Bolton: "Eine Liste von Waffen ist keine Strategie"
Angesichts der Waffenlieferungen für die Ukraine äußert Bolton Bedenken, weil ein klarer Plan fehle: "Zuerst muss man eine Strategie entwickeln, und dann muss man entscheiden, welche Mittel man braucht, um die strategischen Ziele zu erreichen". Die Debatten rund um die Lieferung von Waffensystemen – nach Panzern bringt die Ukraine auch Kampfjets ins Gespräch – seien dabei nicht zielführend: "Eine Liste von Waffen ist keine Strategie".
Die Atomdrohungen Putins bewertet Bolton unterdessen als "Bluff". Man müsse die Gefahr vor Atombomben zwar ernst nehmen, aber: "wenn man dem Bluff Glauben schenkt, gewinnt Putin, ganz ohne Atomwaffen einzusetzen", so Bolton.
Bolton kritisiert deutsche Panzerlieferungen
In der Frage von Waffenlieferungen kritisiert Bolton auch den amerikanischen NATO-Partner Deutschland unter Kanzler Olaf Scholz. Bei der Frage um Leopard-Panzerlieferungen zögerte Deutschland wochenlang – und entschloss sich schließlich doch zur Lieferung von Panzern.
Laut Bolton sei die Zustimmung aber erst gekommen, nachdem die USA ebenfalls Kampfpanzerlieferungen zugesagt hätten. Diese Herangehensweise kritisiert er: "Es ist sehr schwer, ein Bündnis zu führen, wenn man auf diese Weise verhandeln muss: Ich will das nicht tun, ihr müsst es zuerst tun."
Diese Haltung würde Putin in die Hände spielen, meint Bolton: "Putin glaubt, dass er die Deutschen kennt". Als Agent für den sowjetischen Geheimdienst KGB war Putin im ostdeutschen Dresden stationiert. Für Bolton ist das Ziel Putins eindeutig – er wolle Deutschland und Frankreich von den anderen NATO-Ländern "abspalten".
Trumps These sei "einfältig"
In einem Interview mit dem Rechtsanwalt Ron Filipkowski gab Donald Trump zu Protokoll, er könne den Ukraine-Krieg "innerhalb von 24 Stunden" beenden. Man müsse Putin und Selenskyj in einen Raum bringen und er als Präsident würde dort "Dinge" sagen, um den Krieg sofort zu beenden.
https://twitter.com/RonFilipkowski/status/1621315495466045441
Diese These hält Bolton für "einfältig": "Donald Trump versucht also wieder einmal, seine eigene Rolle im Weltgeschehen aufzublasen. Es ist völlig unrealistisch, dass er oder irgendjemand anderes - einschließlich Mutter Teresa, wenn sie noch am Leben wäre - diesen Krieg beenden könnte." Bolton war von 2018 bis 2019 Sicherheitsberater von Donald Trump. Wegen Meinungsverschiedenheiten hatte Trump ihn zum Rücktritt gedrängt.
Zusammenfassung
- John Bolton, der ehemalige UN-Botschafter der USA und Ex-Trump-Berater, fordert im Interview mit PULS 24 Anchor Thomas Mohr einen klaren Plan zur Unterstützung der Ukraine. Denn, so Bolton: "Eine Liste von Waffen ist keine Strategie".
- Außerdem kritisiert er die Haltung des deutschen Kanzlers Olaf Scholz bei den Waffenlieferungen und die Aussagen von Ex-Präsident Donald Trump als "einfältig".
- Putins Atom-Drohgebärden sind laut Bolton nur ein "Bluff".