäßig Kritik an zu großen Gruppen und schlechten Betreuungsschlüsseln, zuletzt hat das Personal der Kindergarten mehrmals für bessere Rahmenbedingungen demonstriert.
Während Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung Polascheks Pläne per Aussendung ausdrücklich begrüßten und als weiteren Schritt zur Stärkung frühkindlicher Bildung lobten, gab es vom ÖGB Kritik. Die angekündigten zusätzlichen Ausbildungsplätze seien bei Weitem zu wenig, um den Fachkräftemangel in den Kindergärten zu beheben. Außerdem bräuchte es bessere Arbeitsbedingungen und Anreize, um qualifizierte Fachkräfte in diesem Bereich zu halten und neue zu gewinnen, so ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann.
Zusammenfassung
- Bis 2030 werden an den Kindergärten 13.700 zusätzliche Fachkräfte benötigt.
- Die angekündigten Ausbaupläne der Regierung sind hier noch nicht eingerechnet, in der Praxis gibt es schon jetzt zu wenig Personal.
- Das Bildungsministerium hat deshalb eine Ausbildungsoffensive gestartet, um den zusätzlichen Bedarf zu decken.
- Insgesamt sollen über diese Angebote bis 2030 für das Berufsfeld 8.750 zusätzliche Fachkräfte ausgebildet werden.