Kölner Terrorverdächtiger bleibt in Haft - dank Wiener Behörden
Der Verdächtige war am Heiligabend in Wesel festgenommen worden. Für den Tadschiken B. wäre die Untersuchungshaft am Sonntag zu Ende gewesen.
Bei der Generalstaatsanwaltschaft Köln sei nun aber ein Auslieferungsverfahren anhängig, teilte die Kölner Polizei am Sonntag mit. Das Amtsgericht Köln habe daraufhin eine sogenannte Festhalteanordnung erlassen. Der 30 Jahre alte Tadschike sei der Justizvollzugsanstalt Köln überstellt worden.
Haftbefehl aus Österreich
Denn bei der Festnahme in Deutschland konnten die Behörden bei ihm nur ein komplett gelöschtes Smartphone sicherstellen. Sie hatten deshalb nicht genug Verdachtsmomente für eine Verlängerung der Haft.
Zum Inhalt des europäischen Haftbefehls wollte sich die Polizei Köln nicht äußern. Es handle sich um einen Haftbefehl aus Österreich, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
In Österreich gelang es der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) bei der Festnahme der hiesigen Verdächtigen jedoch, neben 7.000 Euro in bar auch 14 Mobiltelefone sicherzustellen.
Da B. in Wien nicht nur die anderen ISKP-Terrorverdächtigen besuchte, sondern auch gleich zweimal den Prater für eventuelle Anschläge auskundschaftete, sahen die hiesigen Behörden wohl genug Indizien für eine Untersuchungshaft und stellten einen europäischen Haftbefehl aus.
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Die Ermittler rechnen die Beteiligten dem IS-Ableger "Islamischer Staat Khorasan Provinz" (ISKP) zu. Diese ist streng hierarchisch organisiert und unterhält Zellen in Deutschland, Österreich und wahrscheinlich auch Spanien. Gesteuert werden sie wahrscheinlich zentral aus der Türkei.
Die DSN warnt bereits seit März vor dem steigenden Gefahrenpotential der Organisation. Die hiesige Terrorzelle ist den Behörden seit Monaten bekannt.
Fast alle deutschen Verdächtigen wieder frei
Drei von ihnen im Alter von 25, 30 und 38 Jahren hatten die tadschikische beziehungsweise usbekische Staatsangehörigkeit und wurden in Nörvenich im Kreis Düren sowie in Duisburg und Herne im Ruhrgebiet festgesetzt, der vierte, ein 41 Jahre alter Deutschtürke, in Bochum.
Nur der in Düren festgesetzte Mann, ein 25 Jahre alter Tadschike, kam auf richterliche Anordnung in polizeilichen Langzeitgewahrsam. Er kann noch bis 14. Jänner festgehalten werden. Die anderen wurden zu Neujahr wieder freigelassen. Die Polizei betonte, die Ingewahrsamnahmen hätten der Gefahrenabwehr gedient.
Kölner Dom und Stephansdom als Ziele
Neben dem Hinweis auf den möglichen Anschlagsplan in Köln hatten Sicherheitsbehörden vor Weihnachten außerdem einen Hinweis auf einen möglichen geplanten Anschlag auf den Stephansdom in Wien erhalten.
Offenbar sah der Terrorplan einen Anschlag zu Weihnachten in Wien und zu Silvester in Köln vor. Wie konkret die Anschläge bereits vorbereitet waren, ist noch unklar.
In Wien erhöhte die Polizei deshalb zu Weihnachten die Sicherheitsmaßnahmen. Der österreichische Verfassungsschutz nahm am 23. Dezember vier Menschen fest.
Für zwei Männer und eine Frau - zwei Tadschiken und eine Türkin - wurde in den Weihnachtstagen Untersuchungshaft angeordnet. Der vierte Festgenommene stellte sich als Unbeteiligter heraus und wurden wieder freigelassen.
Zusammenfassung
- Ein im Zusammenhang mit einer Terrorwarnung für den Kölner Dom festgesetzter Mann kommt wegen eines europäischen Haftbefehls aus Österreich nicht frei.
- Bei der Generalstaatsanwaltschaft Köln sei ein Auslieferungsverfahren anhängig, teilte die Kölner Polizei am Sonntag mit.
- Das Amtsgericht Köln habe daraufhin eine sogenannte Festhalteanordnung erlassen.
- Der 30 Jahre alte Tadschike sei der Justizvollzugsanstalt Köln überstellt worden.