Israels Luftwaffe greift im Jemen an, WHO-Chef unter Feuer
"Als wir vor etwa zwei Stunden für unseren Flug aus Sanaa an Bord gehen wollten, wurde der Flughafen bombardiert", erklärte der Generaldirektor auf der Plattform X. Eines der Besatzungsmitglieder des Flugzeugs sei verletzt worden. Bei dem Angriff sei der Kontrollturm und die Abflughalle beschädigt worden, "nur wenige Meter von dort, wo wir waren", zudem sei die Startbahn beschädigt worden, schrieb er weiter. Tedros war in den Jemen gereist, um die Freilassung gefangen gehaltener UNO-Mitarbeiter zu verlangen und sich ein Bild von der humanitären Lage in dem Land zu machen.
Das Team müsse warten, bis der Flughafen repariert werde, um abfliegen zu können. Tedros zitierte Berichte, wonach zwei Menschen bei dem Angriff auf den Flughafen getötet worden seien. Die Mitglieder der UNO- und WHO-Delegation blieben unverletzt und befänden sich in Sicherheit. "Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Familien derjenigen, die bei diesem Angriff ihr Leben verloren haben", schrieb Tedros.
Laut Israel haben Kampfjets auch Bereiche in mehreren Häfen, darunter in Hodeidah, sowie in zwei Kraftwerken des Landes attackiert. Israel wirft der Houthi-Miliz vor, zivile Infrastruktur für militärische Zwecke zu nutzen, etwa für den Schmuggel von Waffen aus dem Iran. Die Angriffe seien auf Ziele an der Westküste und im Landesinnern erfolgt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Dem israelischen Beschuss waren Angriffe der jemenitischen Houthi-Rebellen auf Israel vorausgegangen. Am Samstag waren 16 Menschen bei einem Houthi-Angriff auf Tel Aviv verletzt worden. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte danach gedroht, die Houthi würden dafür "teuer bezahlen". Am Donnerstag erklärte Netanyahu, sein Land werde seine Angriffe auf die Huthi-Rebellen fortsetzen, bis "die Aufgabe erledigt ist". Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz drohte, Israel werde "alle Houthi-Anführer jagen - niemand wird uns entkommen".
Die Houthi sind wie die palästinensische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen und die libanesische Hisbollah-Miliz mit Israels Erzfeind Iran verbündet. Seit Beginn des durch den Hamas-Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelösten Gaza-Kriegs feuert die Houthi-Miliz immer wieder Raketen auf Israel ab. Zudem greift sie seitdem Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an - eigenen Angaben zufolge "aus Solidarität" mit den Palästinensern im Gazastreifen.
Der Iran verurteilte die israelischen Angriffe vom Donnerstag als "klaren Verstoß gegen den internationalen Frieden und Sicherheit". Die islamistische Hamas sprach von einer "Aggression" gegen ihre "Brüder aus dem Jemen".
Die Vereinten Nationen kritisierten die Eskalation zwischen Israel und dem Jemen scharf. "Die heutigen israelischen Luftangriffe auf den internationalen Flughafen von Sanaa, Häfen am Roten Meer und Kraftwerke im Jemen sind besonders alarmierend", sagte der Sprecher von UNO-Generalsekretär António Guterres bei einer Pressekonferenz in New York. Er zeigte sich zudem besorgt über die Gefahr einer weiteren regionalen Eskalation im Nahen Osten.
Zusammenfassung
- Israels Luftwaffe hat Angriffe auf die Houthi-Miliz im Jemen bestätigt, darunter den internationalen Flughafen in Sanaa, wobei laut Houthi-Angaben sechs Menschen getötet wurden.
- Ein Team der WHO um Tedros Adhanom Ghebreyesus geriet unter Beschuss, als der Flughafen bombardiert wurde; der Kontrollturm und die Abflughalle wurden beschädigt.
- Die Vereinten Nationen kritisieren die israelischen Angriffe und warnen vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten.