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Israelische Luftangriffe auf militärische Ziele im Iran

Israel hat seinen seit Wochen erwarteten Vergeltungsschlag auf den Iran gestartet. Das israelische Militär teilte am frühen Samstagmorgen mit, man führe "als Reaktion auf die seit Monaten andauernden Angriffe des iranischen Regimes" auf Israel "derzeit präzise Angriffe auf militärische Ziele im Iran durch". Iranische Medien berichteten unterdessen von Explosionen im Westen der Hauptstadt Teheran.

Wie das iranische Staatsfernsehen meldete, sei die Luftabwehr aktiviert worden. Welche Ziele genau getroffen wurden, war zunächst völlig unklar.

Das israelische Militär teilte weiter mit, das iranische Regime und seine Stellvertreter in der Region griffen Israel seit dem 7. Oktober vergangenen Jahres unerbittlich an - an sieben Fronten - einschließlich direkter Angriffe von iranischem Boden aus. "Wie jedes andere souveräne Land der Welt hat der Staat Israel das Recht und die Pflicht zu reagieren." Die defensiven und offensiven Fähigkeiten seien voll mobilisiert. "Wir werden alles Notwendige tun, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen."

Der Gegenschlag folgte auf die jüngste iranische Raketenattacke. Am 1. Oktober hatten die Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, rund 200 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff erfolgte nach einer Reihe von gezielten Tötungen auf iranischem Territorium durch Israel, die sich gegen zentrale Akteure in Irans Netzwerk nicht-staatlicher Verbündeter richteten. Irans Revolutionsgarden hatten in den vergangenen Tagen immer wieder betont, entschieden auf einen israelischen Angriff reagieren zu wollen.

Nach dem israelischen Vergeltungsangriff sind die beiden Hauptstadt-Flughäfen in Teheran nach iranischen Angaben weiter im Betrieb. Wie der staatliche Rundfunk berichtete, es gebe keine Einschränkungen. Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete unterdessen unter Berufung auf Kreise im Rettungsdienst, dass keine Opfer in Teheran gemeldet wurden. Das Internet in der Hauptstadt war stark gedrosselt.

Laut der iranischen Agentur Fars waren Militärstützpunkte im Süden und Südwesten Teherans Ziel der Angriffe. Laut weiteren iranischen Medien gab es etwa auch in der Stadt Karaj nahe Teheran Detonationen. Das genaue Ausmaß der Angriffe war zunächst nicht klar. Von offizieller Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

Das israelische Kabinett hatte Medienberichten zufolge den Vergeltungsschlag auf den Iran kurz vor dem Angriff autorisiert. Eine entsprechende Telefonkonferenz mit Regierungschef Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant habe am Freitagabend stattgefunden, berichtete die Zeitung "Haaretz". Die Minister seien in den vergangenen Tagen über den Rahmen des offensichtlichen Angriffsplans informiert worden, hieß es.

Die USA waren nach Angaben eines Sprechers des Weißen Hauses über Israels Vorgehen informiert, aber nicht an der Operation beteiligt. Washington bezeichnete die Angriffe Israels auf Ziele im Iran als "Manöver zur Selbstverteidigung". Die "gezielten Angriffe auf militärische Ziele" seien überdies eine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff auf Israel am 1. Oktober, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Sean Savett, am Freitag (Ortszeit) in Washington. US-Außenminister Antony Blinken hatte am Mittwoch gewarnt, Israels Vergeltungsmaßnahmen dürften nicht zu einer weiteren Eskalation im Nahen Osten führen.

Die israelischen Angriffe auf den Iran zielen laut US-Medienberichten nicht auf iranische Atomanlagen oder Ölfelder. Die Attacke konzentriere sich tatsächlich auf militärische Ziele, berichteten die Sender ABC und NBC. Die USA hatten Israel in den vergangenen Wochen eindringlich aufgefordert, keine iranischen Öl-und Atomanlagen anzugreifen. Laut "New York Times" hatten sich Beamte des Weißen Hauses und des Pentagon in den vergangenen Tagen eng mit Israel über den Umfang und die Art der Ziele beraten, die Israel im Iran angreifen könnten.

Israel hat nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA in der Nacht auf Samstag auch militärische Einrichtungen im Zentrum und im Süden Syriens unter Beschuss genommen. Die Raketen seien aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen und dem Libanon gekommen und hätten zum Teil abgefangen werden können, berichtete die Agentur. Zuvor hatte es laut SANA auch Explosionen in der Nähe der Hauptstadt Damaskus gegeben. Das syrische Regime ist mit Israels Erzfeind Iran verbündet.

ribbon Zusammenfassung
  • Die USA wurden über die israelischen Angriffe informiert, beteiligten sich jedoch nicht daran. Washington bezeichnete die Operation als Selbstverteidigung und warnte vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten.
  • In Teheran wurden keine Opfer gemeldet und die Hauptstadt-Flughäfen blieben in Betrieb. Das Internet wurde stark gedrosselt, während Explosionen in der Nähe von Militärstützpunkten im Süden und Südwesten Teherans gemeldet wurden.