Joe Biden als Sieger des letzten TV-Duells

Zwölf Tage vor der US-Präsidentenwahl haben sich Amtsinhaber Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden das harte letzte TV-Duell geliefert. Während Biden Trumps Coronapolitik scharf kritisierte, versuchte der Präsident seinen Kontrahenten als korrupt darzustellen.

Vom Chaos der ersten TV-Debatte war am Donnerstagabend wenig zu spüren. Die Diskussion zwischen US-Präsidenten Donald Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden in Nashville, Texas, verlief gesitteter als die erste Debatte Ende September. Sieger des Duells war Joe Biden, zumindest wenn es nach den Zuschauern auf CNN geht.

53 Prozent der Befragten nannten Biden als Sieger, 39 Prozent Trump. Das Verhältnis entsprach somit in etwa den allgemeinen Umfragewerten der beiden Kontrahenten.

Keine störenden Zwischenrufe möglich

Nach vernichtender Kritik am chaotischen Rededuell, in dem sich Biden mit Kraftausdrücken gegen Trump verteidigt hatte, waren die Regeln für das Fernsehduell geändert worden. Um Unterbrechungen zu unterbinden, wurde nur das Mikrofon jenes Kandidaten eingeschaltet, der gerade am Wort war. Die Regeländerung wirkte offenbar.

Analyse der letzten TV-Debatte vor der US-Wahl

Die Kandidaten ließen einander ausreden und folgten weitgehend den Fragen der Moderatorin Kristen Welker. Ihre Missbiligung füreinander drückten sie eher mit einem Grinsen oder einem Kopfschütteln aus.

Obwohl sich die beiden Kandidaten inhaltlich nichts schenkten, ging es nur zeitweise heiß her. Trump versuchte immer wieder, die Glaubwürdigkeit seines Herausforderers Biden zu untergraben.

Verbale Attacken gegen Bidens Sohn

Er brachte immer wieder Vorwürfe auf, dass Bidens Sohn Hunter zweifelhafte Geschäfte in der Ukraine gemacht habe - und dass Biden, damals Vizepräsident, angeblich davon profitiert habe. "Ich habe niemals in meinem Leben einen Penny von einer ausländischen Quelle angenommen", konterte Biden. "Ich mache kein Geld mit China, Sie schon. Ich mache kein Geld mit der Ukraine, Sie schon", sagte Biden.

Der Demokrat versuchte vor allem mit der Thematisierung der Coronakrise zu punkten. Er warf dem Amtsinhaber wiederholt vor, für die mehr als 200.000 Coronatoten in den USA verantwortlich zu sein. "Wer für so viele Tote verantwortlich ist, sollte nicht Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben", sagte Biden. Er hielt dabei auch seine Maske in die Höhe und betonte, dass allein durch konsequentes Maskentragen hätten 100.000 Tote vermieden werden können.

Trump versuchte, Optimismus in der Coronakrise zu verbreiten und verwies auch auf seine eigene Geschichte als Coronapatient.

Biden befürchtet weitere 200.000 Coronatote

In einem Seitenhieb auf seinen Gegenkandidaten sagte er, dass sich nicht jeder "in einem Keller" verstecken könne. Man müsse lernen, mit dem Coronavirus zu "leben", sagte er. Das löste eine scharfe Reaktion des 77-jährigen Bidens aus: "Die Leute lernen, damit zu sterben!"

Die optimistischen Äußerungen Trumps quittierte Biden mit der Aussage, dass sie "vom gleichen Typen kommen, der euch sagte, dass das zu Ostern vorbei sein wird. Der gleiche Typ, der euch sagte, macht euch keine Sorgen, wir werden das bis Sommer beenden. Wir stehen vor einem dunklen Winter, einem dunklen Winter, und er hat keinen Plan", so Biden. Er äußerte Biden die Befürchtung, dass es bis Jahresende weitere 200.000 Coronatoten im Land geben könnte.

Auf den Vorwurf, er übernehme keine Verantwortung für die Krise entgegnete Trump: "Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es hierher bekommen ist. Es ist nicht Joes Schuld. Es ist Chinas Schuld."

Biden wirft Trump Rassismus vor

Der bei Schwarzen populäre Biden bekräftigte, dass es in Amerika in den Institutionen verankerten Rassismus gebe. Trump bezeichnete er als den rassistischsten Präsidenten. "Er gießt in jedes einzelne rassistische Feuer Öl." Der Präsident wiederholte seine Behauptung, dass niemand mehr als er für schwarze Amerikaner getan habe - mit Ausnahme von Präsident Abraham Lincoln mit der Abschaffung der Sklaverei. "Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum", sagte er - direkt neben der afroamerikanischen Moderatorin Kristen Welker.

Biden wehrte sich auch gegen den Vorwurf Trumps, er wolle eine "sozialistische Medizin" einführen. "Jeder sollte das Recht auf eine bezahlbare Gesundheitsversorgung haben", betonte er. Dabei solle es die Wahl geben zwischen einer Privatversicherung und der Option auf eine öffentliche Versorgung. Das von ihm geplante System einer "Bidencare" solle auch erschwingliche Presse für Arzneimittel ermöglich. Das habe nichts mit Sozialismus zu tun, betonte er.

Das erste TV-Duell

ribbon Zusammenfassung
  • Zwölf Tage vor der US-Präsidentenwahl haben sich Amtsinhaber Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden das erwartete harte letzte TV-Duell geliefert.
  • Während Biden in Nashville vernichtende Kritik an Trumps Coronapolitik übte, versuchte der Präsident seinen Kontrahenten als korrupt darzustellen.
  • Laut CNN hatte Biden die Nase vorne.
  • Biden wehrte sich auch gegen den Vorwurf Trumps, er wolle eine "sozialistische Medizin" einführen.