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Libanesische Armee: Bürger müssen nationale Einheit bewahren

Nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat die libanesische Armee vor neuen Konflikten innerhalb des Libanon gewarnt.

"Das Armee-Kommando ruft alle Bürger auf, die nationale Einheit zu bewahren und sich nicht in Handlungen ziehen zu lassen, die den zivilen Frieden in dieser gefährlichen und empfindlichen Phase in der Geschichte unseres Landes gefährden", teilte die Armee mit.

Israel arbeite mit seinen Angriffen daran, zerstörerische Pläne umzusetzen und unter die Spaltung unter den Libanesen zu vergrößern.

Welche Folgen die Tötung Nasrallahs für den Libanon hat, ist unklar. In den von ihr kontrollierten Gebieten handelt die Hisbollah wie ein eigener Staat und kümmert sich etwa um Infrastruktur, Gesundheitseinrichtungen, Schulen und Jugendprogramme. Sie ist zudem eine einflussreiche politische Partei und stellt Minister. Sie agiert wie ein Staat im Staat. Laut Umfragen unterstützten sie mit etwa 30 Prozent der Bevölkerung aber vergleichsweise wenig Menschen im Land, die Mehrheit lehnt die Hisbollah demnach ab.

Tausende flüchten aus Libanon: Drängen auf Waffenruhe

Der Libanon mit seinen gut sechs Millionen Einwohnern steckte schon vor der jüngsten Eskalation mit Israel längst in der tiefsten wirtschaftlichen und politischen Krise seit dem Ende des 15-jährigen Bürgerkriegs 1990, in dem geschätzt 150.000 Menschen umkamen. Das Proporzsystem zwischen den ehemaligen Bürgerkriegsgegnern Schiiten, Sunniten und Christen führte schließlich zur Lähmung. Schon vor Jahren war das Land in Schulden versunken, die Währung im freien Fall.

Die Explosionskatastrophe in der Hauptstadt Beirut vom 4. August 2020, bei der rund 200 Menschen getötet, rund 6.000 verletzt und Hunderttausende obdachlos wurden, führte zu Massenprotesten gegen die Regierung, die schließlich zurücktrat. Eine neue Regierung ließ lange auf sich warten. Der Libanon beherbergt zudem rund 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien.

Bereits 2006 war es zum bisher letzten Krieg zwischen Israel und dem Libanon gekommen. Ausgelöst wurde er durch die Entführung zweier israelischer Soldaten in der Region der Shebaa-Farmen durch die Hisbollah. Das 30 Quadratkilometer kleine Gebiet an der Grenze von Syrien, Libanon und Israel ist seit langem umstritten.

Das Oberhaupt der Maronitischen Kirche im Libanon rief die Weltgemeinschaft auf, den "Kreislauf des Kriegs, der Tötungen und der Zerstörung" im Libanon zu stoppen. "Der Tod von (Hisbollah-Chef) Hassan Nasrallah hat eine Wunde im Herz der Libanesen geöffnet", sagte der maronitische Patriarch Béchara Boutros Raï in seiner Sonntagspredigt. Die Weltgemeinschaft müsse ernsthaft daran arbeiten, dass im Libanon ein "gerechter Friede" entstehe mit Rechten für alle Menschen in der Region.

In dem konfessionell stark gespaltenen Land sind schätzungsweise 70 Prozent der Bevölkerung Muslime, die etwa zu gleichen Teilen Anhänger der schiitischen beziehungsweise sunnitischen Strömung im Islam sind. Etwa 30 Prozent sind Christen. Mehr als die Hälfte davon sind Maroniten.

ribbon Zusammenfassung
  • Die libanesische Armee warnt nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah vor neuen Konflikten und ruft zur Bewahrung der nationalen Einheit auf.
  • Der Libanon steckt mit seinen rund sechs Millionen Einwohnern in einer tiefen wirtschaftlichen und politischen Krise, verschärft durch Schulden und eine schwache Währung.
  • Der maronitische Patriarch fordert die Weltgemeinschaft auf, den Kreislauf von Krieg und Zerstörung im Libanon zu stoppen und einen gerechten Frieden zu schaffen.