Immer mehr Kinder unter drei besuchen einen Kindergarten
Insgesamt erreichten die Zahlen in diesem Kindergartenjahr mit über 76.000 unter Dreijährigen und knapp 254.000 Drei- bis Fünfjährigen (94,7 Prozent der Altersgruppe) in Kinderbetreuungseinrichtungen einen neuen Höchststand, hieß es in einer Aussendung der Statistik Austria. Bei den unter Dreijährigen gab es dabei in allen Bundesländern Zuwächse, wie Generaldirektor Tobias Thomas betonte.
"Wir haben einen Spitzenwert in der Kinderbetreuung", zeigte sich Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) per Aussendung erfreut. Inklusive Betreuung durch Tageseltern sah sie die Betreuungsquoten noch etwas höher, nämlich bei 32,1 Prozent bei den unter Dreijährigen und bei 95,4 bei den Älteren. Über die "Kindergartenmilliarde" - das sind Förderungen des Bundes von jährlich 200 Mio. Euro bis 2026/27 - solle der Ausbau durch die Länder weiter vorangetrieben werden, damit mehr Plätze mit mehr Qualität und flexibleren Öffnungszeiten entstehen.
Das eigentlich bereits für 2010 EU-weit vereinbarte "Barcelona-Ziel", wonach ein Drittel der Kleinkinder Betreuungseinrichtungen besuchen sollten, ist damit in Österreich allerdings immer noch nicht erreicht. Ende 2022 wurde das "Barcelona-Ziel" noch einmal erhöht, bis 2030 sollen demnach 45 Prozent der unter Dreijährigen in Betreuung sein. Österreich hat angesichts der weiterhin vergleichsweise niedrigen Quote allerdings einen alternativen Zielwert von 31,9 Prozent vereinbart - sehr zum Ärger etwa von Arbeiterkammer oder Gewerkschaft.
Die nach Bundesländern insgesamt niedrigste Betreuungsquote bei Kindern unter drei gibt es immer noch in der Steiermark mit 19,9 Prozent, 2012/13 war der Wert allerdings mit 11,2 Prozent noch deutlich geringer. Weit über dem Österreich-Schnitt von 29,9 Prozent liegt wiederum Wien mit 42,0 Prozent (2012/13: 34,8), ebenfalls höhere Werte gibt es im Burgenland (38,9), in Vorarlberg (34,7) und Niederösterreich (30,1). Etwas unter dem Bundesschnitt liegen Tirol (29,5) und Kärnten (29,3), deutlich darunter neben der Steiermark auch Salzburg (26,0) und Oberösterreich (20,8).
Sehr große Unterschiede gibt es weiterhin auch beim Ausmaß der Betreuung, berichtete Regina Fuchs, Leiterin Direktion Bevölkerung der Statistik Austria, im Ö1-"Mittagsjournal". Während in Wien über 90 Prozent und im Burgenland über 70 Prozent der Plätze VIF-konform und damit mit einer Vollzeitstelle der Eltern vereinbar sind, liegt der Wert in allen anderen Bundesländern unter 50. Schlusslicht sind Nieder- und Oberösterreich mit rund einem Viertel. Über ganz Österreich ist der Anteil an VIF-konformen Plätzen im Vergleich zu früheren Jahren sogar zurückgegangen: Nur 48,6 Prozent der Kindergartenplätze ermöglichen den Eltern eine Vollzeitstelle, vor zwei Jahren waren es noch 52.
SPÖ-Familiensprecherin Petra Wimmer sprach angesichts dessen in einer Aussendung von ernüchternden Ergebnissen. Noch immer seien die Zahlen weit entfernt von den angestrebten Barcelona-Zielen. "Österreich kann noch immer keine annähernd zufriedenstellenden Fortschritte bei der Kinderbetreuung verzeichnen. Das ist sicher kein Grund für die überbordende Begeisterung, die Ministerin Raab an den Tag legt", meinte sie. Auch ihr Fraktionskollege und Wiener Kinderfreunde-Chef Christian Oxonitsch kritisierte dies.
Für NEOS-Familiensprecher Michael Bernhard sind diese Zahlen ebenfalls ein "Armutszeugnis". "Die Länder außer Wien lassen berufstätige Mütter und Väter und die Kinder im Stich und nehmen den Eltern die Freiheit, selbst entscheiden zu können, ob und wie viel sie arbeiten." Österreich brauche eine rasche Trendumkehr weg von "rückschrittlichen und frauenfeindlichen Herdprämien", hin zu einer flächendeckenden, möglichst kostenlosen Kinderbetreuung mit Rechtsanspruch ab dem ersten Geburtstag.
Bei den generellen Betreuungsquoten gilt weiterhin: Je älter die Kinder, umso höher der Anteil. Unter den Zweijährigen besuchen 59,4 Prozent einen Kindergarten bzw. eine Krippe, bei den Einjährigen sind es 27,1 und bei Kindern vor dem ersten Geburtstag nur 2,0 Prozent.
Am höchsten ist die Quote bei den Drei- bis Fünfjährigen mit insgesamt 94,7 Prozent. Dabei sind es bei den Dreijährigen 88,8 Prozent - das ist der größte Anstieg im Zehnjahresvergleich (2012/13: 81,5 Prozent). Bei den Vierjährigen gingen zuletzt 96,0 Prozent in den Kindergarten, bei den Fünfjährigen 99,1 Prozent. Die höchsten Werte nach Bundesländern werden bei den Älteren in Niederösterreich (98,9 Prozent) und dem Burgenland (97,2) erreicht, am niedrigsten sind sie in der Steiermark (89,3) und in Kärnten (91,7).
Zusammenfassung
- Der Anteil der Kinder unter drei Jahren, die eine Krippe oder einen Kindergarten besuchen, ist zuletzt weiter leicht gestiegen, zeigt die am Donnerstag veröffentlichte neue Kindertagesheimstatistik der Statistik Austria.
- 2022/23 haben demnach 29,9 Prozent dieser Altersgruppe einen Kindergarten besucht.
- Im Jahr davor lag der Anteil bei 29,1 Prozent.
- Bei den generellen Betreuungsquoten gilt weiterhin: Je älter die Kinder, umso höher der Anteil.