APA/ROBERT JAEGER

Kritik an "Reporter ohne Grenzen"-Chef, Vorstand tritt zurück

Dem österreichischen Ableger von "Reporter ohne Grenzen" sind Teile seines Vorstandes abhandengekommen. Mehrere Mitglieder, darunter namhafte Journalist:innen, kritisierten das Verhalten des Präsidenten Fritz Hausjell, das mit seiner Vereinsfunktion nicht vereinbar sei.

Beim Österreich-Ableger der Nichtregierungsorganisation "Reporter ohne Grenzen" rumort es offenbar schon länger. Der erweiterte Vorstand des Vereins - der für Pressefreiheit kämpft - ist bereits im Juni dieses Jahres zurückgetreten.

Konkret handelt es sich um die Journalistinnen Cornelia Krebs, Rosa Lyon (beide ORF) und Julia Herrnböck (Datum) sowie den freien Journalisten Michael Nikbakhsh, wie letzterer in seinem Investigativ-Podcast "Die Dunkelkammer" publik machte.

PULS 4 Info-Chefin Corinna Milborn war bereits im Jänner von all ihren Funktionen bei "Reporter ohne Grenzen" zurückgetreten.

Grund für die jüngsten Rücktritte ist das Verhalten des bekannten Medienwissenschaftlers Fritz Hausjell als Vereinspräsident. Dieser habe mehrfach ohne Abstimmung mit dem Vorstand und intransparent Entscheidungen getroffen, die nicht den Unvereinbarkeitsregeln des Vereins entsprechen.

Unvereinbarkeit mit Vereinsfunktion

In einem Fall hatte Hausjell laut Nikbakhsh eine anonyme Spende aus der Schweiz, die für einen anderen Verein bestimmt war, über das Vereinskonto von "Reporter ohne Grenzen" abgewickelt, ohne den Vorstand darüber zu informieren.

Es handelte sich um den Verein "Ans Licht", der Whistleblower unterstützt und in dem Hausjell ebenfalls als Präsident fungiert, zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht gegründet war und daher noch kein eigenes Konto besaß.

Parteipolitisches Engagement und Familienmitglied im Verein

Weiters wirkt Hausjell im Zuge des SPÖ-Wahlkampfs im Expertenrat von SPÖ-Chef Andreas Babler als Medienexperte mit. Auch dies war nicht mit dem Vorstand abgesprochen, dieser war nicht einmal darüber informiert worden.

Bei einer so wichtigen Organisation wie "Reporter ohne Grenzen" dürfe nicht der Anschein parteipolitischer Nähe bestehen, kritisierte Nikbakhsh.

Ebenfalls kam auf, dass Hausjell von einem nahen Familienmitglied ehrenamtliche Tätigkeiten für den Verein abwickeln ließ, ebenfalls ohne den Vorstand zu informieren. 

ribbon Zusammenfassung
  • Dem österreichischen Ableger von "Reporter ohne Grenzen" sind Teile seines Vorstandes abhandengekommen.
  • Der erweiterte Vorstand des Vereins - der für Pressefreiheit kämpft - ist bereits im Juni dieses Jahres zurückgetreten.
  • Konkret handelt es sich um die Journalistinnen Cornelia Krebs, Rosa Lyon (beide ORF) und Julia Herrnböck (Datum) sowie den freien Journalisten Michael Nikbakhsh.
  • Nikbakhsh machte die Rücktritte vom Vorstand publik. Als Grund nannte er das Gebahren ovn Vereinspräsident Fritz Hausjell.
  • Dieser habe mehrfach Entscheidungen getroffen, die nicht mit seiner Vereinstätigkeit vereinbar seien.
  • Der Vorstand sei darüber in keinem der Fälle informiert worden.