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Martin Gruber: Der Ruhepol vom Krappfeld arbeitet an seinem Profil

Der 40-Jährige übernahm vor fünf Jahren eine zerrüttete ÖVP und den Landesratsposten.

Einen Zug zum Tor kann man Martin Gruber wahrlich nicht absprechen. Mit 25 Jahren wurde er im Jahr 2009 Bürgermeister der Landgemeinde Kappel am Krappfeld, und damit überhaupt einer der jüngsten Ortschefs Österreichs. 2018 übernahm er quasi über Nacht seine Landespartei, die ÖVP. Als Juniorpartner der fast mit absoluter Mehrheit herrschenden SPÖ war Gruber zuletzt bemüht, sich ein Profil zu erarbeiten.

ÖVP-Spitzenkandidat GruberAPA/Martin Hirsch/wl/pel/ria

Die Getränke für die Angelobungsfeier waren wohl schon eingekühlt, als die Koalition von SPÖ und ÖVP im April 2018 mit einem handfesten Zwist in die Zusammenarbeit startete. Nachdem die Koalitionsverhandlungen unter Dach und Fach waren, wurde Parteichef Christian Benger von seiner Partei abgesägt, Gruber übernahm. Seine Referate als Landesrat für ländlichen Raum, Landwirtschaft oder ländliches Wegenetz schienen wie maßgeschneidert für den Nebenerwerbsbauer, der sich gerne bodenständig und am Krappfeld fest verwurzelt gibt, und bei öffentlichen Auftritten je nach Anlass Anzüge oder Trachtensakkos trägt.

Gruber, der in seinem Auftreten fast durchgehend einen ruhigen, überlegten Eindruck macht, schaffte es auffallend rasch, die internen Machtkämpfe in der Partei zu beenden. Nicht zuletzt wegen der bundespolitischen Entwicklungen sitzt der 39-Jährige unbestritten fest im Sattel. Der zweite ÖVP-Landesrat in Kärnten, Sebastian Schuschnig, gilt als enger Freund von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Und die Basis scheint geschlossen wie selten, beim Landesparteitag im Sommer räumte Gruber bei seiner Wiederwahl zum Landesparteiobmann 99,64 Prozent der Stimmen ab.

Leichtes Spiel für die SPÖ?

Die Themen, die er bei dieser Gelegenheit ansprach, waren durchaus die Dauerbrenner in der politischen Diskussion des Landes und wohl auch als Abgrenzung von der SPÖ zu verstehen - denn hin und wieder entsteht der Eindruck, die SPÖ habe mit dem kleinen Partner zu leichtes Spiel. In Sachen Flughafen Klagenfurt brachte Gruber gleich zwei Mal einen Antrag auf Rückübernahme des Flughafens durch die öffentliche Hand ein, wobei die SPÖ den kleinen Koalitionspartner jedes Mal überstimmte. In diesem Zusammenhang wird Gruber von seiner Partei zuletzt auf großflächigen Plakaten als Schützer der Kärntner Interessen vor Investoren inszeniert. Handschlagqualität und ein Herz für die Regionen sind weitere Attribute, die die Partei für Gruber vorgesehen hat, die ihm aber wohl auch politische Mitstreiter bescheinigen würden. Für Applaus von Stammwählern hatte 2022 Grubers Initiative zur Wolfsverordnung gesorgt, mit der die eigentlich streng geschützten Tiere in Kärnten leichter bejagt werden dürfen - sehr zum Ärger von Naturschützern, versteht sich.

Von Wegbegleitern wird Gruber als zielstrebig bezeichnet, als einer, dem Leistung etwas bedeutet und der Verantwortung übernehmen will. Der Lebenslauf des Agrar-HAK-Absolventen widerspricht hier nicht. Über den Gemeinde- und Bauernbund baute sich Gruber sein Netzwerk auf, schon in jungen Jahren war er in der Landesregierung aktiv - als persönlicher Referent des damaligen Landesrats und ÖVP-Chefs Josef Martinz, den die veruntreuten Hypo-Millionen in der Birnbacher-Affäre um die politische Karriere brachten.

Bei der Landtagswahl 2018 war Gruber Spitzenkandidat der ÖVP im Wahlkreis Ost. Er erreichte - obwohl noch nicht an der Spitze der Partei - mit rund 3.300 Vorzugsstimmen das beste Ergebnis aller seiner Parteifreunde. Abzuwarten wird nun bleiben, ob er trotz aktuell schlechter Bedingungen für die Bundespartei das Ergebnis seines Landesparteichef-Vorgängers Christian Benger (15,5 Prozent) überflügeln wird.

Zur Person

Martin Gruber, geboren am 29.4.1983, verheiratet, Vater von zwei Töchtern und einem Sohn. Ab 2004 Landes-Vertragsbediensteter, von 2009 bis 2018 Bürgermeister von Kappel am Krappfeld. Seit 2010 Vize-Obmann des Bauernbundes, seit 2013 Bezirksparteichef von St. Veit/Glan. ÖVP-Landesparteiobmann seit April 2018, seit 12. April 2018 Landesrat für unter anderem ländlichen Raum, Landwirtschaft, ländliches Wegenetz, Straßen-, Brücken- und Radwegebau, Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei.

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  • Der 40-Jährige übernahm vor fünf Jahren eine zerrüttete ÖVP und den Landesratsposten.