Israels Premier seltener Gast bei ägyptischem Präsidenten
Ägypten hatte Israel als erstes Land der arabischen Welt im Jahr 1979 anerkannt und einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen. Ägypten trat in dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern schon mehrfach als Vermittler auf. Kairo vermittelte zuletzt die Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas. Diese trat am 21. Mai in Kraft. Sie beendete einen militärischen Waffengang über elf Tage zwischen Israel und militanten Palästinensern im Gazastreifen.
Die Friedensgespräche zwischen Israel und der Palästinenserführung unter US-Vermittlung liegen seit 2014 auf Eis. Insbesondere dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump (2017-21) warfen die Palästinenser vor, einseitig Partei für Israel zu ergreifen. Israel wird seit Mitte Juni von einer breiten Acht-Parteien-Koalition unter Ministerpräsident Bennett von der ultra-rechten Yamina-Partei regiert.
Aktuell bereitet sich die ägyptische Regierung laut israelischen Medienberichten auf neue indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über einen Gefangenenaustausch vor. Israel bemüht sich seit Jahren um die Freilassung von zwei israelischen Zivilisten sowie um die Übergabe der Leichen von zwei 2014 im Gaza-Krieg getöteten israelischen Soldaten. Die Hamas hatte in der Vergangenheit im Gegenzug die Freilassung von Dutzenden palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen gefordert.
Ägypten hatte sich auch zuvor um Vermittlung zwischen beiden Seiten bemüht. Entscheidend sind dabei vor allem die Beziehungen der Regierung in Kairo zur Hamas im Gazastreifen. Ägypten kontrolliert den einzigen Grenzübergang in den schmalen Küstenstreifen am Mittelmeer und ließ Verwundete der Angriffe in Gaza im Mai auch in ägyptischen Krankenhäusern behandeln.
Schon im Dezember hatte es Spekulationen über einen möglichen Besuch von Bennetts Vorgänger Benjamin Netanyahu bei Sisi gegeben. Die beiden trafen sich erstmals 2017 am Rande der UNO-Generalversammlung in New York, 2018 gab es zudem Berichte über einen geheimen Besuch Netanyahus in der ägyptischen Hauptstadt. Bei der letzten offiziellen Reise eines israelischen Regierungschefs nach Ägypten hatte Netanyahu 2011 den inzwischen verstorbenen Präsidenten Hosni Mubarak besucht.
Mit den Vermittlungen dürfte Sisi auch hoffen, sich bei den USA in ein gutes Licht zu rücken. Dort wird bald eine Entscheidung über die Freigabe von Militärhilfe in Höhe von 300 Millionen Dollar (255 Mio. Euro) an Ägypten erwartet. Die US-Regierung kann diesen Teil von jährlich insgesamt 1,3 Milliarden Dollar Militärhilfe zurückhalten wegen der Menschenrechtslage in Ägypten. Die Regierung in Kairo hatte hier zuletzt Verbesserungen versprochen. Menschenrechtsorganisationen beschreiben die Zustände im Land seit Jahren aber als verheerend.
Zusammenfassung
- Erstmals seit zehn Jahren ist mit Naftali Bennett wieder ein israelischer Ministerpräsident offiziell nach Ägypten gereist.
- Bennett traf Präsident Abdel Fattah al-Sisi am Montag im Küstenort Sharm el-Sheikh.
- Ägypten hatte Israel als erstes Land der arabischen Welt im Jahr 1979 anerkannt und einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen.
- Ägypten trat in dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern schon mehrfach als Vermittler auf.