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Indonesien wählte neuen Präsidenten

Indonesien hat am Mittwoch einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Rund 205 Millionen Menschen sind im viertbevölkerungsreichsten Land der Welt stimmberechtigt. Die meisten der 820.000 Wahllokale schlossen um 13.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MEZ).

Als haushoher Favorit auf die Nachfolge des beliebten Präsidenten Joko Widodo, genannt Jokowi, gilt Ex-General Prabowo Subianto. Laut Umfragen könnte er auf über 50 Prozent der Stimmen kommen und müsste somit nicht in eine Stichwahl.

Vorläufige Ergebnisse werden spätestens am Abend Ortszeit erwartet. Das offizielle Ergebnis soll aber erst Ende März verkündet werden.

Jokowis Sohn als Vize-Präsident?

Jokowi darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Als Vize-Präsidenten hat Prabowo aber Jokowis 36-jährigen ältesten Sohn Gibran Rakabuming Raka nominiert. Dafür ließ der Staatspräsident selbst dem Verfassungsgericht die Vizepräsidentschaftskandidatur seines Sohnes erlauben, obwohl Gibran laut Gesetz für dieses Amt eigentlich mindestens 40 Jahre alt sein müsste.

Kritiker werfen dem Noch-Präsidenten daher auch vor, eine politische Familiendynastie aufbauen zu wollen.

Vorwurf der Menschenrechtsverletzung

Dem Wahlfavoriten Prabowo werden indes Menschenrechtsverletzungen während der Herrschaft des ehemaligen Diktators Suharto (1966-1998) vorgeworfen, der auch sein Schwiegervater war. Insbesondere soll der frühere Offizier als Mitglied einer Eliteeinheit an der Entführung und Folter von über 20 regimekritischen Aktivisten im Jahr 1998 beteiligt gewesen sein.

Von rund einem Dutzend der damals Entführten ist der Verbleib bis heute unbekannt. Prabowo weist die Vorwürfe zurück. Der Popularität des sich auf Social Media als liebenswerter Großvater inszenierenden Favoriten tun die Ereignisse der Vergangenheit indes keinen Abbruch.

Gegen Prabowo (72) treten der Gouverneur der Provinz Zentraljava, Ganjar Pranowo (55), und der frühere Gouverneur von Jakarta und Ex-Bildungsminister Anies Baswedan (54) an. Alle drei stehen für eine Fortführung der erfolgreichen, auf wirtschaftliche Entwicklung ausgerichteten Politik der Jokowi-Ära.

Schlangen vor Wahllokalen

Auf der Urlaubsinsel Bali bildeten sich schon am frühen Morgen Schlangen vor den Wahllokalen, viele kamen in ihrer traditionellen Kleidung. In der Hauptstadt Jakarta auf Java war der Zustrom wegen Starkregens zunächst verhalten: Teile der Mega-Metropole waren am Mittwoch überschwemmt.

Auf Nachfrage sagen die meisten Wähler, dass nur Prabowo die nötige Erfahrung mitbringe, um den wirtschaftlichen Siegeszug der Jokowi-Ära fortzuführen. Dass er den Sohn des Amtsinhabers, Gibran Rakabuming Raka, als Vize-Präsidenten nominiert hat, sehen Beobachter als Geniestreich. Gibran ist wie sein Vater extrem beliebt und verkörpert genau das, was sich die vielen Millennials und Generation-Z-Zugehörigen unter den Wählern wünschen: einen jugendlichen Gegenpol zum Langzeit-Politiker Prabowo. Noch lieber hätten die meisten aber, dass Jokowi weitermacht.

Mit 274 Millionen Einwohnern ist der G20-Staat die drittgrößte Demokratie und das größte muslimische Land der Erde. Das Archipel ist dank riesiger Nickelerz-Vorkommen auch die größte Volkswirtschaft Südostasiens.

ribbon Zusammenfassung
  • Indonesien hat am Mittwoch einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt.
  • Rund 205 Millionen Menschen sind im viertbevölkerungsreichsten Land der Welt stimmberechtigt.
  • Die meisten der 820.000 Wahllokale schlossen um 13.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MEZ).
  • Als haushoher Favorit auf die Nachfolge des beliebten Präsidenten Joko Widodo, genannt Jokowi, gilt Ex-General Prabowo Subianto.
  • Laut Umfragen könnte er auf über 50 Prozent der Stimmen kommen und müsste somit nicht in eine Stichwahl.