Kennedy kündigt "sehr starke Sanktionen" bei Einmarsch an
Die von Moskau kritisierten Kriegswarnungen verteidigte die US-Missionschefin in Wien. "Wir wollten keine Überraschungen erleben und vorbereitet sein", sagte sie.
Russland wirft USA "Hysterie" vor
"Die USA haben sich gegenüber der Weltgemeinschaft sehr offen und entgegenkommend gezeigt. Wir wollen Informationen weitergeben, damit die Weltöffentlichkeit Bescheid weiß, und wir wollen weiterhin Gespräche und Dialoge führen", sagte Kennedy, nachdem sich US-Warnungen vor einem russischen Einmarsch am Mittwoch nicht bewahrheitet hatten. Moskau hatte entsprechende US-Geheimdienstinformationen als "Hysterie" und "Provokation" gebrandmarkt und verkündete am Vortag des vermeintlichen Einmarschdatums sogar den Abzug von Teilen seiner Truppen aus der Nähe der ukrainischen Grenze. Die NATO reagierte jedoch skeptisch auf die Ankündigungen und forderte auch die Entfernung von schwerem Gerät, nicht nur von Soldaten.
Die USA seien "mit unseren Verbündeten und Partnern vereint, auch in unserem Glauben an die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine", unterstrich die Botschafterin. "Und wir alle sind uns auch einig in der Überzeugung, dass es für Russland wichtig ist, diesen Konflikt zu entschärfen, dass es einen Weg nach vorn mit Diplomatie und Dialog gibt", so Kennedy.
Auf "Sanktionen vorbereitetet"
"Wir hoffen natürlich, dass wir die Diplomatie und den Dialog fortsetzen können, aber wir sind für ernsthafte Sanktionen vorbereitet", sagte sie auf die Frage, ob eine russische Invasion ihrer Ansicht weiterhin möglich sei. Nicht festlegen lassen wollte sich Kennedy auf die Frage, was im Fall einer Anerkennung der ostukrainischen Separatistengebiete durch Russland passieren würde. Sie wolle "nicht ins Detail gehen", sagte sie. Es gebe aber zwischen den USA, ihren Partnern und der Ukraine eine "gemeinsame Front und Ansicht, dass es sehr, sehr, sehr starke Sanktionen und Folgen gäbe, wenn es zu einem Eindringen in die Ukraine käme".
NATO-Beitritt der Ukraine nicht vom Tisch
Den NATO-Beitritt der Ukraine sieht Kennedy nicht vom Tisch. "Ich denke, diese Entscheidungen müssen von der NATO und der Ukraine getroffen werden", sagte sie. Die USA würden sich diesbezüglich also nicht von russischen Drohungen einschüchtern lassen? "Ich glaube die Fakten sprechen für sich", betonte Kennedy.
Die Witwe des früheren US-Senators Edward Kennedy hatte ihren Posten als amerikanische Botschafterin in Österreich Anfang Jänner angetreten. Sie gilt als langjährige gute Bekannte von US-Präsident Joe Biden. Ihr im Jahr 2009 verstorbener Ehemann saß nämlich jahrzehntelang gemeinsam mit Biden im US-Senat. Zudem engagierte sich Kennedy für den früheren US-Präsidenten Barack Obama (2009-17), dessen Vize Biden war.
(Das Gespräch führten Edgar Schütz und Stefan Vospernik/APA)
Zusammenfassung
- US-Botschafterin Victoria Kennedy hat Russland "sehr, sehr, sehr starke Sanktionen" im Fall eines Einmarsches in die Ukraine in Aussicht gestellt.
- "Wir hoffen natürlich, dass wir die Diplomatie und den Dialog fortsetzen können, aber wir sind für ernsthafte Sanktionen vorbereitet", sagte Kennedy im APA-Interview.
- "Wir wollten keine Überraschungen erleben und vorbereitet sein", sagte sie.
- Sie wolle "nicht ins Detail gehen", sagte sie.