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Israel weitet Angriffe in Khan Younis im Gazastreifen aus

Die israelische Armee weitet nach eigenen Angaben ihre Einsätze in und um die Stadt und das Flüchtlingslager Khan Younis im Süden des Gazastreifens aus. Nähere Details zu den Plänen nannte das Militär in einer Erklärung am Freitag zunächst nicht. Soldaten hätten am Donnerstag Terroristen unter anderem in Khan Younis und im nördlichen Gazastreifen getötet, hieß es darin. "Die Truppen eliminierten Dutzende Terroristen durch Luftangriffe sowie Scharfschützen- und Panzerfeuer."

Ägypten empfing unterdessen eine Delegation der palästinensischen Terrororganisation. Dabei sollte es um einen Vorschlag Kairos zur Beendigung des Konflikts gehen. Der von Kairo vorgelegte Plan sieht erneuerbare Feuerpausen, eine gestaffelte Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Gefangene und schließlich ein Ende des Krieges vor, wie es aus dem Umfeld der Hamas hieß. Ein Hamas-Vertreter erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die Delegation wolle in Kairo "die Antwort der Palästinensergruppen einschließlich einiger Bemerkungen" zu dem Vorschlag überbringen, der kürzlich der Hamas und dem Islamischen Jihad übermittelt worden sei. Ziel der Hamas seien "Garantien für einen vollständigen Abzug des israelischen Militärs" aus dem Gazastreifen, sagte der Hamas-Vertreter.

Die israelische Armee erklärte, in verschiedenen Gefechten Dutzende bewaffnete Hamas-Mitglieder getötet zu haben. In Wohnungen von Mitgliedern der islamistischen Hamas hätten israelische Einsatzkräfte zudem Sprengstoff gefunden. Mit Sprengsätzen versehene Gebäude seien zerstört worden. In der Gegend fanden Soldaten den Angaben nach auch etliche Tunnel und Waffen. Die Angaben des Militärs ließen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.

Israel vermutet, dass sich in Khan Younis die Führungsspitze der militanten Palästinenser-Organisation Hamas versteckt hält. Das Militär hatte die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt zuvor aufgefordert, sich in Rafah nahe der ägyptischen Grenze in Sicherheit zu bringen.

Die israelische Armee gab am Freitagabend bekannt, auch eines der Verstecke von Hamas-Führer Yahya Sinwar gefunden und zerstört zuhaben. Das Haus habe sich nahe der Stadt Gaza im nördlichen Teil des abgeriegelten Küstenstreifens befunden. Im Keller des Hauses seien die israelischen Soldaten auf einen Tunneleingang gestoßen. Dieser habe zu unterirdischen Gängen in einer Tiefe von 20 Metern und mit einer Länge von 218 Metern geführt. Der Tunnel verfügte den Angaben zufolge über Elektrizität, Ventilation und Kanalisation. Auch Gebets- und Ruheräumlichkeiten hätten dazugehört. Sinwar gilt als einer der Planer des Massakers, bei dem die Hamas und andere Organisationen am 7. Oktober in Israel rund 1200 Menschen getötet hatten. Das schlimmste Blutbad in der Geschichte Israels war der Auslöser des Gaza-Kriegs.

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und begann Ende Oktober mit einer Bodenoffensive. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet und der hohen Zahl ziviler Opfer geriet Israel zuletzt international immer mehr unter Druck.

Bereits am Mittwoch hatte es nach Angaben der Sanitäter und des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums beim Bombardement eines Wohnhauses in Khan Younis mehr als 20 Tote gegeben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man gehe dem neuen Bericht nach. Bei einem weiteren israelischen Angriff auf ein Gebäude in der Nähe des Al-Amal-Krankenhauses in Khan Younis waren am Donnerstag zehn Menschen getötet und zwölf weitere verletzt worden, hatte der Palästinensische Rote Halbmond mitgeteilt.

Die Rettungsorganisation will nun im umkämpften Khan Younis ein Lager für Binnenflüchtlinge errichten. Wie die Organisation am Donnerstagabend auf der Plattform X bekannt gab, sollen zunächst 300 Zelte für von Israel vertriebene Familien erreichtet werden. Später solle die Kapazität auf 1.000 Zelte erweitert werden, um Hunderten von vertriebenen Familien eine Unterkunft zu bieten, hieß es. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte bei einer Pressekonferenz zu den Operationen in Khan Younis: "Unsere Aufgabe ist, die Hamas zu zerschlagen, damit sie keine militärischen Fähigkeiten mehr hat und nicht mehr regieren kann."

Bei einem israelischen Luftangriff in Rafah wurden nach Angaben der von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde des Gazastreifens 20 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet. 55 weitere seien verletzt worden, teilte ein Behördensprecher mit.

ribbon Zusammenfassung
  • Die israelische Armee weitet nach eigenen Angaben ihre Einsätze in und um die Stadt und das Flüchtlingslager Khan Younis im Süden des Gazastreifens aus.
  • Soldaten hätten am Donnerstag Terroristen unter anderem in Khan Younis und im nördlichen Gazastreifen getötet, hieß es darin.
  • Israel vermutet, dass sich in Khan Younis die Führungsspitze der militanten Palästinenser-Organisation Hamas versteckt hält.